Flensburg

Stadt will Begegnungszone dauerhaft erhalten

Stadt will Begegnungszone dauerhaft erhalten

Stadt will Begegnungszone dauerhaft erhalten

Julian Heldt, shz.de
Flensburg
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Wer hat hier Vorrang? Foto: Michael Staudt/shz.de

Bunte Punkte in der Flensburger Innenstadt entzweien Politik und Bevölkerung.

Seit drei Monaten sorgen die roten und blauen Punkte an der Kreuzung zwischen Rathausstraße und Fußgängerzone für Kontroversen. Nun möchte die Stadtverwaltung die Begegnungszone zu einer dauerhaften Einrichtung machen. „Die Rückmeldungen sind positiv“, sagt Stadtsprecher Clemens Teschendorf. Am Dienstag will die Verwaltung einen entsprechenden Antrag in den Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung (SUPA) einbringen. In welcher Form die Umsetzung einer dauerhaften Begegnungszone erfolgen kann und welche Kosten dies mit sich bringt, will die Stadt bei einem positiven Votum durch die Kommunalpolitik anschließend erarbeiten.

Die Begegnungszone wurde als eines von fünf sogenannten Leuchtturmprojekten im Rahmen der Erstellung des Masterplan Mobilität vorerst für einen Versuchszeitraum von drei Monaten umgesetzt. Ziel: Motorisierter Verkehr und Fußgänger sollten sich auf Augenhöhe begegnen und durch einen respektvollen Umgang untereinander für einen besseren Verkehrsfluss sorgen. Die bisherigen Kosten für die Einrichtung der Begegnungszone liegen bei 5.700 Euro, teilte die Stadt mit.

„Ich bin begeistert, wie wunderbar sie funktioniert“

Sowohl in der Kommunalpolitik als auch unter den Flensburgern ist das Verkehrsprojekt umstritten. Rentnerin Helma Lange (84) ist seh- und gehbehindert. Über die Begegnungszone kann sie nur positives berichten: „Ich bin begeistert, wie wunderbar sie funktioniert. Es staut sich nicht mehr und als Fußgänger muss man nicht lange warten.“ Anders sehen es die beiden achtjährigen Mädchen Elia Herrmann und Eva Schenke. „Manche Autofahrer gucken nicht richtig und achten nicht auf uns und wir wissen nicht, ob wir jetzt gehen dürfen“, berichteten sie im vergangenen Monat unserer Redaktion.

„Die bisherige Lösung mit der Ampel war besser als die jetzige“

Widerstand gibt es in der Kommunalpolitik von Seiten der CDU und FDP. „In ihrer jetzigen Form wollen wir die Begegnungszone auf keinen Fall weiterführen. Ich sehe die Gefahr, dass die Bemalung zum Spielen einlädt und gerade Kinder vom Wesentlichen ablenkt“, gibt CDU-Chef Arne Rüstemeier zu bedenken. Unklar sei außerdem auch die Rechtslage in der Begegnungszone. „Die Schilder sind nicht normiert“, erklärt er. Seine Partei strebe eine Kompromisslösung an. Gibt es diese nicht, macht Rüstemeier deutlich: „Die bisherige Lösung mit der Ampel war besser als die jetzige.“

Unterstützung für den Einwurf der CDU kommt von den Liberalen. „Wir halten die Begegnungszone an diesem Standort für zu gefährlich. Es ist außerdem auch alles eine Kostenfrage“, erklärt FDP-Frau Susanne Rode-Kuhlig. Die Polizei Flensburg sieht ebenfalls Verbesserungsbedarf. „Das Erscheinungsbild der Begegnungszone sollte zwingend auch optisch angepasst werden. Die Option, einfach so weiter und aus dem Versuch eine Dauerlösung zu machen, findet nicht die Zustimmung der Polizei“, heißt es in einer Stellungnahme.

„Ich wünsche mir weitere Begegnungszonen“

Äußerst zufrieden mit den Ergebnissen der dreimonatigen Testphase ist hingegen der Ausschussvorsitzende Axel Kohrt (SPD). Zwar würde sich seine Fraktion erst am Montag abschließend zu der Vorlage der Verwaltung positionieren, jedoch glaubt er an ein positives Votum. „Sowohl als Autofahrer als auch als Fußgänger habe ich die ersten Monate als nicht aufregend empfunden. Wenn die Flensburgern sich erstmal an die Begegnungszone gewöhnt haben, kann sie ein Gewinn für den Verkehrsfluss sein. Ich wünsche mir weitere Begegnungszonen.“

Ein positives Feedback kommt auch von Flensburgs Busfahrern, die täglich durch die Rathausstraße fahren. „Aus unserer Sicht war der Versuch erfolgreich und hat den ÖPNV nicht beeinträchtigt“, teilt die Firma Aktiv Bus mit.

Bis ein endgültiges Konzept für eine dauerhafte Begegnungszone erarbeitet ist, will sie die Stadt wie bisher fortführen. Wenn denn die Politik am Dienstag mitspielt.

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