Modellregion Schlei

Urlaub in Schleswig: Hoteliers sehen sich benachteiligt

Urlaub in Schleswig: Hoteliers sehen sich benachteiligt

Urlaub in Schleswig: Hoteliers sehen sich benachteiligt

Stephan Schaar/shz.de
Schleswig
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Das Hotel „Hohenzollern“ hat 100 Zimmer und einen großzügigen Gastronomie-Bereich. Aber da es keine Außenplätze hat, kann Inhaber Uwe Lüth nicht für Touristen öffnen. Foto: Stephan Schaar

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Unter Auflagen soll Urlaub an der Schlei möglich sein. Doch für Hotels ist das Verbot der Innengastronomie ein Problem.

Groß ist die Freude bei der Tourismusorganisation Ostseefjord Schlei GmbH (OFS), dass ihr Modellprojekt an den Start gehen darf und ab Montag unter Auflagen wieder Urlaub an der Schlei möglich sein soll. Doch bei den Anbietern von Unterkünften sind noch viele Fragen offen. Besonders viele Hoteliers sehen sich durch die Auflagen des Projektes benachteiligt und zögern noch, sich daran zu beteiligen.

Nur Außengastronomie ist für viele ein Problem

„Dass wir unsere touristischen Gäste im Haus nicht bewirten dürfen, ist schon ein Problem“, sagt Joscha Hofeldt vom Hotel „Strandleben“. Zumal Geschäftsreisende durchaus ihr Frühstück im Restaurant einnehmen dürften, während Touristen ihre Mahlzeiten nur draußen serviert bekämen. „Das versteht doch keiner“, fürchtet Hofeldt. Auch dass nur 20 Kilometer weiter in Eckernförde auch drinnen gegessen werden darf, hält der Hotelier für nur schwer vermittelbar.

Das Projekt ist ja schon ein guter Ansatz, aber leider wurden die Bedürfnisse der Hotels dabei vergessen.

Uwe Lüth, Hotel „Hohenzollern“

Noch drastischer sieht Uwe Lüth vom Hotel „Hohenzollern“ das Problem der Bewirtung: „Soll ich denn ein Zelt auf die Kreuzung stellen, um meinen Gästen das Frühstück zu servieren? Oder hinten im Haus die Fenster rausbauen, damit ich Außengastronomie betreiben darf?“ Der Hotelier ist sauer und enttäuscht von der OFS. Er wird nicht an dem Modellprojekt teilnehmen. „Das Projekt ist ja schon ein guter Ansatz, aber leider wurden die Bedürfnisse der Hotels dabei vergessen“, sagt er. Bei 100 Zimmern sei es nicht möglich, jedem Gast sein Frühstück aufs Zimmer zu bringen, zumal in den Zimmern oft nur kleine Tische stehen. Er habe aber mehrere große Räumlichkeiten, in denen sich die Gäste aus dem Weg gehen könnten. Da sei eine sichere Bewirtung durchaus möglich.

Lüth hofft noch auf ein Nachbessern bei den Auflagen. „Es wäre schon wichtig, dass es irgendwie wieder los geht, da ja auch der Bustourismus noch immer nicht möglich ist.“ Das traditionsreiche Hotel ist ein gefragtes Ziel von Reisegruppen, auch aus Skandinavien, und hat rund 50 Prozent weniger Umsatz durch die Reisebeschränkungen.

Verzicht auf Innengastronomie war einer der Gründe für den Zuschlag

Im Hotel „Waldschlösschen“ ist Inhaber Hans-Werner Behmer auch nicht glücklich über die Auflagen des Modellregion-Projektes, zeigt aber Verständnis für die OFS. „Sie haben natürlich ihr Haupt-Klientel der Vermieter von Ferienhäusern und -wohnungen im Blick“, meint er, „und der bewusste Verzicht auf die Innengastronomie war sicher einer der Gründe, dass das Projekt den Zuschlag bekommen hat.“

Wir sind bereit!

Hans-Werner Behmer, Hotel „Waldschlösschen“

Behmer wird an dem Modellversuch teilnehmen, erwartet aber keine große Nachfrage. „Viele Gäste fragen an, verschieben ihre Reise aber wegen der Auflagen auf nächsten Monat“, so der Hotelier. Sich alle drei bis vier Tage testen lassen zu müssen und das Restaurant sowie den Wellness-Bereich nicht nutzen zu können, schrecke viele ab, meint Behmer. „Aber wir sind bereit“, sagt er und verweist auf die Luca-App, getestete Mitarbeiter sowie Ozon-Generatoren und Luftfilter, die sie schon im vergangenen Jahr angeschafft haben.

Finanziell komme das „Waldschlösschen“ noch zurecht, sagt Behmer, da sie durchgehend für Geschäftsreisende geöffnet haben. „Auch die großzügigen Unterstützungsleistungen des Bundes helfen natürlich, wenn sie denn ankommen“, schmunzelt er. „Die Dezember-Hilfe kam im April, aber auf die November-Hilfe warten wir noch immer.“

Jugendherbergen prüfen Teilnahme am Modellversuch

Auch die Jugendherbergen in der Schleiregion wollen an dem Modellversuch teilnehmen und prüfen gerade, ob und wie in den Herbergen in Burgwedel und Kappeln die Voraussetzungen erfüllt werden können. „Wir stehen da in engem Kontakt mit der OFS und stimmen für jedes Haus die Maßnahmen mit dem Gesundheitsamt ab“, erklärt Katharina Pauly vom Deutschen Jugendherbergswerk DJH. Nur das Haus in Schleswig müsse wohl noch bis April 2022 geschlossen bleiben, da es ein klassisches Gruppenhaus sei. „Insgesamt sehen wir uns gut vorbereitet mit unserem strengen und erprobten Hygienekonzept und hoffen, dass es bald losgeht“, so Pauly.

Für den beliebten Wohnmobil-Stellplatz am Stadthafen müssten nur noch einige Details geklärt werden, im Prinzip sei er aber startklar, versichert Helge Spehr, der zuständige Geschäftsführer der Stadtwerke SH. „Wir gehen von einem positiven Signal aus und freuen uns aufs öffnen“, so Spehr.

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