Corona-Modellregion

Warum Föhrer und Amrumer Betriebe mitmachen – und warum nicht

Warum Föhrer und Amrumer Betriebe mitmachen – und warum nicht

Warum Föhrer und Amrumer Betriebe mitmachen – und warum nich

Petra Kölschbach/shz.de
Föhr/Amrum
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Am Sonnabend dürfen die ersten Gäste einreisen. Foto: Petra Kölschbach

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Am Sonnabend startet die Modellregion. Betriebe berichten, warum sie sich für oder gegen eine Beteiligung entscheiden haben.

Am Sonnabend kann der Tourismus auf den Inseln im Rahmen der Modellregion Nordfriesland wieder starten. „Endlich“, sagen die einen, skeptisch sind andere. Wir haben Gastronomen und Vermieter gefragt, warum sie mitmachen – oder auch nicht.

Zu denen, die ihren Betrieb noch nicht öffnen wollen, gehören Gabriele und Jürgen Lange, die Besitzer des Restaurant „Störtebeker“ in Wyk. Die Langes sind seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 „gebrannte Kinder“. Damals hatten sie ihr Lokal gerade nach der Winterpause wieder geöffnet, als die Inseln abgeriegelt wurden.

Das ist alles so praxisfremd.

Gabriele Lange, Restaurant Störtebeker

„Wir mussten dann alles, was wir eingekauft hatten, wegschmeißen“, berichtet Gabriele Lange. Nach dieser Erfahrung sei es ihnen zu riskant, jetzt zu öffnen. „Wir schaffen alles an, und wenn das Modellprojekt scheitert, müssen wir wieder schließen“, ist ihre Befürchtung, „Das ist alles so praxisfremd“, kritisiert Lange, kündigt aber an, dass sie ab Mitte Mai – was außerhalb des Modellprojektes möglich ist – draußen wieder Gäste empfangen und Außer-Haus-Verkauf anbieten wird.

Ich bin Unternehmerin, ich will etwas unternehmen.

Nicole Hesse, Hotel Seeblick

Ganz anders sieht das Nicole Hesse, die Betreiberin des „Seeblick“ in Norddorf. Dort werden Restaurant und Hotel wieder geöffnet, „wir freuen uns, dass es endlich losgeht“, sagt sie. Hesse hat in einer der Arbeitsgruppen mitgewirkt, die das Modellprojekt vorbereitet haben „und es liegt mir daran, dass es funktioniert“. Sie ist zuversichtlich, dass ihr Hygienekonzept, das auf den guten Erfahrungen des vergangenen Sommers basiere, funktioniert. „Außerdem bin ich Unternehmerin, ich will etwas unternehmen.“

Etwas skeptischer ist Norddorfs Bürgermeister Christoph Decker, der das Hotel „Ual Öömrang Wiartshüs“ betreibt. Er mache vor allem aus Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern mit, so Decker, „weil sie schon seit einem halben Jahr in Kurzarbeit sind“.

Wir waren zunächst skeptisch, ob es genug Testmöglichkeiten für die Gäste geben wird.

Marianne Roeloffs, Rackmers Hof

Wegen noch ungeklärter Fragen werde der „Rackmers Hof“ zunächst noch nicht am Modellversuch teilnehmen, heißt auf der Homepage des Oevenumer Hotels, doch am 9. Mai solle es auch dort losgehen. „Wir waren zunächst skeptisch, ob es genug Testmöglichkeiten für die Gäste geben wird“, so Besitzerin Marianne Roeloffs. Doch jetzt seien diese Bedenken ausgeräumt – und die Buchungslage sehr gut, auch wenn es Stornierungen von Leuten gebe, die keine Lust auf die vorgeschriebenen regelmäßigen Tests hätten.

„Irgendwann müssen wir auch wieder Geld verdienen“, erklärt Wolfgang Hennig von der Utersumer „Post“ lapidar, warum er beim Modellprojekt mitmacht.

„Wir machen mit, weil viele Gäste einfach kommen wollen. Außerdem bin ich der Meinung, dass ein Urlaub in einer Ferienwohnung sicher ist, deshalb konnte ich das ganze Verbot nicht nachvollziehen“, sagt Holger Frädrich, der in Wyk eine Vermietungsagentur betreibt.

Es ist einfacher, nach Malle zu fliegen, als einen Urlaub auf Föhr zu machen. Das ist uns gegenüber nicht fair.

Bettina Risse, Villa Friede

„Wohnungen ja, Pension nein“ ist die Strategie von Bettina und Dieter Risse, die neben der „Villa Friede“ in Wyk Ferienwohnungen haben. „ Wir bekommen alle paar Tage neue Richtlinien vom Kreis, logistisch ist das für kleine Betriebe gar nicht machbar“, begründet Bettina Risse, warum ihr Pensionsbetrieb nicht hochgefahren wird, in die Wohnungen aber Gäste anreisen dürfen. Dabei habe es die ganze letzte Saison hervorragend geklappt, da habe sich niemand infiziert. „Es ist einfacher, nach Malle zu fliegen, als einen Urlaub auf Föhr zu machen. Das ist uns gegenüber nicht fair“, schimpft sie. „Man hätte erst die Logistik aufbauen und dann starten müssen. So stochern wir alle im Nebel“.

Claudia Andresen von der Wyker Pension „Ruh-Ut“ beherbergt Gäste, aber nur Leute, die beruflich auf Föhr sind, etwa weil sie bei einer der Corona-Teststationen arbeiten. Am Modellvesuch nimmt sie erst mal nicht teil. Knackpunkt sei für sie, wie viele Restaurants letztendlich mitmachen, da die Gäste ihrer Frühstückspension darauf angewiesen seien, dass sie Essen gehen können. „Wir finden es toll, dass der Tourismus jetzt wieder anläuft, aber für unser kleines Haus ist das im Moment noch schwierig“, sagt sie.

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