Stadthafen Schleswig

Wissenschaftler suchen nach Spuren des Mittelalters

Wissenschaftler suchen nach Spuren des Mittelalters

Wissenschaftler suchen nach Spuren des Mittelalters

Stephan Schaar/shz.de
Schleswig
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Mit ihrem 3D-Sedimentecholot können die Kieler Wissenschaftler auf dem Grund der Schlei nach archäologischen Fundstücken suchen. Foto: Stephan Schaar

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Bevor der Stadthafen einen neuen Steg bekommt, scannen Wissenschaftler den Grund der Schlei nach archäologischen Funden.

Zum Herbst planen die Schleswiger Stadtwerke den Stadthafen, um einen Schwimmsteg zu erweitern und die westliche Mole zu versetzen. Bevor hier aber gebaut und gebaggert werden darf, untersuchen Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), ob sich im Untergrund des Hafenbeckens archäologische Stätten oder Fundstücke befinden. Immerhin soll direkt im Hafenbereich des alten Schleswigs gebaut werden, wo im Schlick der Schlei noch Mauerreste, Schiffswracks oder andere mittelalterliche Artefakte verborgen sein könnten.

Eventuelle Kosten muss der Bauherr tragen

„Das sind Routine-Untersuchungen, die bei allen Bauvorhaben vorgenommen werden, bei denen der Verdacht besteht, dass archäologische Stätten betroffen sein könnten“, erklärt Stefanie Klooß vom Archäologischen Landesamt (ALSH) in Schleswig. „Wir müssen ja vorher erkunden, ob da Probleme auf uns zu kommen.“ Nach der gründlichen archäologischen Prüfung wird dann entschieden, ob bei einem Bauvorhaben zusätzliche Auflagen eingehalten werden müssen oder nicht. „Sollten archäologische Funde entdeckt werden, gilt das Verursacher-Prinzip und der Bauherr muss die Kosten für weitere Untersuchungen tragen“, so Klooß. Im Fall des Stadthafens hat das ALSH durch gute Kontakte zum Institut für Geowissenschaften der CAU die erste Untersuchung kostenfrei organisieren können.

Wir müssen ja vorher erkunden, ob da Probleme auf uns zu kommen.

Stefanie Klooß vom Archäologischen Landesamt (ALSH) in Schleswig

Drei Wissenschaftler aus Kiel haben bereits mit einem speziellen Schlauchboot voller Technik und mit kleinen Schwimmern am Bug das Hafenbecken abgesucht. „Mit unserem 3D-Sedimentecholot können wir den Untergrund in Tiefenscheiben abbilden und so untersuchen, ob sich dort Spuren der mittelalterlichen Küstenlinie, Wracks oder ähnliches befinden“, sagt Dennis Wilken, Geowissenschaftler der CAU. Er war mit dem Sonar-Boot schon 2014 bei der Untersuchung des mittelalterlichen Wracks vor Fahrdorf dabei, das damals zufällig von einem Holmer Fischer entdeckt worden war.

Auswertung der Daten kann dauern

„Die beiden großen Schwimmer an der Seite sind unsere Quellen, die ihre Geräusch-Signale nach unten senden. Die Empfänger sitzen dazwischen und fangen die Reflexionen auf“, erklärt Wilken. So entsteht nach und nach ein dreidimensionales Bild des Untergrunds im westlichen Bereich des Stadthafens. Die dabei aufgezeichnete Fülle an Daten muss allerdings erst noch am Institut für Geowissenschaften in Kiel ausgewertet werden. „Das dauert seine Zeit“, sagt Wilken. Eine an dem Projekt beteiligte Kommilitonin schreibt ihre Bachelor-Arbeit über die Untersuchung in Schleswig und hat für die Datenanalyse rund drei Monate Zeit.

Damit können wir Schleswig als touristischen Standort bereichern.

Helge Spehr, Geschäftsführer der Stadtwerke SH

Nach Angaben von Helge Spehr, der für den Stadthafen zuständige Geschäftsführer der Stadtwerke SH, befinden sich die Planungen der Hafenerweiterung „im Genehmigungsbereich“. Um die Saison nicht mit Bauarbeiten zu stören, ist ein Baubeginn erst im Oktober geplant. „Natürlich nur, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind und auch die Ratsversammlung zustimmt“, so Spehr. Geplant ist die Verlegung der westliche Hafenmole um etwa 30 Meter und die Errichtung eines Schwimmsteges mit bis zu 27 Plätzen, vor allem für Hausboote.

„Die Nachfrage ist groß und damit können wir Schleswig als touristischen Standort bereichern“, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke. Zudem sei ein Ausbaggern des Hafenbeckens wegen zunehmender Verlandung notwendig. „Inzwischen haben wir ja schon wieder die halbe Möweninsel im Hafenbecken“, erklärt Spehr. „Da wir da sowieso ran müssen, können wir in einem Zug auch gleich den Hafen erweitern.“

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