Brutzeit

Vorbild Storch: Hier brütet eine Graugans auf dem Dach

Vorbild Storch: Hier brütet eine Graugans auf dem Dach

Vorbild Storch: Hier brütet eine Graugans auf dem Dach

Ursel Köhler/shz.de
Stenderup
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Maike und Henning Thomsen vor ihrem reetgedeckten Wohnhaus, auf dem sich im vierten Jahr eine Graugans zum Brüten niedergelassen hat und jeden Tag frühmorgens von Kanadagänsen besucht wird. Foto: Ursel Köhler

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Die 18 Ferienwohnungen der Thomsens stehen leer – aber auf dem Reetdach haben sich Stammgäste eingefunden.

Anschauungsunterricht der besonderen Art gibt es derzeit und das bereits im vierten Jahr auf dem Ferienhof von Maike und Henning Thomsen in Stenderup. Während die 18 Ferienwohnungen corona-bedingt leer stehen, gibt es auf dem reetgedeckten Dach des Wohnhauses einen Untermieter, der weitgehend unsichtbar bleibt. In dem Heidefirst hoch oben auf dem Dach hat sich zwischen den Hängebalken eine Graugans niedergelassen – und brütet. Das alles vollzieht sich im Prinzip in aller Stille, wären da nicht zwei Kanadagänse, die sich regelmäßig frühmorgens neben dem Nest der Graugans einfinden. Dann beginnt ein lautstarkes Schnattern, das die Familie aus dem Schlaf reißt.

Seit Mitte März brütet die Graugans hoch oben auf dem Dach, hebt nur gelegentlich den Kopf, um sich dann wieder ins Brutgeschäft zu vertiefen, während die Familie von unten zum Dach hinauf schaut. Voraussichtlich Mitte April werden die Jungen aus ihren Eiern schlüpfen, und dann gesellt sich auch der Graugans-Mann zu seiner Familie auf dem Thomsen-Dach.

Im vergangenen Jahr elf Küken

Wie viele Junge es diesmal geben wird? Da geht der Blick von Maike und Henning Thomsen zurück in die vergangenen Jahre. 2018 waren es zwei Junge, die bei ihnen auf dem Dach das Licht der Welt erblickten, 2019 waren es vier. Im vergangenen Jahr gab es gleich zwei Brut-Durchgänge. Beim ersten waren es acht, beim zweiten dann noch einmal drei.

Verwundert sind die Thomsens schon, dass es Gänse auf ihr Dach zieht. Denn normalerweise wird im geschützten Unterholz gebrütet.

Sobald die Jungen aus den Eiern geschlüpft sind, werden sie mit Graugans-Mutter und -Vater auf dem Dach sich Schritt für Schritt nach unten bewegen, um sich dann runter plumpsen zu lassen. Auf der Erde angekommen, so die Beobachtungen aus den Vorjahren, werden sie in Richtung Wiese verschwinden – um gegebenenfalls im nächsten Jahr zum Dach-Brüten zurück zu kommen.

Dieses Foto von der Graugans-Familie hat Maike Thomsen im vergangenen Jahr aufgenommen. Foto: Maike Thomsen

„Stenderup ist für die brütende Graugans zu einer Art Heimat geworden“, sagt Maike Thomsen.

Graugänse sind tag- und nachtaktiv. Sie fliegen in Trupps in typischer V-Formation. Sie leben in großen Schwärmen und sind nur zur Brutzeit paarweise unterwegs. Paare bleiben meist für lange Zeit oder sogar lebenslang zusammen. Gerne halten sich Graugänse auf Wiesen, Viehweiden und Stoppelfeldern auf.

Überwiegend ernähren sie sich weidend von Gräsern, Wurzeln und Kräutern. Im Herbst und Winter suchen sie auch auf Mais- und Getreidefeldern nach Futter.

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