Wintereinbruch

„Tristan“: Eisiger Ostwind macht Schleswig zu schaffen

„Tristan“: Eisiger Ostwind macht Schleswig zu schaffen

„Tristan“: Eisiger Ostwind macht Schleswig zu schaffen

Sven Windmann/ shz.de
Schleswig
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Festgefroren: Dieser Yacht nützt auch der Windschatten des Wikingturms nicht. Foto: Windmann

Sitzbänke, Schiffstaue und Stege: Der kalte Ostwind verwandelt die Szenerie in echte Kunstwerke. Die Feuerwehr warnt vor Betreten der Eisflächen.

Besonders bizarr wirkt die Szenerie am Stadthafen, am Wikingeck oder am östlichen Ufer der Freiheit. Da also, wo der Wind ungehindert draufpusten kann, schafft das Wetter zurzeit echte Kunstwerke. Egal ob Sitzbänke, Schiffstaue, Geländer oder Stege: All das wird durch Sturm und gefrierendes Schleiwasser so wunderbar in Eis eingepackt, dass man am liebsten den Fotoapparat gar nicht mehr aus der Hand legen möchte – wenn da nicht dieser fiese "Tristan" wäre. Der Ostwind ist nämlich so kalt, dass man es nur kurz in Schleinähe aushält. Ohne Handschuhe, Mütze und dicke Stiefel schon gar nicht. 

Wasser und Wind formen am Stadthafen in Schleswig echte Kunstwerke. Foto: Windmann

Der Winter hat Schleswig also weiterhin fest im Griff. Hinzu kommt, dass die aktuelle Wetterlage dazu geführt hat, dass die Schlei an vielen Stellen über die Ufer getreten ist. Die Promenade ist komplett überflutet, ebenso der Holmer Noorweg. Beide sind gesperrt. Auch Teile der Knud-Laward-Straße und des Strandweges stehen unter Wasser. Am Montagnachmittag war der Pegel bei fast 1,30 Meter über normal, Tendenz weiter steigend.

„Wir beobachten die Situation ganz genau. Schnee, Eis, Hochwasser und Sturm: Das alles zusammen ist schon eine Herausforderung“, sagt Arne Kähler, Leiter der Umweltdienste, die für den Winterdienst zuständig sind. Bislang habe man alles im Griff und sei mit dem Wintereinbruch gut zurecht gekommen. „Ich hoffe, das bleibt auch so“, so Kähler.

Erinnerungen an das Frühjahr 2019

Das wäre auch ganz im Sinne von Lars Reiprich, dem Betreiber des „Kaphörnchens“ am Stadthafen. Im Frühjahr 2019 war das Café bei einem Hochwasser regelrecht abgesoffen. Diesmal, so hoffen er und seine Frau Sarah, soll sich diese Tragödie nicht wiederholen. „Es gibt ja verschiedene Wettermodelle und Informationsquellen. Aber momentan sieht es so aus, als ob wir haarscharf an einem erneuten Wassereinbruch vorbeischrammen“, sagt Lars Reiprich.

Hochwasser an der „Strandhalle“. Foto: Windmann

Ähnliche Gedanken hat man auch im Hotel „Strandhalle“, wo das Wasser bereits seit gestern im Garten und an der Hauswand steht. Nichts Neues für die Betreiberfamilie um Nicole, Birgit und Günter Patzig. Man habe sich seit Jahren mit Hochwasser arrangiert, im Keller ist deshalb fest eine Pumpe installiert. Dass diesmal nun aber auch die extreme Kälte hinzu kommt, mache die Situation besonders unangenehm. 

Wer hier sitzen möchte, braucht lange Gummistiefel. Foto: Windmann

Tatsächlich soll der Wind in den kommenden Tagen zwar etwas abflachen, er wird aber weiterhin aus Ost oder Nordost das Schleiwasser Richtung Schleswig pusten. Hinzu kommt, dass die Temperaturen, die sich jetzt schon wie -10 Grad anfühlen, weiter sinken sollen.

Schleswigs Wehrführer Sönke Schloßmacher warnt deshalb davor, Eisflächen zu betreten. Das gelte insbesondere für die Schlei. „Durch den Wind und die Wellen ist viel Bewegung im Wasser. Das Eis ist deshalb brüchig und voller Luftblasen. Es zu betreten, kann lebensgefährlich sein“, sagt er. Zudem geht er davon aus, dass weitere Eisplatten Richtung Wikingturm getrieben werden. Dort liegen, im Gegensatz zu den anderen Häfen, noch zahlreiche Schiffe im Wasser. Vom Eis und dem hohen Pegelstand werden diese nach und nach angehoben – was zur Folge hat, dass jetzt schon einige der Taue extrem stramm sind und das ein oder andere Boot dadurch in Schieflage geraten ist. „Das muss man natürlich im Blick haben“, sagt Schloßmacher.

Nur die „Schleswigerin“ trotzt weiterhin Wind und Wetter an der Schleipromenade. Foto: Weiss

Noch aber sei die Lage einigermaßen ruhig. Nur am Sonntag musste man bislang zweimal ausrücken: Im Solterbeerenhof drohte ein Baum umzufallen, und im Stadtweg hatte der Sturm eine Dachverkleidung abgerissen. 

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