Corona-Krise

Deshalb trifft die Corona-Pandemie die Wirtschaft so hart

Deshalb trifft die Corona-Pandemie die Wirtschaft so hart

Deshalb trifft die Corona-Pandemie die Wirtschaft so hart

Michael Kierstein/shz.de
Kiel
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Christof Tatka, Geschäftsführer von Perfakta, kann aus Betriebsdaten Rückschlüsse auf das Handwerk ziehen. Foto: Michael Kierstein

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Perfakta verfügt über Daten aus dem Handwerk. Sie sehen, welcher Betrieb gut durch die Krise kommen wird.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie könnten für die schleswig-holsteinische Wirtschaft verheerende Folgen haben. In diesem Punkt sind sich die Experten einig. Der Verein „perfakta – Handwerk in Zahlen“ verfügt jedoch über Daten aus dem Handwerk, die aufzeigen, dass die Pandemie daran nur bedingt schuld ist. Der Verein nimmt Betriebsvergleiche und Unternehmensanalysen vor. Somit liegen ihm Daten vor, die Rückschlüsse auf große Teile des Handwerks in Schleswig-Holstein zulassen.

„Auch ohne Krise können wir drei bis fünf Jahre im Voraus sehen, ob einem Betrieb das Geld knapp wird“, sagt Christof Tatka, der Geschäftsführer des Vereins. Die Krise hat diese Entwicklung jedoch teilweise beschleunigt. Es gibt dennoch unvorhergesehene Gewinner.

Fehler der Vergangenheit werden aufgedeckt

Oft spielt aber auch Glück eine Rolle. So würde es Bäckern, die kein Café betreiben, sondern hochwertiges Brot verkaufen nun deutlich besser gehen, als vor der Krise. Die Bäcker, die ein Café betreiben, hätten hingegen mit hohen Einbußen zu kämpfen, da diese nicht genutzt werden dürfen. So gibt es für jedes Gewerk Beispiele für Gewinner und Verlierer. Einige Branchen haben allerdings in Gänze gewonnen. „Belastbare Zahlen haben wir für das Jahr 2019 schon ausgewertet. Für 2020 sprechen wir hier über Trends“, erklärt der Diplom-Volkswirt.

Tatka nennt hier beispielsweise die Raumausstatter. „Die Leute hatten Geld über, das sie für andere Sachen, die nun verboten sind, eingeplant hatten. Gleichzeitig sind sie viel zu Hause und dann fällt ihnen auf, dass der Teppich sie schon immer erneuert werden könnte“, sagt er.

Erwartbares wurde beschleunigt

Die Pandemie habe demzufolge erwartbare Prozesse nur beschleunigt. „Viele geben das Geld in wirtschaftlich guten Jahren aus. Das fehlt dem Betrieb dann in der Reserve“, so Tatka. Einzelne Unternehmen würden seiner Erfahrung nach oft in die Insolvenz gehen, weil sich der Geschäftsführer ein zu hohes Gehalt auszahlt.

Tatka ist davon überzeugt, dass vor allem ein hohes Eigenkapital die Betriebe in der Pandemie sicher vor dem Ruin schützen könnte. Es gebe aber auch Unternehmen, bei denen die richtige Idee dazu geführt hat, dass die Auswirkungen der Pandemie nicht so schlimm ausfallen. Das Problem: So viele Versuche, die richtige Idee zu finden, haben die Firmen nicht. „Es geht um schnelles und richtiges Entscheiden. Aber was sich rentiert, zeigt sich häufig erst im Nachhinein“, sagt er.

Wenig Angst um den Job im Handwerk

Gerade Handwerker müssten sich um ihre Jobs keine großen Sorgen machen. „Wenn man diesen Bereich als Ganzes betrachtet, kommen sie überraschend gut durch die Krise“, sagt Tatka. Er bezieht sich dabei auf Durchschnittswerte. Hierbei werden extreme Gewinner und extreme Verlierer in einen Mittelwert für die ganze Branche eingerechnet.

Und selbst, wenn ein Betrieb in die Insolvenz geht, herrsche weiterhin Fachkräftemangel. Ein arbeitsloser Handwerker würde demzufolge schnell eine neue Anstellung finden.

Tatka ist sich sicher, dass das Nebeneinander von boomenden Betrieben und Existenznot in Zukunft deutlich mehr wird. Vor allem, Eigenkapital für die Betriebe aufbauen, ist die Kernanregung des Diplom-Volkswirts. Sollten das alle beherzigen, wird die nächste Krise die Wirtschaft nicht so hart treffen.

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