Corona in Schleswig-Flensburg

Lukrative Geschäfte mit den Impfzentren?

Lukrative Geschäfte mit den Impfzentren?

Lukrative Geschäfte mit den Impfzentren?

Gero Trittmaack/shz.de
Norderbrarup
Zuletzt aktualisiert um:
Eröffnung: Der damalige DRK-Geschäftsführer Kai Schmidt (von links), Oberstleutnant Frank Collatz, Landrat Wolfgang Buschmann, Kai Giermann, der Leiter des Gesundheitsamtes, und Kropps Bürgermeister Stefan Ploog vor dem Kropper Impfzentrum. Foto: Gero Trittmaack

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ist der Betrieb eines Impfzentrums ein lukratives Geschäft? DRK und Sozialministerium machen keine Abgaben über die Finanzen.

Der Betrieb eines Impfzentrums ist eine recht komplizierte Angelegenheit. Zwar ist meist von Impfzentren des Kreises Schleswig-Flensburg die Rede, wenn von den Einrichtungen in Kropp und Norderbrarup gesprochen wird, in der Realität aber hat die Kreisverwaltung mit dem Betrieb nur wenig zu tun. „Wir sorgen allein für die Liegenschaften“, erläuterte Kreis-Sprecherin Martina Potztal. Die alte Schule in Norderbrarup und das Forum in Kropp wurden vom Kreis angemietet und für die neue Verwendung hergerichtet. Die Miete von monatlich 1805 (Kropp) beziehungsweise 2834 Euro (Norderbrarup) übernimmt das Land.

Die Finanzierung der Impfzentren ist ein kompliziertes Geflecht. Den Impfstoff bezahlt der Bund, dafür sind bundesweit derzeit drei Milliarden Euro eingeplant. Die Kosten für die Impfzentren kommen zu 46,5 Prozent aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds der gesetzlichen Krankenkassen, und zu 3,5 Prozent von den privaten Krankenversicherungen.

Die restlichen 50 Prozent tragen die Länder, die den Zahlungsverkehr auch abwickeln, denn auch Ärzte und das medizinische Personal müssen bezahlt werden.

Ärzte bekommen 115 Euro pro Stunde

„Das Land Schleswig-Holstein zahlt über die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein in der Regel 115 Euro je Stunde und eingesetztem Arzt in den Impfzentren“, erklärte Max Keldenich aus der Presseabteilung des Kieler Sozialministeriums. Hinzu kommen Wegegelder und Zuschläge für Sonn- und Feiertage. Die Bezahlung bemisst sich nach den Vergütungsregeln des vertragsärztlichen Notdienstes und liegt offenbar bundesweit gesehen an der unteren Grenze. In Thüringen dagegen wird jede Arzt-Stunde mit 175 Euro bezahlt.

Dieser hohe Satz war zunächst auf Kritik gestoßen, was die Kassenärztliche Vereinigung mit dem Argument konterte, dass Ärzte, die noch praktizieren, schließlich auch Ausfallzeiten in ihren Praxen kompensieren müssten.

Anders sieht es mit der Bezahlung des medizinischen Personals in den Impfzentren aus. Zuständig dafür ist in Kropp und Norderbrarup das Deutsche Rote Kreuz. „Um den raschen Aufbau der Impfzentren gewährleisten zu können, hatte das Land die Hilfsorganisationen beauftragt, den Betrieb der Impfzentren mit medizinischem Unterstützungspersonal zu sichern. Dieses leistet dabei einen wertvollen Beitrag und die Hilfsorganisationen haben dem Land zugesagt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend der tarifrechtlichen Regelungen der Hilfsorganisationen vergütet werden“, hieß es dazu in einer Erklärung aus der Pressestelle des Ministeriums.

Keine Antwort vom DRK-Kreisverband

Mit anderen Worten – das Land ist nicht zuständig, die Helfer in Kropp und Norderbrarup werden vom DRK-Kreisverband bezahlt. Anders als bei den Ärzten gibt der gemeinnützige Verein aber keine Antwort auf die Frage nach der Höhe der Bezahlung des medizinischen Personals. Eine entsprechende telefonische Anfrage endete mit dem Abbruch der Verbindung.

16,51 Stundenlohn für eine ausgebildete Krankenschwester

Nach Informationen unserer Zeitung bekommt eine voll ausgebildete medizinische Fachkraft (Krankenschwester oder Arzthelferin) einen Stundenlohn von 16,51 Euro ausgezahlt, bei geringerer Qualifikation kann die Bezahlung auch knapp über den Mindestlohn abrutschen – eine Situation, die einige der Betroffenen hart kritisieren.

Zu solchen Vertragsinhalten darf das Land auf Bitten der Beteiligten keine Auskunft geben.

Max Keldenich, Pressestelle des Sozialministeriums

Wie viel Geld das Land an das DRK pro Impfung zahlt, verrät das Sozialministerium nicht. Zu solchen Vertragsinhalten dürfe das Land auf Bitten der Beteiligten keine Auskunft geben, lässt Max Keldenich wissen. Nur so viel: „In den Erstattungen des Landes an das DRK sind der Arbeitgeberanteil der Sozialversicherungsbeiträge sowie sonstige Lohnnebenkosten enthalten. Der durch das Land den Hilfsorganisationen erstattete Beitrag liegt dementsprechend deutlich höher als das ausgezahlte Geld.“

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Satz, den das Land für die medizinischen Hilfskräfte in Kropp und Norderbrarup an das DRK zahlt, bei etwa 60 Euro pro Stunde liegen. Wie viel davon die Organisation für sich behält, wird nicht verraten.

Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.