Traditionelle Föhrer Küche

Von der Insel-Küste in den Kochtopf

Von der Insel-Küste in den Kochtopf

Von der Insel-Küste in den Kochtopf

Karin de la Roi-Frey/shz.de
Föhr
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An der Föhrer Küste kann man viele Leckereien entdecken. Foto: Karin de la Roi-Frey

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In den Salzwiesen wachsen auch essbare Pflanzen. Sie werden gerade von einigen Köchen wiederentdeckt.

In  den  Salzwiesen und im Meer fanden die Insulaner früher  so  manche Leckerei,  die heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist.  Zum Beispiel  Meerstrandwegerich.  Wegen seines immer wieder von der Nordsee überspülten Standorts in den Salzwiesen  schmeckt er  sehr  würzig.Nach einem alten Föhrer Kochbuch wird der Meerstrandwegerich in Milch weich gekocht und dann in eine Soße aus Butter, Mehl, Sahne oder Milch gegeben, die gewürzt ist mit geriebener Muskatnuss, Pfeffer und Salz. Auf den Halligen aß man Meerstrandwegerich schon immer gerne. Und so berichtete ein wohl experimentierfreudiger Kurgast: „Heute habe ich Gras mit gekochten Eiern gegessen“.

Viel schwieriger zu finden ist der Essbare Seeigel, der sich nur selten in Küstennähe, sondern lieber im tiefen Wasser  aufhält. Er ist apfelgroß und blau, violett und rot gefärbt. Teile seiner Organe gelten in manchen Regionen als Delikatesse.

Löffelkraut versorgte Seefahrer mit dem lebenswichtigen Vitamin C. Foto: Imago

Eine solche war auch der „Grönländische Salat“ aus Löffelkraut für die Überlebenden einer Schiffskatastrophe, bei der im Spätsommer 1777 vor der Ostküste Grönlands 14 Walfangschiffe untergingen. Von den 440 Seeleuten, zu denen auch Föhrer gehörten, kam über die Hälfte um. Die  zirka  150 überlebenden Männer erreichten erst im folgenden Frühjahr die bewohnte Westküste. Sie hatten sich durch den polaren Winter, Gefahren und Hungersnot gekämpft. Muscheln, Seehunde, Vögel und Löffelkraut, das zu den ersten Pflanzen  zählt, die Frühjahr in den Salzwiesen austreiben, halfen beim Überleben. Der hohe Vitamin-C-Gehalt des Löffelkrauts und die geringen Bitterstoffe machen es genießbar und verhinderte die Erkrankung an Skorbut, weshalb es auch Skorbutkraut genannt wird.

Vergessene Speisen

Meerkohl könnte man  als „Spargel der armen Leute“ bezeichnen. Die bis zu 70 Zentimeter  hoch wachsende Staude, deren weiße Blüten nach Honig duften, wächst an den Küsten West- und Nordwesteuropas. Die gelblichen Jungtriebe liefern im Vorfrühling ein nach Spargel schmeckendes Gemüse. Mehrkohl gehört zu den alten, vergessenen Speisen an der Küste, die gerade von innovativen, experimentierfreudigen  Köchen wie dem Norddorfer  Gunnar Hesse wieder entdeckt werden.

Rezept aus dem 18. Jahrhundert

Erinnerungen der Großmütter an Gerichte von einst, das Wissen über besondere Kräuter und das Schmökern in alten Kochbüchern inspirieren.  So auch ein Rezept aus dem 18. Jahrhundert für gebratenen Lachs: „Ein frischer Lachs wird in Scheiben geschnitten und mit Nelken besteckt, sie auf dem Rost braten und fleißig mit Butter bestreichen. Die Soße wird gemacht von Wein, Zucker, gerieben Brodt, Saltz, Canehl (Zimt), gantze Nelken, Citronenscheiben, in diese Soße wird der Fisch mal aufgestopt (mit Milch zubereitet)“.

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