Südschleswig

Verirrt: Seehund aus Garten gerettet

Verirrt: Seehund aus Garten gerettet

Verirrt: Seehund aus Garten gerettet

Dorthe Arendt, shz.de
Leck
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Martin Sell
Seehundjäger Martin Sell nahm sich des Seehund-Besuches im Garten in Leck an. Foto: Dorthe Arendt

Aus der Lecker Au hatte sich am Mittwoch ein Seehund in einen Garten verirrt. Entdeckt hat das Tier der neunjährige Ark.

Der neunjährige Ark wird diesen Tag wohl nicht so schnell wieder vergessen. „Erst dachte ich, das wäre ein Hund“, berichtet der Junge aus Leck. Doch als er sich dem seidig-schimmernden Etwas auf dem Rasen näherte, traute er seinen Augen nicht: Im Garten der Familie, deren Grundstück direkt an die Lecker Au grenzt, lag ein Seehund.

„Ark war so aufgeregt, er konnte zuerst gar nicht sprechen“, erzählt Mutter Nadine Geyer. Und erst wollte sie auch gar nicht glauben, was ihr Sohn da entdeckt haben wollte. Doch wenig später musste auch sie einsehen: Es hatte sich ein Seehund in den Garten verirrt.

Großer Sicherheitsabstand

Der Gast aus dem Meer sorgte für einigen Beratungsbedarf mit der Nachbarin, die schließlich kurzerhand die Seehundstation in Friedrichskoog anrief. „Es kommt jemand aus Dagebüll“, war die Nachricht.

Bange Minuten vergingen, die Wartenden, zu denen auch Arks Bruder Bo und Kumpel Nick gehörten, wahrten gebührenden Sicherheitsabstand zu dem Findeltier, das bis auf ein paar kurze Robbversuche in Richtung Au beinahe regungslos verharrte.

Ark (hinten links), Nick und Bo beobachteten das Geschehen. Foto: Dorthe Arendt

Mit Transportkorb und Kescher

Mit Kescher und Transportkorb betrat schließlich Seehundjäger Martin Sell den Garten am Au-Ufer. Dem Seehund näherte er sich vom Nachbargrundstück aus. Dieses Überraschungsmanöver schien anfangs auch gut zu funktionieren, allerdings kam dann doch das Raubtier im Seehund durch, der die Flucht nach vorn ergriff und zubiss.

Schließlich ging das Tier dem Seehundjäger ins Netz. Bevor er den ungewöhnlichen Gast sanft in den Transportkorb bugsierte, gab Martin Sell dem Finder Ark und den anderen staunenden Beobachtern kurz Gelegenheit, das Tier aus der Nähe in Augenschein zu nehmen.

Das Tier wurde auf den Namen Ark getauft. Ganz gesund ist der junge Seehund leider nicht. Foto: Dorthe Arendt

Tier ist knapp ein Jahr alt

„Der Seehund ist männlich, nicht ganz ein Jahr alt und wurde bereits als Heuler in der die Seehundstation Friedrichskoog aufgepäppelt“, berichtete Sell und zeigte auf die Marke an der Schwanzflosse des Tieres. Das Tier sei geschwächt und auch abgemagert, erläuterte der Seehundjäger weiter.

Zudem lasse das Blut an der Schnauze auf Lungenwürmer schließen. „Ich werde mich beraten – wahrscheinlich wird das Tier in Schlüttsiel wieder ins Meer gelassen“, sagte er. Von Schlüttsiel aus sei das Tier übrigens auch aus der Nordsee in die Lecker Au gelangt.

Martin Sell
Seehundjäger Martin Sell nahm sich des Seehund-Besuches im Garten in Leck an. Foto: Dorthe Arendt

Wichtig: Nicht anfassen!

„Das kommt übrigens gar nicht so selten vor, dass Seehunde diesen Weg gehen und in die Lecker oder Soholmer Au gelangen. Wir hatten in jüngster Zeit auch mehrere Seehunde im Bottschlotter See.“

Großes Lob vom Fachmann ging an den jungen Tierschützer Ark. „Alles richtig gemacht!“ Das Wichtigste, wenn man einen Seehund oder eine Robbe entdeckt: „Nicht anfassen! Die Tiere haben ein Raubtiergebiss und können sehr kräftig zubeißen“, warnte Martin Sell. Er empfiehlt, Funde bei der Polizei oder bei der Seehund-Station Friedrichskoog zu melden.

Ein Seehund namens Ark

Bevor sich Helfer und Seehund auf den Weg machten, gab es noch eine Sache, die es zu erledigen galt: „Jeder Fund-Seehund bekommt einen Namen“, sagte Martin Sell und schickte seine Entscheidung prompt hinterher. Der Seehund aus dem Lecker Garten heißt „Ark“ – wie sein aufmerksamer Finder.

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