Tourismus

Erst sicher an die Nordsee, dann doch lieber nach Mallorca

Erst sicher an die Nordsee, dann doch lieber nach Mallorca

Erst sicher an die Nordsee, dann doch lieber nach Mallorca

Anja Werner/shz.de
Dagebüll
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Die Ferienhäuser in Dagebüll sind sehr gut gebucht, doch bei einigen Hotels in Südtondern häufen sich die Stornierungen. Foto: Anja Werner

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In einigen Hotels im nördlichen Nordfriesland häufen sich die Stornierungen, da Gäste doch lieber am Mittelmeer urlauben wollen. Oft kommen die Absagen so kurzfristig, dass die Vakanzen nicht mehr vergeben werden können.

| Nach diesem Corona-Jahr mit vielen Einschränkungen endlich mal raus, ein Urlaub muss sein. So dachten und denken in den vergangenen Monaten viele. Um eine Auszeit sicher in der Tasche zu haben, wird dann erstmal ein Quartier in Dagebüll, Risum-Lindholm oder anderen Orten in Nordseenähe gebucht.

 

Doch wenn es möglich wird, soll es dann lieber wieder ans Mittelmeer, nach Mallorca oder in die Türkei gehen. Die Folge sind deutlich mehr Stornierungen als sonst in der Hauptsaison üblich, diese Erfahrung machen derzeit zumindest einige Gastgeber in Südtondern.

 

Leider wird teilweise so kurzfristig abgesagt, dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, neue Gäste für diesen Zeitraum zu gewinnen.

Mike Eichhorn

 

„Das stellen wir bei uns leider auch vermehrt fest. Leider wird teilweise so kurzfristig abgesagt, dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, neue Gäste für diesen Zeitraum zu gewinnen“, sagt Mike Eichhorn vom Eichhorn’s Hotel in Risum-Lindholm.

„Es war noch nie so schlimm mit den Stornierungen wie in diesem Jahr“, sagt Niels Arndt vom Nordseehotel in Dagebüll. Die Nachfrage an sich sei enorm groß. „Dennoch müssen wir Leerzeiten beklagen, da kurzfristig stornierte Kapazitäten nicht mehr neu vergeben werden können.“

Den Entscheidungsprozess für einen Urlaubsort mancher Interessenten bekomme sein Hotel-Team sogar über einen längeren Zeitraum am Telefon live mit. Da werde erst Interesse an Dagebüll bekundet, dafür würden viele Fragen beantwortet. Nach ein paar Tagen komme es dann schließlich auch zur Buchung.

Eine Woche später dann die Absage, weil man nun doch nach Malle kann.

Niels Arndt

 

„Doch offensichtlich nur, um etwas sicher zu haben. Eine Woche später dann die Absage, weil man nun doch nach Malle kann“, berichtet der Hotelier. Die vielen Stornierungen zu bearbeiten, koste nicht nur richtig viel Zeit. „Dieses Hin und Her blockiert Kapazitäten für Urlauber, die wirklich gerne hierher kommen und auch länger als ein Wochenende bleiben möchten“, sagt Niels Arndt.

Im Nordseehotel müssen derzeit so viele Stornierungen wie noch nie zuvor in der Hauptsaison bearbeitet werden. Foto: Privat

„Die Menschen reagieren im zweiten Corona-Sommer verhalten, haben viele Fragen. Der Trend geht zudem klar in Richtung kürzere Aufenthalte“, sagt Gerhard Neumann, Geschäftsführer der Dagebüll-Niebüll-Touristik (DNT). Kamen früher viele Gäste für zwei Wochen, so sind es jetzt meist nur vier bis sieben Tage. Der Aufwand durch häufigere Bettenwechsel sei entsprechend größer.

Die Nachfrage nach Unterkünften sei aber groß. „Allein bei der Touristinfo in Dagebüll gehen täglich 20 bis 30 Anfragen ein. Zum Glück auch schon viele für die Nachsaison“, sagt Gerhard Neumann. Länder wie Portugal, Zypern oder nun Teile von Spanien würden zeigen, wie schnell es mit einem sicheren Urlaub ohne Quarantäne bei der Rückkehr vorbei sein könnte. „Die sicheren Urlaubsbedingungen bei uns werden von den Gästen sehr geschätzt“, sagt der Tourismusexperte.

Berichte über Portugal und Zypern als Abschreckung

Das bestätigt auch Wiebke Volquardsen, die mit ihrer Agentur Ferien an der Nordsee viele Ferienhäuser in Dagebüll betreut: „Ich glaube eher, durch die jüngsten Berichte über Mallorca, Portugal, Zypern werden die Leute noch eher abgeschreckt, weg zu fliegen.“

In ihrem Büro gebe es keine auffälligen Stornierungen. „Wenn, dann nur wegen Krankheit. Wir sind nach wie vor nahezu ausgebucht“, sagt die Vermieterin.

Das gilt auch für das Hotel Landhafen in Niebüll. „Klar stornieren bei uns auch einige, aber das ist alles im Rahmen. Wir sind gut gebucht, für einzelne Tage haben wir eine Warteliste“, sagt Inhaber und Direktor Christoph Brunk.

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