Standortwechsel

Warum die Flensburger Brauerei jetzt in Schleswig bauen will

Warum die Flensburger Brauerei jetzt in Schleswig bauen will

Warum die Flensburger Brauerei jetzt in Schleswig bauen will

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Hohe Stapel mit Flens-Kisten an der Munketoft. Dieses Bild dürfte bald der Vergangenheit angehören. Das Bier soll zwar weiterhin in Flensburg gebraut werden, aber in Schuby abgefüllt. Foto: Staudt

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Noch ist der Vertrag für die Fläche im Gewerbegebiet Schleswig/Schuby nicht unterzeichnet. Aber die Brauerei-Chefs machen Tempo.

Der Widerstand war zu groß. Die Flensburger Brauerei hat sich von ihren Plänen verabschiedet, ein neues Logistikzentrum an der Westerallee zu bauen – am Kleingartengelände zwischen Tierheim und PSV-Sportplatz.

Stattdessen geht es nun nach Schleswig. Am Freitagmorgen gab die Unternehmensspitze bekannt, dass man den Zuschlag für eine gut sechs Hektar große Fläche im interkommunalen Gewerbegebiet Schleswig/Schuby erhalten habe. Verkehrstechnisch günstig gelegen an der Auffahrt zur A7.

Der Deal ist noch nicht zu 100 Prozent in trockenen Tüchern. Noch seien keine Verträge unterschrieben, heißt es beim Gewerbegebiets-Zweckverband in Schleswig. Dort möchte man sich deshalb bisher nicht äußern.

Die Brauerei-Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus und Hans-Peter Heyen geben jetzt aber Gas. Die Zielsetzung laute, schnellstmöglich mit den Baumaßnahmen für den ersten Bauabschnitt einer Logistik- und Verladehalle zu beginnen. „Der Zeitdruck und der Handlungsbedarf für die Zusammenführung der einzelnen Prozesse an einen Logistikstandort wird für uns immer höher“, sagt Heyen.

Zum weiterem Zeitplan äußerte er sich noch nicht. Für den Standort Westerallee war geplant, im Jahr 2022 zunächst die Vollgutlogistik und das unsortierte Leergut vom Munketoft dorthin zu verlegen. Drei Jahre später sollten dann Leergutlogistik, Sortieranlage und Bügelmontage folgen.

Andreas Tembrockhaus und Hans-Peter Heyen, Geschäftsführer der Flensburger Brauerei. Foto: Flensburger Brauerei

Am Traditionsstandort an der Munketoft in Flensburg gibt es immer wieder Kapazitätsengpässe. Das Unternehmen hat inzwischen mehrere externe Lagerflächen angemietet. Heyen: „Der innerbetriebliche Werksverkehr zu den inzwischen sieben externen Standorten nimmt weiter zu.“ 

Wie viele Mitarbeiter den Standort Flensburg nun in Richtung Schuby verlassen werden, dazu macht das Unternehmen noch keine Angaben. „Die Mehrzahl der 235 Beschäftigten wird in Flensburg bleiben“, betont Brauereisprecherin Sara Theilen. Das Flensburger Bier wird auch in Zukunft in Flensburg gebraut – bald aber wohl zum Abfüllen in die Bügelverschlussflaschen nach Schuby gefahren.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wurde klar, dass keine ausreichende Planungssicherheit für unser Unternehmen gegeben ist.

Brauerei-Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus

Ihr Bekenntnis zur Stadt an der Förde hatte die Geschäftsführung am Freitagmorgen nur indirekt formuliert. In einer Pressemitteilung zitierte das Unternehmen Oberbürgermeisterin Simone Lange mit der Feststellung, der Hauptsitz Flensburg stehe „nicht infrage“. Diese Feststellung mache sich aber auch die Unternehmensleitung zu eigen, versicherte die Brauerei auf Nachfrage. „Wir sind Flensburg. Der Name der Stadt steht ja auch auf den Flaschen.“

Die Planungen für ein neues Logistik-Zentrum an einem Kleingartengelände im Flensburger Westen hatten sich zuletzt zu einer Hängepartie entwickelt. Nicht zuletzt in Folge des Widerstands einer Bürgerinitiative hatte der Planungsausschuss die Aufstellung des Bebauungsplans im Februar vertagt.

Hier hätte das Logistikzentrum an der Westerallee entstehen sollen. Foto: Grafik Can Yalim

Wäre der Beschluss, wie vorgesehen, nach den Osterferien doch noch gefasst worden, hätten die Gegner des Vorhabens wohl vor dem Verwaltungsgericht geklagt – mit der möglichen Folge einer weiteren Verzögerung. Der Widerstand richtet sich unter anderem gegen die Versiegelung einer weitgehend naturbelassenen Fläche, gegen die Lärmbelastung und den zusätzlichen Lkw-Verkehr auf der Westlichen Höhe.

„Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wurde klar, dass keine ausreichende Planungssicherheit für unser Unternehmen gegeben ist“, erklärte Brauereichef Tembrockhaus.

Die Bürgerinitiative hatte als Alternative ein Grundstück in Schäferhaus-Nord ins Gespräch gebracht. Die Gespräche mit dem privaten Eigentümer hatten jedoch zu keinem Ergebnis geführt.

Wie es mit der Fläche an der Westerallee nun weitergeht, ist offen. Das Grundstück befindet sich in städtischem Eigentum. Man halte an dem Ziel fest, dort Gewerbe anzusiedeln, sagte Rathaussprecher Clemens Teschendorf.

Das ist die Flensburger Brauerei

Die Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH & Co. KG ist Schleswig-Holsteins größte Privatbrauerei und beschäftigt 235 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 640.000 Hektoliter Bier für den inländischen Markt produziert. Weiteren 42.000 Hektoliter wurden ins Ausland exportiert – bis hin nach China.

Die Brauerei wurde 1888 gegründet und befindet sich heute im Besitz der Nachkommen von Emil und Heinrich Petersen, die in den 1920er Jahren in das Unternehmen einstiegen.

Als in den 1970er Jahren die meisten Brauereien auf Flaschen mit Kronkorken-Verschluss umstiegen, bliebt die Flensburger Brauerei ihren Bügelverschluss-Flaschen treu – das „Plop“ ist zum Flens-Markenzeichen geworden.

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