Uni und Hochschule Flensburg

Flüchtlinge wollen studieren

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SHZ
Flensburg
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Owais Tokhi, ein „Refugee Campus Engel“ aus Afghanistan, trägt das blaue Herz der Europa-Uni Flensburg auf der Brust. Foto: Michael Staudt (SHZ)

Die Resonanz an der Flensburger Uni und an der Hochschule auf Vorbereitungsprogramme fürs Studium ist so groß wie nie zuvor.

So viele Geflüchtete wie nie bereiten sich gegenwärtig an der Europa-Universität Flensburg (EUF) auf ein Studium vor: 50 Frauen und Männer, überwiegend aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Iran, nehmen am „Programm zur Studienvorbereitung und -integration von Geflüchteten“ (ProRef) teil.

„Wir freuen uns, dass das Interesse gegenüber der letzten Runde noch einmal gestiegen ist“, sagt Thomas Duttle, Koordinator der Flüchtlingsprogramme an der EUF. Für die „aktuelle Runde“ seien mehr als 160 Bewerbungen eingegangen; 50 studieninteressierte Bewerber wurden in die Deutsch- und Englischkurse aufgenommen. Bewerbungen aus Schleswig-Holstein sowie Städten wie Stuttgart, Saarbrücken und Ilmenau zeigten den großen und steigenden Bedarf, beobachtet Duttle.

Das ProRef-Programm beinhaltet akademisch ausgerichtete Deutsch- und Englisch-Sprachkurse (Niveaus B2-C1), methodische und interkulturelle Einführungskurse und eine Studien- und Sozialberatung. Das einjährige Programm beginnt jeweils im Juli. Es wird durch das Land und den DAAD aus Mitteln des Bundesforschungsministeriums gefördert, gegenwärtig mit fast 1,3 Millionen Euro.

„Die Gastfreundschaft der Flensburger ist grandios“

50 Teilnehmer haben sich gerade in der Summer School auf die akademische Kultur in Deutschland vorbereitet und ihre Sprachkenntnisse in Deutsch oder Englisch auf Niveau B1 aufgefrischt. „Wir haben viel gelernt in der Summer School, sie hat uns gut vorbereitet“, sagt Khaled Abras (22) aus Syrien. „Es ist gut, dass wir uns an das Uni-System gewöhnen können.“

Mittlerweile befinden sich die Teilnehmer in der achtmonatigen Sprachkursphase mit dem Ziel, Deutsch beziehungsweise Englisch auf C1-Niveau zu erreichen. Diese Kenntnisse qualifizieren sie für alle deutsch-, englisch- oder zweisprachigen Studiengänge an der EUF, aber auch an andere Hochschulen. Khaled Abras kommt gut mit. „Ich lerne hier sehr viel schneller als vorher in anderen Kursen“, sagt er.

Auch für Fragen zur Leistungsgewährung, Asylverfahren, Umverteilung, Fahrtkostenerstattung und Wohnen ist das ProRef-Programm zuständig. Sozial- und Studienberaterin Ute Boesche-Seefeldt ist mit einem Team studentischer Hilfskräfte auch Ansprechpartnerin für Wohnraumsuche: „Die Gastfreundschaft der Flensburger, die spontan zum Programmstart Gästezimmer zur Verfügung gestellt haben, ist grandios und verhalf den Teilnehmern zu einem reibungslosen Einstieg.

„Ohne könnten wir nicht weiter studieren“

Der Einsatz für geflüchtete Menschen ist für Werner Reinhart, Präsident der EUF, selbstverständlich, denn „universitärer Auftrag und die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung sind für die EUF deckungsgleich.“ 16 Absolventen des ProRef-Programms studieren an der EUF. Auch Khaled Abras möchte ein Studium beginnen. „Ich finde es sehr gut, dass die Uni das Programm anbietet – ohne könnten wir nicht weiter studieren.“

An der Hochschule Flensburg laufen zwei Sprachkurse auf dem Niveau A1.1 und A1.2 mit derzeit 23 Teilnehmern, erklärt Torsten Haase, Pressesprecher der Hochschule. Das Sprachlehrer-Team mit einer Deutsch-Afghanin, einem Syrer und einer Deutschen beschreibt er als sehr jung – „das Konzept geht prima auf“. Zudem seien an der Hochschule zwei Mentoren mit Fluchthintergrund tätig, die die Erstsemester mit Fluchtgeschichte betreuen (können), aber auch Deutsche betreuen, erklärt Haase. Dies sei so gewünscht und ermögliche „beiden Seiten eine neue Sichtweise“. Für das nächste Semester sei ein Studienvorbereitungsprogramm geplant „speziell für Geflüchtete mit Studieninteresse bei uns, das sie auf unsere Fach-Anforderungen vorbereitet: Mathe auf Oberstufenniveau, Programmieren (Java und C+), Englisch, technisches Zeichnen, Deutsch und akademisches Schreiben / wissenschaftliches Arbeiten“, kündigt Torsten Haase an.

– Quelle: https://www.shz.de/18106086 ©2017
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