Corona-Krise

Gibt es Alternativen zur Test- und Maskenpflicht in Schulen?

Gibt es Alternativen zur Test- und Maskenpflicht in Schulen?

Gibt es Alternativen zur Test- und Maskenpflicht in Schulen?

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Niebüll
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Seit gut einer Woche gilt an Schleswig-Holsteins Schulen eine Corona-Testpflicht. Foto: Sebastian Gollnow

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Zwei Mütter, eine Lehrerin und eine Psychologin machen schlechte Erfahrungen mit den Pandemie-Maßnahmen in der Schule.

Seit gut einer Woche werden die Schüler im Land zweimal wöchentlich auf das Coronavirus getestet. Entweder per Selbsttest gemeinsam in der Unterrichtszeit oder individuell in einer Teststation. Auch zu Hause darf getestet werden, die Eltern müssen dann eine „qualifizierte Selbstauskunft“ erteilen.

Die Verantwortlichen verschiedener Schulen in Niebüll berichteten in der vergangenen Woche von einem reibungslosen Start bei der Testpflicht im Unterricht.

„Meine Jungs finden die Testungen absolut nicht in Ordnung“, widerspricht eine Mutter aus Niebüll. Es stimme nicht, dass sich alle Schüler ohne Murren testen ließen, nimmt die Frau, die nicht namentlich genannt werden möchte, Bezug auf eine Überschrift bei shz.de

Notfalls Betretungsverbot

„Aber wenn man sich nicht testen lässt, gilt ein absolutes Betretungsverbot der Schule“, ärgert sie sich.

Umgekehrt stört sie, dass die Kinder im Unterricht permanent Maske tragen müssen, auch wenn die Tests negativ sind. In jeder TV-Show komme der Hinweis, dass alle Beteiligten getestet seien; keiner trage da eine Maske. „Was für ein Irrsinn“, findet die Mutter.

Psychologin besorgt

Nadine Nissen ist mit Blick auf Masken- und Testpflicht bei Kindern besorgt. „Das Testen gehört in eine Umgebung mit Eltern“, findet die Niebüller Psychologin. „Das ist wie eine medizinische Untersuchung“, so Nissen.

„Seit einem Jahr reden wir über diese lebensbedrohliche Krankheit“, sagt die Psychologin, jetzt konfrontiere man die Kinder damit. Diese beschäftige das sehr, sie stellten sich Fragen wie: „Was, wenn ich jetzt positiv bin?“

Kinder mit Kopfschmerzen

„Ich habe noch nie so ein heftiges Jahr in der Praxis erlebt.“ Nadine Nissen berichtet von 25 jungen Patienten, die über Kopfschmerzen klagten - mutmaßlich verursacht durch das Maskentragen. Einige Kinder hätten Erstickungsalbträume, so die Psychologin.

Sie habe auch gehört, dass Kinder in der Schule gemaßregelt würden, wenn sie einmal die Maske abnehmen. „Die Bestrafung eines natürlichen Instinkts, eine Bestrafung fürs Atmen“, schüttelt sie den Kopf.

„Die Schäden werden uns in den nächsten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, in der Aufarbeitung begleiten“, prognostiziert die Expertin.

Gravierende Veränderungen

Eine Gymnasiallehrerin aus Nordfriesland beobachtet gravierende Veränderungen im Miteinander von Lehrern und Schülern. „Unterrichtsgespräche sind ganz schwer möglich“, sagt sie mit Blick auf das Maskentragen.

„Viele Schüler sprechen viel weniger“, berichtet die Pädagogin (Name der Redaktion bekannt). Die, die sowieso schon etwas ruhiger, zurückhaltender sind, „dringen gar nicht mehr durch“.

Dazu komme, dass ihr das positive Stärken schwerfalle. Die Schüler könnten ihr Lächeln nicht wahrnehmen, sagt die Lehrerin, aber Lächeln sei wichtig.

Alternative zur Maskenpflicht

Viele Lehrer hätten überdies Angst vor dem Virus, Angst vor den Kindern. „Lernen muss mit positiven Gefühlen besetzt sein, nicht mit Angst.“ Sie spricht sich gegen die Maskenpflicht, stattdessen für größere Abstände durch Wechselunterricht aus. Außerdem sollten Belüftungsanlagen für die Klassenzimmer angeschafft werden.

„Angstfreies Lernen ist nicht möglich“, sagt auch Kathrin Andresen. Für die Mutter von zwei Schulkindern ist bei der Situation in den Schulen schon längst eine „rote Linie erreicht“.

Kinder seit November zu Hause

Die Niebüllerin lässt ihre beiden Kinder, die die Grundschule beziehungsweise das Gymnasium in der Stadt besuchen, schon seit Monaten zu Hause. „Ich habe im November die Reißleine gezogen“, sagt sie. Sie hält das Maskentragen für gesundheitsgefährdend.

Das Home-Schooling klappe ganz gut, ihre Kinder, die in der dritten und in der siebten Klasse sind, seien recht selbstständig. Apropos selbstständig: Die Familie hat eine eigene Firma, was der Mutter die Zeiteinteilung bei der Betreuung erleichtert. Sie kenne andere Eltern, die sich ebenfalls sorgten, „aber zur Arbeit gehen müssen“.

Ihre beiden Kinder seien aber keinesfalls isoliert. Die Familie sei mit anderen vernetzt, Kinder treffen sich, Eltern übernehmen gegenseitig die Betreuung.

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