Föhr-Amrumer Ordnungsamt

Kontrolle von Zweitwohnungen angekündigt

Kontrolle von Zweitwohnungen angekündigt

Kontrolle von Zweitwohnungen angekündigt

Petra Kölschbach/shz.de
Föhr/Amrum
Zuletzt aktualisiert um:
Autos auf der Dagebüller Mole. Foto: Arndt Prenzel

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Der Gästeansturm sorgt auf den Inseln zunehmend für Unmut. Das Ordnungsamt will Verstöße gegen die Corona-Regeln ahnden.

„Wir brauchen keine Modellregion mehr, wir sind doch schon längst Versuchskaninchen“ – dieser Satz, aufgeschnappt in der vorösterlichen Schlange an einer Wyker Supermarktkasse, bringt die Stimmung vieler Insulaner angesichts des Gästeansturms vor den Feiertagen auf den Punkt.

Vor allem die in einer Verordnung der Landesregierung erlaubte Ausnahme beim eigentlich geltenden Beherbergungsverbot für Touristen sorgt für Unmut. Denn Eigentümer von Zweitwohnungen dürfen ihre Wohnungen nicht nur selbst nutzen, sondern diese auch Freunden und Bekannten zur Verfügung stellen, solange dies unentgeltlich geschieht.

Die Befürchtung, dass dieses Schlupfloch zum Missbrauch einlädt, wurde in vielen Kommentaren auf unserer Facebook-Seite (facebook.com/inselbote) geäußert und rief nun auch die Föhr-Amrumer Amtsverwaltung auf den Plan. Am Karfreitag teilte das Ordnungsamt mit, dass es stichprobenartige Kontrollen geben soll.

In der Mitteilung des Amtes heißt es, dass jüngst aus dem Kieler Wirtschaftsministerium noch einmal betont worden sei, dass das Land keinen Handlungsbedarf sehe. Die Landesregierung halte die Regelung für rechtlich geboten und habe auf das Grundrecht auf Eigentum verwiesen, bei dem Einschränkungen verhältnismäßig sein müssten.

Dass Insel-Ordnungsamt betont, dass auf Föhr und Amrum eine flächendeckende Kontrolle nicht möglich sei. Allerdings werde das Ordnungsamt nach Rücksprache mit dem Kreis Nordfriesland an unterschiedlichen Stellen wie Promenaden oder Fußgängerzonen stichprobenartig kontrollieren und gegebenenfalls Ermittlungen einleiten. Darüber hinaus solle die Beschilderung noch einmal stellenweise erneuert werden.

Das Ordnungsamt verweist zudem darauf, dass auch Freunde und Bekannte sowie Familienangehörige kurabgabepflichtig seien. Dass diese entrichtet wird, obliege dem Unterkunftsgeber, der die Kurkarte ausfertigen und die Abgabe einziehen müsse. Auch hier werde das Ordnungsamt stichprobenartig kontrollieren und Verfehlungen zur Anzeige bringen.

Wie aufgeheizt die Stimmung auf den Inseln ist, zeigte sich vor einigen Tagen auf Amrum, wo die Reifen mehrerer Autos mit auswärtigen Kennzeichen zerstochen worden waren. Und via Facebook liefern sich Insulaner und Zweitwohnungsbesitzer schon seit Tagen einen Schlagabtausch. Während die einen auf ihr Recht pochen, ihre Immobilie zu nutzen, äußern die anderen Sorgen vor steigenden Infektionszahlen. Außerdem wird es in Kommentaren als ungerecht bezeichnet, dass Zweitwohnungen unentgeltlich weitergegeben werden dürften, während Einheimische, die auf Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen seien, auch dieses Jahr auf das Ostergeschäft verzichten müssten.

Angst vor steigenden Inzidenzen

Ebenfalls am Karfreitag erreichten unsere Redaktion zwei „Hilferufe“, die Bürger an Verantwortliche im Land geschickt hatten. Unser Leser David Davidson schickte uns ein Schreiben, das er an den Tourismusverband gesandt habe. Darin schildert er ausgebuchte Fähren nach Föhr und Amrum sowie belegte Wohnungen und schreibt, dass auf Sylt Wohnungen und Häuser zum „Wohnen auf Probe“ angeboten würden. „Wir sind besorgt über die Folgen und die steigenden Inzidenzen nach Ostern. Was, wenn alles wieder schließen muss und die Sommerferien in Gefahr sind?“, fragt er.

Hilferuf an Daniel Günther

Und eine Föhrerin überließ uns am Freitag die Kopie einer Mail, die sie am Gründonnerstag an Ministerpräsident Daniel Günther geschickt hatte. Die Insulanerin, die aus beruflichen Gründen in der Zeitung nicht namentlich genannt werden möchte, fragt darin, wieso die Inseln nicht durch verpflichtende negative Corona-Tests vor der Anreise besser geschützt würden. Für sie sei es unverständlich, dass Menschen ohne negativen Test auf die Inseln reisen dürften, während in deren Heimatregionen teilweise Ausgangssperren herrschten und sie dort nur mit negativem Testergebnis zum Friseur gehen dürften. „Wieso ist ein Test vor Anreise nicht Pflicht“, fragt die Föhrerin und appelliert an Daniel Günther: „Noch haben wir hier niedrige Fallzahlen. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt zu handeln“.

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