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Fallen die Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein aus?

Fallen die Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein aus?

Fallen die Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein aus?

dpa
Kiel
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Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein Foto: Monika Skolimowska/zb/dpa

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat sich wegen der Corona-Pandemie für eine Absage der Abiturprüfungen und aller anderen Abschlussprüfungen ausgesprochen.

Fallen in Schleswig-Holstein die Prüfungen aus? „In der derzeitigen Situation und der besonderen Herausforderung nicht nur für unser Schulsystem, sondern auch jeden einzelnen von uns, halte ich diese Entscheidung für gebote." Das sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien am Dienstag. Sie werde dem Kabinett für die Beratungen am Mittwoch einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorlegen.

Mitte März wurde der Unterricht an den Schulen in Schleswig-Holstein eingestellt. Im laufenden Schuljahr wollen allein 14.000 Schüler im nördlichsten Bundesland ihr Abitur ablegen.

Nach Angaben des Bildungsministeriums meldeten die Schulen in diesem Schuljahr zudem 10.415 Schüler zum ersten allgemeinbildenden Schulabschluss an und weitere 12.083 Schüler zum mittleren Schulabschluss.
 

Prien: „Außergewöhnliche Situation"

„Wir haben in diesem Jahr durch die Ausbreitung des Coronavirus und unsere Maßnahmen dagegen eine außergewöhnliche Situation", sagte Prien. Wann und wie der Unterricht wieder aufgenommen werden könne, sei noch nicht absehbar.

„Seit zwei Wochen beraten wir uns, wie wir in diesem Jahr faire und gerechte Abschlussprüfungen unter den gegebenen Umständen ermöglichen können." Die Abiturprüfungen müssten direkt nach den Osterferien beginnen. „Dies erscheint derzeit unrealistisch."

Die Schüler im Norden sollen nach Priens Plänen zum Ende des Schuljahres stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten erhalten. „Ich werde daher in der Kultusministerkonferenz vorschlagen, dass wir keine Abiturprüfungen mehr abnehmen, sondern das Abitur und seine Note anhand der bisher erbrachten Leistungen bewerten", sagte Prien.
 

Schüler: „Faire Lösung"

Auf Schülerseite stieß Prien mit ihrem Vorstoß auf Verständnis. „Wir halten es prinzipiell für die fairste Lösung, falls es aus gesundheitlichen Gründen keine Prüfungen geben sollte", sagte die Landesschülersprecherin für Gymnasien, Anna Weigand, der Deutschen Presse-Agentur.

Allerdings sollten die Schüler auf freiwilliger Basis auch mündliche Prüfungen ablegen dürfen. Ein Teil der Schüler sei in mündlichen Prüfungen besser als in schriftlichen. Nötig sei zudem eine Gleichheit des Abiturs. Es dürfe keine Abwertung des Abiturs aufgrund höherer Gewalt geben.
 

Verständnis bei der Gewerkschaft

Priens Pläne stießen auch bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft auf Zustimmung. „Das ist eine sinnvolle und vernünftige Entscheidung im Interesse der Gesundheit von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern", sagte die Landesvorsitzende Astrid Henke.

Aus ihrer Sicht spricht nichts gegen das sogenannte Anerkennungsabitur. „Den Schülerinnen und Schüler dürfen durch die Absage der Prüfungen keine Nachteile entstehen. Das Abitur muss von allen Bundesländern und von allen Hochschulen in vollem Umfang anerkannt werden." Es dürfe zudem nicht durch Bezeichnungen wie "Notabitur" diskreditiert werden.
 

SPD will eine bundesweite Lösung

Die oppositionelle SPD hat angesichts der Corona-Pandemie für die Abiturprüfungen in Schleswig-Holstein eine Lösung soweit wie möglich im Gleichklang mit den anderen Bundesländern gefordert.

„Auch wenn es im Mai keinen Eurovision Song Contest gibt, muss die Punktevergabe an den Schulen möglich sein", sagte der SPD-Bildungspolitiker Kai Vogel.

Zwei Hamburger Schüler haben angesichts der Corona-Pandemie bereits eine Petition zur bundesweiten Absage der Abitur-Prüfungen gestartet. Die beim Internetportal „change.org" veröffentlichte Petition haben bis Dienstagnachmittag rund 76.000 Unterstützer unterzeichnet.

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