Corona-Lockdown

Jugendherberge: Nach dem Corona-Lockdown in den Startlöchern

Jugendherberge: Nach dem Corona-Lockdown in den Startlöchern

Jugendherberge: Nach dem Corona-Lockdown in den Startlöchern

Doris Smit/shz.de
Kappeln
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Viel zu ruhig: Anika Sander, Herbergsmutter in Kappeln, hofft, dass sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern das Haus bald wieder für Gäste öffnen darf. Foto: Doris Smit

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Nach mehr als vier Monaten Lockdown bereitet die Jugendherberge Kappeln sich auf eine Öffnung rechtzeitig zu Ostern vor.

Noch ist es ruhig in der Kappelner Jugendherberge, aber das soll sich bald ändern. Jedenfalls wenn es nach Herbergsmutter Anika Sander geht. „Es wird Zeit, dass sich das Haus langsam wieder mit Leben füllt“, sagt sie und hofft auf eine entsprechende Entscheidung der Schleswig-holsteinischen Landesregierung am 22. März. „Aber die hängt natürlich von der Entwicklung in den nächsten Tagen ab“, weiß sie.

Vielleicht können Gäste ja schon zu Ostern wieder anreisen. Foto: Doris Smit

Mehr als vier Monate ist es her, dass die Jugendherberge schließen musste. Die angestrebten Übernachtungszahlen konnten so nicht erreicht werden, aber eine interessante Entwicklung war über das vergangene Jahr festzustellen. Im Jahr 2019 konnte Anika Sander noch 24.469 Übernachtungen verzeichnen. Dass sie da 2020 nicht annähernd herankommen würde – bei der nur fünf Monate anhaltenden Öffnung zwischen dem 29. Mai und dem 31. Oktober – war klar. 

Ich wollte zumindest die 10.000 knacken.

Anika Sander, Herbergsmutter Jugendherberge Kappeln

„Ich wollte zumindest die 10.000 knacken“, sagt sie, aber vor allem die zahlreichen abgesagten Gruppenreisen führten dazu, dass es am Ende nur 9.526 Übernachtungen wurden. 3.307 Gäste wurden gezählt. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 8.594. Dabei ist eine Verschiebung zu beachten: „Im Jahr 2020 waren über 50 Prozent der Gäste Familien, sie haben im Jahr davor nur knapp 28 Prozente der Gäste ausgemacht“, erklärt die Herbergsmutter und führt das auf die Reisebeschränkungen für das Ausland und auf die Quarantäneregelungen zurück.

„Viele haben sich umorientiert und sind an die deutschen Küsten gereist.“ So ging es wohl auch den Einzelgästen: Im Jahr 2019 waren es noch 10,5 Prozent, 2020 checkten knapp 24 Prozent im Urlaub in der Jugendherberge an der Schlei ein. Einen deutlichen Rückgang gab es dagegen bei den Schulklassen: Während Schüler in „normalen Jahren“ rund 40 Prozent der Gäste ausmachen, waren es 2020 nur gut fünf Prozent.

Erste Krokusse blühen im Garten der Jugendherberge von Anika Sander. Foto: Doris Smit

Aber nun bereitet Anika Sander sich auf den Start vor. Perspektiven gebe es zwar noch keine, aber falls die Landesregierung sich für eine Öffnung zu Ostern entscheiden sollte, will sie gerüstet sein. „Wenn die Entscheidung am 22. März so ausfallen sollte, dass wir öffnen dürfen, soll spätestens am 29. März alles empfangsbereit sein“, sagt sie. Dafür kommen ab dem 15. März nach und nach und in Wechselschichten ihre Mitarbeiter zurück. Zwölf Leute umfasst das Team, das nun in den Startlöchern steht – und sich freut. „Wir hatten virtuellen Kontakt und können es kaum erwarten, uns wieder zu sehen. Es ist toll, ein Team zu haben, dass das hier mitlebt. Aber wir müssen alle langsam wieder in den Alltag zurückfinden“, sagt die Chefin.

Das Haus wird von oben bis unten geputzt

In der Pause war die Herberge nicht verlassen: Der Hausmeister Harald Thies, zwei Bufdis (Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes) und Anika Sander legten da Hand an, wo es nötig war: Es wurden Gartenmöbel auf Vordermann gebracht, Findlinge vom Rasen entfernt, Büroarbeiten erledigt. „Wir waren überall im Einsatz, wo es Bedarf gab, und haben Dinge erledigt, die ohne große Investitionen möglich waren“, sagt die Leiterin des Hauses. Da die große Reinigung im Dezember ausgefallen ist, soll das Haus jetzt von unten bis oben geputzt werden.

Ich glaube fest daran, dass es weiter geht. Und wenn keine Schulklassen kommen dürfen, dann nehmen wir gern Familien und Einzelgäste auf.

Anika Sander, Herbergsmutter Jugendherberge Kappeln

Dass das Hygienekonzept der Jugendherberge einwandfrei funktioniert, hatte sich ja schon im vergangenen Sommer gezeigt. Viele Buchungen für Ostern liegen aber noch nicht vor. „Wie die Menschen eben so sind – sie brauchen ein festes Datum“, sagt Anika Sander und lacht. Sorge, dass die Jugendherberge vielleicht dauerhaft geschlossen werden muss, hatte sie eigentlich nie. „Klar kommt einem mal der Gedanke, aber dafür ist der Standort an Schlei und Ostsee zu gut. Ich glaube fest daran, dass es weiter geht. Und wenn keine Schulklassen kommen dürfen, dann nehmen wir gern Familien und Einzelgäste auf.“ Auch für Sondernutzungen stehen die großen Räume der Jugendherberge zu Verfügung. „Hauptsache, es ist wieder Leben im Haus. Es ist schon bitter, wenn du das Licht ausmachst und nicht weißt, wann es wieder angeht.“ 

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