Familien- und Nachbarschaftshilfe

Große Hilfe nach Herzinfarkt für Landwirt Manfred Petersen

Große Hilfe nach Herzinfarkt für Landwirt Manfred Petersen

Große Hilfe nach Herzinfarkt für Landwirt Manfred Petersen

Silke Schlüter/shz.de
Grossenwiehe
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Landwirt Manfred Petersen erhielt viel Hilfe auf seinem Hof. Foto: Privat

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Spontane Melkhilfe: Manfred und Verena Petersen erleben eine Riesenwelle der Hilfsbereitschaft.

Den 18. Februar wird Verena Petersen so schnell nicht vergessen. Nur wenige Wochen vor der Geburt ihres ersten Kindes hatte sich die junge Frau über Mittag ein wenig hingelegt, als sie plötzlich durch das laute, fast aggressiv wirkende Gebell von Hofhund Luis aufgeschreckt wurde. Alarmiert sprang sie auf, folgte dem Lärm bis ins Badezimmer des Bauernhauses, wo sie zu ihrem Entsetzen ihren Ehemann bewusstlos auf dem Boden liegen sah. Wie sich später herausstellen sollte, hatte der Landwirt einen Herzinfarkt erlitten.

Nach dem ersten Riesenschreck und dem darauf folgenden Trubel rund um die notärztliche Versorgung und den Abtransport ihres Mannes ins Krankenhaus blieb der Hochschwangeren nichts anderes übrig, als erst einmal dafür zu sorgen, dass der Betrieb weiterläuft. Ihr war klar, dass in wenigen Stunden nicht nur das Füttern der rund 250 Tiere auf dem Hof anstehen würde, sondern auch das Melken der rund 100 Kühe und die Versorgung zahlreicher Kälber.

Nachbar melkte spontan

In ihrer Not rief sie ihre Schwägerinnen Claudia und Susanne an, die sofort zur Stelle waren und ihr im ersten Schritt einige Telefonate abnahmen. Das Gespräch mit der Krankenkasse beispielsweise, die für die nächsten Tage oder sogar Wochen einen Betriebshelfer stellen sollte. Sie bekamen von dort eine Liste mit in Frage kommenden Helfern und fanden auch sehr schnell jemanden, der schon am nächsten Tag kommen wollte.

Anschließend rief Claudia den Nachbarn Oke an, um zu fragen, ob er bis zum Eintreffen des Betriebshelfers das Melken übernehmen könnte. Der ließ sofort alles stehen und liegen und kam nicht nur selbst auf den Hof, sondern sorgte auch dafür, dass sich die Nachricht vom Notfall bei den Petersens in Windeseile im Dorf herumsprach. Binnen kürzester Zeit tummelten sich etliche Männer auf dem Hof und packten – ohne viel zu fragen – überall mit an, wo es etwas zu tun gab. Auch etliche Nachbarinnen boten der werdenden Mutter ihre Hilfe an – jetzt oder später.

Verena Petersen (vorne 2.v.l.) mit Hündin Donna sowie Hofhund und Lebensretter Luis, umgeben von all den Nachbarn und Freunden, die ohne viel zu fragen den Betrieb am Laufen halten, solange Manfred Petersen noch nicht fit genug dafür ist. Foto: Silke Schlüter

Landwirt wieder zu Hause

Die Schwägerinnen fackelten ebenfalls nicht lange, obwohl sie selbst von der Landwirtschaft nicht viel Ahnung haben: „Wir haben uns einfach dazu gesellt und gefragt, wo wir helfen können. Irgendetwas tun kann man immer“, finden beide. So sahen es auch die anderen Helfer, die weiterhin mit anpacken werden, wenn sie gebraucht werden. „Für uns ist das selbstverständlich“, darin sind sich alle einig.

Der spontan eingesetzte Betriebshelfer blieb bis Sonntag, dann übernahm ein Kollege aus Sillerup seinen Posten und wird den Betrieb nun so lange am Laufen halten, bis Manfred Petersen wieder fit genug dafür ist. „Das wird allerdings noch eine Weile dauern“, sagt seine Frau, die froh ist, ihren Mann inzwischen wieder zu Hause zu haben – wenn auch vorerst noch in Quarantäne. Was nicht so einfach ist: „Es setzt ihm ordentlich zu, den Trubel hier draußen nur vom Fenster mit ansehen zu müssen und selbst nicht mithelfen zu dürfen“, sagt sie.

OP und Geburt abstimmen

Dass der 44-Jährige aufgrund des Infarkts demnächst operiert werden muss, hat sie gedanklich schon mit eingeplant. „Mit etwas Glück können wir die Geburt unseres Kindes und seine Operation zeitlich so aufeinander abstimmen, dass ich nachher wieder mit raus in den Betrieb kann, während er bei unserem Baby im Haus bleibt“, hat Verena Petersen beschlossen, das Beste aus der Situation zu machen.

Zu wissen, dass sie so viele hilfsbereite Menschen um sich hat, beruhigt sie indes ungemein: „Es ist so schön, zu wissen, dass man sich auf seine Nachbarn, Freunde und Familie voll und ganz verlassen kann“, sagt sie dankbar.

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