Höhenwachstum

Die Halligen und der Wettlauf mit dem Meeresspiegel

Die Halligen und der Wettlauf mit dem Meeresspiegel

Die Halligen und der Wettlauf mit dem Meeresspiegel

hhr/SHZ
Leck/Læk
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In puncto Sedimentation ist die Hallig Hooge ein Problemfall. Foto: dpa

Wissenschaftler suchen im norddeutschen Wattenmeer nach Problemlösungen: Von Sedimenten über Wanderratten bis zur Lichtverschmutzung.

„Nach Überflutungen bleibt auf den Halligen zwar immer Sediment zurück und führt zu einem gewissen Höhenwachstum. Das aber ist im Hinblick auf den Anstieg des Meeresspiegels zu wenig.“ Diese klare Aussage traf Dr. Matthias Deicke von der Universität Göttingen im Rahmen der zweitägigen Tagung des Biosphärenrates in der Nordsee-Akademie in Leck. Dort referierte er über seine Untersuchungen zur Verbesserung des sogenannten Höhenwachstums auf den Halligen.

Matthias Deicke konzentriert seine Untersuchungen zum Höhenwachstum vorwiegend auf die Hallig Nordstrandischmoor. „Das ist die Hallig, die noch am besten wächst“, machte er deutlich.

Hooge als Schlusslicht

Hooge hingegen sei das Schlusslicht im Hinblick auf das Höhenwachstum: „Hooge ist aus sedimentologischer Sicht eine Problemhallig“. Die Hallig sei zu niedrig und zu wenig bewachsen, an einigen Stellen gar nicht. Der dortige Sommerdeich verhindere eine ausreichende Sedimentablagerung bei Überflutungen.

Ganz anders stelle sich die Situation auf Nordstrandischmoor dar. Seit 2007 sind dort fünf Messstationen installiert. Im sogenannten Lüttmoor-Projekt werden dort regelmäßig das Höhenwachstum und der Sedimentdurchlass hinter dem Deckwerk gemessen.

Dabei hat sich der Einsatz des nicht unumstrittenen Deckwerks mit Elastocoast – mit Kunststoff verklebtes Steinwerk – nach Aussagen von Deicke bewährt. Das Material lässt mehr Sediment durch als die herkömmliche Deckwerks-Bauweise.

Testphase: Sedimentfalle

In einer Testphase probiere man nach einer Idee von Halligbewohner Nommen Kruse eine so bezeichnete Sedimentfalle aus. Mittels einer Rohrleitung vom Deckwerksfuß wird das Wasser mit seinem Sediment schräg nach oben gedrückt und auf die Hallig gespült. „Das ist noch ein Test, aber wir sind zuversichtlich“, erklärte Deicke.

Über die Probleme mit der Zunahme der Population bei Wanderratten auf Hooge referierte Björn Probst von der Universität Hamburg. „Die Ratten dort werden immer mehr, 2019 war auf Hooge ein Katastrophenjahr“, äußerte er seine Befürchtungen, dass sich daran vorerst auch nicht viel ändern werde.

Rattenproblem auf der Hallig

Björn Probst untersucht seit Jahren das Rattenproblem auf der Hallig. Verschiedene Versuche, der Sache Herr zu werden, sind bereits fehlgeschlagen. Gerade die warmen Sommer und milden Winter hätten zu der ungehinderten Vermehrung der Tiere geführt. „Eine Ratte kann bis zu 1000 Nachkommen pro Jahr haben“, machte er die Sisyphosarbeit bei der Bekämpfung deutlich.

Eine Bekämpfung der Ratten ohne den Einsatz von Gift bezeichnete Probst als schwierig.

„Vergiften ist die beste Methode aber nicht ungefährlich“, betonte er. Gift dürfe nur von geschulte Seite ausgebracht werden. Derzeit durchläuft ein Hooger diese Schulung.

Lichtverschmutzung auf den Halligen

Die Lichtverschmutzung auf den Halligen war ein weiteres Thema bei der Tagung in der Nordsee-Akademie.

Biosphären-Geschaftsführerin Sabine Müller beschäftigte sich mit dem Thema „Schutz von Dunkelheit“. Diese sei wichtig für einen gesunden Biorhythmus beim Menschen, aber aus ökologischer Sicht auch zum Schutz von nachtaktiven Organismen.

Auf den Halligen gelte es, den natürlichen Tag-Nacht-Zyklus, unter dem sich Lebewesen und Ökosysteme entwickelt haben und von dem sie abhängig sind, zu erhalten. Erste Schritte wären die Erfassung der Nachthimmel-Helligkeit in der Biosphäre sowie der Beleuchtungssituation auf den Warften. Die Installation intelligenter Beleuchtungssysteme könnte ein wichtiger Schritt sein. Auch sei eine Begrenzung der Beleuchtungszeiten vorstellbar.

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