Luftrettung

Neuer Hubschrauber fliegt von Niebüll nach Dänemark

Neuer Hubschrauber fliegt von Niebüll nach Dänemark

Neuer Hubschrauber fliegt von Niebüll nach Dänemark

Benjamin Nolte/shz.de
Niebüll
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Seit rund einer Woche muss sich das neue Modell in der Flotte bewähren. Foto: Benjamin Nolte

Die DRF Luftrettung in Niebüll hat einen neuen Hubschrauber bekommen, der viele Vorteile mit sich bringt.

Das digitale Zeitalter beginnt – nun ist er da und steht vor dem großen Hangar der DRF Luftrettung in Niebüll, der neue Hubschrauber vom Typ H145 aus dem Hause Airbus Helicopters. „Vor etwa einer Woche haben wir die neue Maschine hier in Niebüll in den Dienst genommen“, berichtet Jürgen Voiß, Stationsleiter der DRF Luftrettung, „damit geht hier die Ära der guten alten BK117 zu Ende.“

Was bleibt, ist der Funkrufname Christoph Europa 5. Für die nördlichste Station der DRF Luftrettung, die in Deutschland 35 Stationen betreibt, ist der Wechsel auf das neue Hubschraubermuster ein regelrechter Quantensprung. Bis zuletzt flogen Pilot Jürgen Voiß und seine Kollegen eine BK117 aus dem Jahr 1995.

Pilot Jürgen Voiß und seine Kollegen vor dem neuen Rettunghubschrauber. Foto: Benjamin Nolte

Glascockpit mit Autopilot

„Die Unterschiede zwischen beiden Maschinen sind schon gewaltig. Während die Instrumente im Cockpit bei der BK117 nahezu alle noch analog waren, fliegen wir nun in einem hochmodernen digitalen Cockpit“, berichtet Jürgen Voiß, Stationsleiter der DRF Luftrettung.
 
Das moderne Glascockpit verfüge über ein neu entwickeltes Avionik-System, das auch einen Autopiloten beinhaltet. Auf großformatigen Displays werden alle wichtigen Informationen wie Triebwerks-, Fluglage- und Luftraumdaten angezeigt. Das Wetterradar informiert über sich ändernde Wetterlagen.
Die Innenkabine des neuen Christoph Europa 5 Foto: Benjamin Nolte

Der 4-Achsen-Autopilot erlaubt automatische Instrumentenanflüge bis zur Schwebeflugphase und stabilisiert die Maschine zuverlässig, erklärt der Pilot weiter. Diese Assistenzsysteme würden die Arbeitsbelastung im Cockpit verringern, so dass sich die Piloten noch besser auf die verschiedenen Anforderungen des jeweiligen Einsatzes konzentrieren können. Neben dem modernen Hightech-Cockpit hat sich auch in puncto Innenausstattung in der Kabine hinter dem Piloten einiges getan.

Drehbare Sitze

„Die H145 ist im Innenraum größer, bietet dem medizinischen Personal mehr Handlungsspielraum und Flexibiltät“, erklärt Voiß, „die Verteilung von Patiententrage, Sitzplätzen für die Besatzung und medizinischem Equipment ist anders als beim Vorgänger und vom Konzept sehr gut durchdacht.“ Die Sitze sind drehbar und können an unterschiedlichen Stellen positioniert werden. Ein verschieb- und drehbares Schienensystem, an dem die medizinischen Geräte befestigt sind, sorge für ein hohes Maß an Flexibilität.
 
Neben Pilot und Co-Pilot (HEMS-TC) gibt es hinten in der Kabine Platz für drei Personen und einen Patienten, zeigt Voiß. Auch äußerlich gibt es markante Unterschiede zwischen dem bisher genutzten Hubschraubermodell und der neuen Maschine.

Nach zwei Minuten in der Luft

„Eine große Glasfront sorgt für verbesserte Sicht, der Zustieg nach hinten in die Kabine ist hier von beiden Seiten der Maschine möglich und äußerlich ist auch der ummantelte Heckrotor ein markantes Zeichen der H145“, so Pilot Voiß, „dieser hat den Vorteil, dass die Gefahr von Beschädigungen durch aufgewirbelte Gegenstände reduziert wird und auch die Sicherheit der Besatzung oder sich annähernder Personen verbessert wurde.“

 
Der neue Hubschrauber hat rund neun Millionen Euro gekostet. Foto: Benjamin Nolte

Binnen zwei Minuten nach Alarmierung durch die Rettungsleitstelle in Harrislee ist die H145 in der Luft, so Voiß. „Im Vergleich zur BK117 ist die neue Maschine leistungsstärker, hat eine höhere Reichweite und auch die Einsatzgeschwindigkeit ist leicht gestiegen“, so Voiß, „zwei Triebwerke mit je 828 PS sorgen für eine Reichweite von bis zu 700 km und eine Geschwindigkeit von rund 260 km/h.“

Viele Einsätze auf Inseln und Halligen

Rund neun Millionen Euro habe die DRF Luftrettung eine Maschine dieses Typs gekostet. Eine fliegende Intensivstation, auf die im Norden Schleswig-Holsteins ein ganz besonderes Einsatzgebiet wartet. Christoph Europa 5 ist, wie im Namen schon ersichtlich, auch grenzübergreifend in Dänemark im Einsatz.

Der neue Hubschrauber verfügt über ein modernes Glascockpit. Foto: Benjamin Nolte
„Ein Großteil unserer Arbeit spielt sich auf den nordfriesischen Inseln und Halligen ab. Dort gibt es keine großen Krankenhäuser und der Hubschrauber bringt in vielen Fällen einen unschlagbaren Zeitvorteil, wenn schwer kranke und verletzte Patienten in Kliniken auf das Festland verlegt werden müssen“, so Jürgen Voiß, Stationsleiter der DRF Luftrettung.

1.384 Mal ist Christoph Europa 5 im Jahr 2019 zu Einsätzen aufgebrochen, alle noch mit der alten BK117 aus den 90er Jahren. Nun, seit rund einer Woche, muss sich das neue Modell in der Flotte der DRF Luftrettung im Norden Schleswig-Holsteins bewähren. Im Sommer sind die Luftretter von 7 Uhr bis maximal 22 Uhr im Einsatz, in den dunkleren Jahreszeiten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ein Pilot, ein sogenannter HEMS-TC (Notfallsanitäter mit Zusatzausbildung), sowie ein Notarzt bilden die Besatzung der Niebüller Maschine.

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