Teilen statt Kaufen

In Flensburg soll der Leihladen „Leila“ entstehen

In Flensburg soll der Leihladen „Leila“ entstehen

In Flensburg soll der Leihladen „Leila“ entstehen

Lisa Bohlander/shz.de
Flensburg
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Elisa Schopf, Amanda Küting und Johannes Probst (v.l.) möchten einen Leihladen in Flensburg aufmachen. Die Angelburger Straße könnte eine Adresse sein. Foto: Michael Staudt

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Gegenstände, die man selbst nur selten benutzt, mit anderen teilen: Diese Idee wollen Studierende der Europa-Universität Flensburg in der Stadt umsetzen.

Mal ehrlich: Wie oft im Jahr benutzt man das Raclette, außer an Silvester? Wann hatte man das letzte Mal die eigene Bohrmaschine in der Hand? Und die Isomatte fristet ihr Dasein gefühlt 364 Tage im Jahr auf dem Dachboden. Für diese „Besitzen, aber nicht Benutzen“-Situation gibt es eine Lösung: Ein Leihladen.

Unser Ziel ist schon ein bisschen, die Kultur des Teilens wieder zu etablieren. Wie es früher vielleicht noch normaler war, mal in der Nachbarschaft zu fragen.

Johannes Probst, Studierender

Das Konzept gibt es bereits in zahlreichen deutschen Städten, nun soll es auch in Flensburg umgesetzt werden. Die Idee dazu hatten Studierende der Europa-Universität Flensburg im Studiengang Transformationsstudien. Zu ihnen zählen unter anderem Norah Kristen und Johannes Probst aus dem vierten Semester. „Unser Ziel ist schon ein bisschen, die Kultur des Teilens wieder zu etablieren“, erzählt Probst. „Wie es früher vielleicht noch normaler war, mal in der Nachbarschaft zu fragen.“ 

Seinen Anfang nahm der „Leila“, wie der Leihladen in Flensburg heißen soll, im Studienmodul Transformationsdesign. „Da setzen wir uns mit Projekten auseinander, die dem Anspruch an gesellschaftlichen Wandel gerecht werden können“, sagt Norah Kristen. „Das war der Antrieb, so etwas wie einen Leihladen Mal für Flensburg zu durchdenken und zu entwickeln.“ 

Die Idee ist eben, einen Leihladen für alle Menschen zu machen, nicht nur für Studierende.

Johannes Probst, Studierender

Aus der Idee wurde schnell mehr: Finanzierungsmodelle, Überlegungen zum Standort und zur Umsetzung gingen die Studierenden durch. Wichtig war ihnen, das Projekt losgelöst von der Universität zu gestalten. „Die Idee ist eben, einen Leihladen für alle Menschen zu machen, nicht nur für Studierende“, sagt Probst. Um möglichst viele verschiedene Menschen erreichen zu können, sind der 25-Jährige und seine Mitstreiter auf der Suche nach weiteren Unterstützern und einer Ladenfläche im Zentrum der Stadt, etwa in der Angelburger Straße.

Das Motto: „Nutzen statt Besitzen“

Dort können Flensburger ihre Gegenstände, die sie selten benutzen, abgeben und anderen zur Verfügung stellen. Andere Flensburger wiederum können diesen dann bei Bedarf ausleihen. „Ich habe hier zum Beispiel eine Leiter, die ich nur brauche, wenn ich mal meine Wohnung streiche – ansonsten steht sie nur rum und nimmt mir Platz weg. Dann bringe ich die doch lieber dorthin, wo sie ständig von Menschen ausgeliehen werden kann, die aktuell eine Leiter brauchen“, erklärt Kristen.

Ein Bohrer, ein Winkelschleifer oder eine Isomatte: Diese Dinge wird man beispielsweise im Leihladen in Flensburg ausleihen können. Foto: Michael Staudt

„Ein Waffeleisen ist ein klassisches Ding, was man selten benutzt. Die Bohrmaschine ist auch immer der typische ‚selten genutzt, aber wenn dann dringend gebraucht‘ Gegenstand“, sagt Probst. Das Team steht zudem in Austausch mit dem Leihladen in Kiel. Dort ist neben Werkzeug vor allem Outdoor-Ausrüstung gefragt: Klettergeschirre, Zelte, Isomatten.

Eröffnung im Herbst 2021 geplant

Soweit die Grundidee. Der Leihladen soll im Herbst eröffnet werden – wie, wo und wann genau, das sei noch im Findungsprozess. Dabei, dass die Gegenstände durch unzählige Hände gehen, vertrauen die Organisatoren auf die Erfahrung anderer Städte: „Das sind ja alles Läden die laufen und die funktionieren. Wäre da Wertschätzung und Respekt nicht gegeben, wäre das glaube ich anders“, sagt Kulturwissenschaftlerin Kristen.

Geplant seien Instandhaltungsaktionen und eine Kontrolle, wie die Gegenstände wieder zurückgebracht werden. „Es soll auf keinen Fall ein Ramschladen werden, sondern schon so, dass man sich Dinge mit gutem Gewissen ausleihen kann.“

Organisiert und finanziert werden soll der Leila mit einem Team aus Freiwilligen. „Der Gedanke, das Ganze über eine Vereinsstruktur zu organisieren und Mitglieder den Laden aktiv mitgestalten können, ist sehr präsent“, sagt Kristen. Nun schauen sie sich nach Initiativen für Fördermittel um: Wie die Bewerbung beim yooweedoo-Ideenwettbewerb.

Das Projekt unterstützt Startups bei der Gründung von ökologisch und sozial nachhaltigen Organisationen und Unternehmen. Es wird von der School of Sustainability der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Zusammenarbeit mit der Zukunftsmacher Akademie durchgeführt. Dem Leila winken dabei 2000 Euro Förderung und zusätzlich 1000 Euro durch den Publikumspreis. Die Abstimmung läuft noch bis Montag, 29. März, 12 Uhr, unter www.yooweedoo.org/de/ideenwettbewerb/2021.

Ebenfalls am 29. März gibt es um 18 Uhr ein öffentlich zugängliches Online-Kennenlerntreffen für alle Interessierten. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf der Internetseite www.leila-flensburg.de, auf Facebook, Instagram und über die Mailadresse moin@leila-flensburg.de.

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