Föhr-Amrumer Unternehmer

Betrieben steht durch den Lockdown das Wasser bis zum Hals

Betrieben steht durch den Lockdown das Wasser bis zum Hals

Betrieben steht durch den Lockdown das Wasser bis zum Hals

pk/ib
Föhr/Amrum
Zuletzt aktualisiert um:
Ob Urlaubsreisen über Ostern wieder möglich sind, steht noch in den Sternen. Foto: Jens Schicke/Imago

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Eine Umfrage ergibt, dass knapp 30 Prozent der Befragten die Insolvenz fürchten, wenn Ostern keine Gäste kommen dürfen.

Das Ostergeschäft 2020 fiel  wegen des ersten Corona-Lockdowns flach, das Weihnachtsgeschäft wegen des zweiten strengen Lockdowns und ob die Beherbergungsbetriebe,  Kneipen, Restaurants und Läden auf den Inseln Ostern wieder arbeiten und endlich wieder Geld verdienen dürfen, steht noch in den Sternen. 

Bei vielen Unternehmern, die auf Touristen angewiesen sind, um existieren zu können, liegen die Nerven inzwischen blank und etlichen steht das Wasser bis zum Hals. Das ergab eine Online-Umfrage, die  der  Verein Föhr-Amrumer Unternehmer (FAU) und die Sylter Unternehmer (SU)   gemeinsam vorgenommen hatten.   Ziel der Umfrage, so heißt es in einer Mitteilung der beiden Unternehmerverbände, sei  es gewesen, herauszufinden,  welche   Konsequenzen  ein  über Ostern hinausgehender  Lockdown für die Betriebe hätte.

Verlängerung des Lockdowns würde vielen das Genick brechen

Und das Ergebnis, das die Verbände jetzt mitteilten,  ist eindeutig. Von den 491 Betrieben, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, gaben demnach 29 Prozent an, von Insolvenz bedroht zu sein, sollte das Ostergeschäft ausfallen. 65 Prozent der Betriebe, die seit Monaten nicht öffnen dürfen,  gaben an, dass sie noch keine Hilfsgelder erhalten haben. Und 71 Prozent gehen sogar davon aus, dass  ihr Betrieb bei einer  Fortsetzung des Lockdowns über den 7. März hinaus noch maximal drei Monate  überleben kann.

Betroffen von den Corona-Regeln sind nicht nur die Inhaber, sondern auch Mitarbeiter, die ihren Job verloren haben oder sich, weil es in ihrem Betrieb nicht mehr weiterging, anderweitig umsehen mussten. 22 Prozent der Insel-Betriebe, die  sich an der Befragung beteiligt haben, gaben an, dass sie  Entlassungen vornehmen mussten oder Kündigungen von Mitarbeitern bekommen haben.

Kleinvermieter trifft es besonders hart

Als „besorgniserregend“ bezeichnen die Unternehmerverbände die Situation der Kleinvermieter, die keine Einnahmen haben, aber bei den staatlichen Hilfsprogrammen oftmals durch jedes Raster fallen. 16 Prozent der Umfrageteilnehmer hätten  für diese Menschen dringend wirtschaftliche Hilfe gefordert.

Viele der Befragten, so berichten FAU und SU weiter,  hätten  darüber geklagt, dass sie ihre Reserven aufgebraucht hätten, Kredite aufnehmen oder ihren teure Dispo erhöhen mussten. Und etliche würden so sehr mit dem Rücken zur Wand stehen, dass sie über einen Verkauf ihres Betriebes nachdenken würden – was wiederum, so eine oft  geäußerte Befürchtung, den „Ausverkauf“ der Inseln beschleunigen würde.

Der Druck nimmt zu

Das Ergebnis der Umfrage zeige,  wie dringend eine gleichzeitige Öffnung von Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel für den Tourismus auf den Inseln  und damit auch für den Erhalt der insularen Infrastruktur sei, sind die Initiatoren überzeugt. Denn mit jedem Tag des Lockdowns nehme der Druck in der Wirtschaft merklich zu. „Alle hatten natürlich auf das Ostergeschäft gehofft. Aber das scheint zunehmend in weite Ferne zurücken“, ist Peter-Boy Weber vom FAU besorgt.

Gerade die durch den ersten Lockdown bereits angeschlagenen Betriebe stehen nun mit dem Rücken an der Wand.

Peter-Boy Weber, Verein Föhr-Amrumer Unternehmer

Vor allem die schleppende und mit bürokratischen Hürden versehene   Auszahlung der Finanzhilfen lasse  die Luft für viele Betriebe merklich dünner werden. „Die Liquiditätsreserven schwinden“, fasst  Weber das Ergebnis der Studie zusammen. „Gerade die durch den ersten Lockdown bereits angeschlagenen Betriebe stehen nun mit dem Rücken an der Wand. Rund ein Drittel sieht sich in ernsthaften existenziellen Schwierigkeiten, wenn das Ostergeschäft flach fällt.“  Dabei sei  eins auf den Inseln klar: Eine Teilöffnung beispielsweise  des Einzelhandels bringe nichts. Die Unternehmer sind überzeugt, dass nur eine gemeinsame Öffnungsstrategie insbesondere in Verbindung mit dem Beherbergungsgewerbe wirksam sein könne. Denn ohne Gäste gebe es auf den Inseln auch keine Kunden.  „Wir alle leisten unseren gesellschaftlichen Beitrag in dieser Pandemie, keine Frage“, so der SU-Vorsitzende Karl Max Hellner. „Aber die euphorisch angekündigten Finanzhilfen müssen nun dringend kommen. Und wir brauchen Licht am Ende des Tunnels, eine klare Perspektive. Andernfalls mache ich mir um viele Betriebe auf den Inseln ernsthafte Sorgen.“ 

Mehr lesen