Gärtnerhof

Hendrik Henk revolutioniert die Landwirtschaft „im Kleinen“

Hendrik Henk revolutioniert die Landwirtschaft „im Kleinen“

Hendrik Henk revolutioniert die Landwirtschaft „im Kleinen“

Hans-Rainer Hansen/shz.de
Wanderup
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Bei Hendrik Henk auf dem Gärtnerhof Wanderup kommen nur wenige Maschinen, wie hier die Kompostwendemaschine, zum Einsatz. Foto: Hans-Rainer Hansen

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Seit fünf Jahren betreibt der Jungunternehmer mit seinem Gärtnerhof in Wanderup Solidarische Landwirtschaft.

Seit April 2016 betreibt Hendrik Henk in Wanderup den Gärtnerhof und gehört damit zu mittlerweile über 100 Betrieben in Deutschland, die nach dem Market Gardening-Prinzip arbeiten: „auf kleiner Fläche eine hohe Effektivität erreichen“. Das mag im ersten Moment nach viel Düngemitteleinsatz klingen, aber im Gegenteil: Es handelt sich um einen biointensiven Gemüseanbau, der ohne Einsatz schwerer Maschinen auskommt und teilweise mit sehr alten Arbeitstechniken betrieben wird.

Die Pflanzen werden dicht an dicht gepflanzt, der Boden wird möglichst wenig bearbeitet, vorwiegend in Handarbeit. Nur die Grundbodenbearbeitung und die Kompostherstellung erfolgt mit Maschinenunterstützung. Für eine gute Bodenfruchtbarkeit sorgt ausschließlich Kompost als organischer Dünger. Mineralische Düngung erfolgt mit Gesteinmehl, Algenkalk und Tonmineralien sowie mit Komposttee.

50 Gemüsekulturen, Kräuter und Obst auf 3 Hektar

Seit Anfang 2020 wird auf dem Demeter‐Hof eigener krümelstabilisierter Qualitätskompost produziert. Angebaut werden in Wanderup bisher auf 3 Hektar über 50 Gemüsekulturen, ergänzt um Kräuter und Obst. Unterstützt wird der ausgebildete Gärtner durch fünf Mitarbeiter: einem Auszubildenden, zwei Gesellen und zwei Teilzeitkräften.

Der Vertrieb der Ernte erfolgt nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft, das heißt, die Landwirtschaft, nicht das einzelne Lebensmittel, wird finanziert. Private Haushalte („Solawistas“) tragen die Kosten, im Gegenzug erhalten sie einen Ernteanteil.

Praktisch bedeutet dies: Hendrik Henk erstellt eine Gesamtkostenkalkulation für ein Wirtschaftsjahr, und in einer oder mehreren Bieterrunden (bis Etat‐Deckung erreicht ist) erklären die Solawistas, mit welchem monatlichen Betrag sie sich gebunden für diesen Zeitraum einbringen werden.

Gemüse kann in der Norderstraße 108 abgeholt werden

Aktuell beteiligen sich 150 Solawistas, davon rund 80 Prozent aus Flensburg, mit einem Monatsbeitrag von durchschnittlich 93 Euro. Ihr Ernteanteil an regionalem und saisonalem Gemüse kann wöchentlich vor Ort beim Gärtnerhof oder in Flensburg im Laden „hundertacht“ in der Norderstraße 108 abgeholt werden.

Die Anlieferung nach Flensburg erfolgt Kohlendioxid-neutral mit einer Radkutsche nebst Lastenanhänger. 365 Tage im Jahr wird produziert. Im Sommer gibt es eine große Vielfalt an Fruchtkulturen und Feingemüse. Im Winter wird das Lagergemüse mit frischem Blattgemüse aus den Folientunneln bereichert.

„Revolution im Kleinen“

Jungunternehmer Hendrik Henk zieht ein positives Fazit aus den ersten Jahren seiner Tätigkeit weg von einer Landwirtschaft, die tendenziell Raubbau an den lebendigen Kräften des Bodens betreibt, hin zu, wie er erklärt „einer enkeltauglichen, vielfältigen, regenerativen Landwirtschaft, einer Revolution im Kleinen“.

Ihm spielt dabei in die Karten, dass die Verbraucher zunehmend bereit sind, einen angemessenen Preis für hochwertige Lebensmittel zu zahlen. Mutig investiert er, hat weitere 1,8 Hektar Fläche gepachtet, die bisher intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. In drei Jahren, nach einem Jahr als Brachland und einem weiteren Jahr als Anbaufläche für Mulch (Kleegras), wird der Boden nach entsprechender Kompostdüngung das annähernd perfekte Milieu für Mikroorganismen erreichen, um für den biologischen Gemüseanbau bereit zu sein.

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Cornelius von Tiedemann
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