Klimakonferenz

Trotz Dürre 2018: Es wird immer nasser in Schleswig-Holstein

Trotz Dürre 2018: Es wird immer nasser in Schleswig-Holstein

Trotz Dürre 2018: Es wird immer nasser in Schleswig-Holstein

Henning Baethge/shz.de
Flensburg
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Auch die Lecker Au ist im März weit über ihre Ufer gegangen. Foto: Karin Johannsen, SHZ

Im langfristigen Trend ist Schleswig-Holstein das einzige Land, in dem der Regen sogar im Sommer spürbar zunimmt.

Das letzte Jahr war in Schleswig-Holstein das zweitwärmste und zweitsonnigste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – doch künftig wird das nördlichste Bundesland wohl vor allem neue Rekorde beim Regen aufstellen. „Schleswig-Holstein wird immer nasser“, sagte gestern Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes DWD, bei der jährlichen Klimapressekonferenz seiner Behörde in Berlin.
 
Die langfristige Trendkurve belegt Beckers These: Seit 1881 hat die Niederschlagsmenge in Schleswig-Holstein um 16 Prozent zugenommen – das ist eine fast doppelt so hohe Steigerung wie im Bundesschnitt und einsame Spitze unter den Bundesländern. Im Winter liegt das Regen-Plus im Norden gar bei 34 Prozent. Auch das ist der Spitzenwert. Und im Sommer ist Schleswig-Holstein das einzige Land, in dem der Regen überhaupt spürbar zugenommen hat – um neun Prozent. Überall sonst außer in Mecklenburg-Vorpommern hat er abgenommen.
 
Dass im Norden mehr Regen fällt als in den anderen Regionen, liege am ozeanisch geprägten Klima, sagt Becker. Was Touristen ärgert, freut die Bauern. „Von Dürre und Trockenheit wird Schleswig-Holstein künftig weniger betroffen sein“, prognostizierte Becker. Dafür werde das Land zwischen Nord- und Ostsee stärker mit einer anderen Folge der Klimakrise konfrontiert: „Der Anstieg des Meeresspiegels ist für Schleswig-Holstein das größere Problem.“

Frühwarnsystem für Dürren

Im letzten Jahr allerdings litt auch der Norden bekanntlich unter großer Trockenheit. Laut DWD lag die Jahresdurchschnittstemperatur in Schleswig-Holstein bei 10,2 Grad und war damit die zweithöchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur 2014 lag  sie mit 10,5 Grad noch etwas höher. Auch die Sonnenscheindauer war letztes Jahr mit insgesamt 1948 Stunden die zweitlängste nach 1959 mit sagenhaften 2085 Stunden. Und der Regen? Fiel  in Schleswig-Holstein ebenfalls spärlich. Nur fünfmal in 138 Jahren hat es weniger Niederschlag als die 578 Liter pro Quadratmeter vom letzten Jahr gegeben.

Damit Bauern sich auf ähnliche Dürreperioden künftig besser einstellen können, will der DWD ihnen ab nächstem Jahr ein Frühwarnsystem anbieten: Er will zwar nicht die Niederschläge, wohl aber die für die Landwirtschaft entscheidende Bodenfeuchte bis zu sechs Wochen im Voraus prognostizieren. Mit dem neuen Instrument, glaubt Becker,  hätte man die Dürre im Juni 2018 bereits Mitte Mai „mit ordentlicher Qualität“ vorhersagen können. Die Einbußen der Landwirte hätten sich so verringern lassen.
 
 
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