Tötungsdelikt

Fall Jonas in Flensburg: Der Verdächtige schweigt

Fall Jonas in Flensburg: Der Verdächtige schweigt

Fall Jonas in Flensburg: Der Verdächtige schweigt

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Der Tatort auf der Aussichtsplattform an der Duborg-Skolen ist zum Ort der Trauer um Jonas (kl. Bild) geworden. Foto: Karsten Sörensen/ Privat

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Nach dem gewaltsamen Tod des 16-jährigen Jonas am Karfreitag laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft weiter.

Der verdächtige 19-jährige Auszubildende sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. „Er macht von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, das ist zu diesem Zeitpunkt der Verfahrens nichts Ungewöhnliches“, erklärte die Flensburger Oberstaatsanwältin Inke Dellius am Dienstag gegenüber shz.de.

So gibt es weiterhin nur Spekulationen zu der Frage, was den jungen Mann dazu getrieben hat, am Karfreitag den 16-jährigen Jonas brutal zu erstechen. „Wir ermitteln weiter auf Hochtouren“, sagte Polizeisprecherin Sandra Otte. Weitere Informationen zur Tat würden vorerst aber nicht bekanntgegeben.

Die Beweislage gegen den 19-Jährigen scheint indes erdrückend zu sein. Mehrere Augenzeugen mussten am Karfreitag gegen 18.15 Uhr die Tat auf der Aussichtsplattform unterhalb der Duborg Skolen mit ansehen. Jonas brach blutüberströmt zusammen, nachdem der Täter ihm ein Messer in den Kopf gerammt hatte.

Foto: Michael Staudt

Der Verdächtige war noch in derselben Nacht festgenommen worden und sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags. Die Verhandlung dem Flensburger Landgericht dürfte spätestens Anfang Oktober beginnen, denn die Untersuchungshaft ohne Gerichtsprozess ist in der Regel auf sechs Monate begrenzt. Verhandelt wird vor einer Jugendstrafkammer. Als 19-jähriger gilt der Verdächtige als Heranwachsender und könnte theoretisch auch nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden, wenn das Gericht zu dem Ergebnis kommt, dass er die entsprechende Reife besitzt. Das wäre in einem Fall wie diesem jedoch höchst ungewöhnlich. Im Jugendstrafrecht liegt die Höchststrafe bei zehn Jahren Haft.

Cousinen sammeln Spenden

Der 19-Jährige soll schon in der Vergangenheit Streit mit Jonas gesucht haben, hatte offenbar Probleme mit Alkohol und anderen Drogen und war, wie Zeugen berichten, auch zum Zeitpunkt der Tat stark alkoholisiert. Dass er vom Jugendamt betreut wurde, konnte die Stadtverwaltung bis Dienstagnachmittag nicht bestätigen.

Am Tatort haben unterdessen in den vergangenen Tagen Freunde von Jonas immer wieder Blumen und Briefe abgelegt.

Foto: Michael Staudt

Zwei Cousinen von Jonas haben spontan eine Spendenaktion für die Finanzierung der Beerdigung initiitiert. Bis Dienstagnachmittag kamen mehr als 13.000 Euro zusammen. „Wir haben selbst im letzten Jahr unseren Bruder auf tragische Weise durch ein Unglück verloren und wissen, wir sehr eine Beerdigung zur finanziellen Belastung werden kann, vor allem, wenn sie so unerwartet kommt“, sagt Cousine Linda aus Kappeln. Vom Erfolg des Spendenaufrufs war sie selbst überrascht. „Wir hatten gehofft, dass wir vielleicht 1000 Euro sammeln können.“ Falls nun noch mehr Geld zusammenkommt, als für die Beerdigung benötigt wird, möchten sie und ihre Schwester den Eltern von Jonas überlassen, was damit geschieht.

Darüber hinaus möchte sich die Familie in ihrer Trauer derzeit nicht öffentlich äußern.

Ruderklub und Feuerwehr trauern

Auch der Ruderklub Flensburg (RKF) hat eine Trauerbotschaft veröffentlicht. „Wir stehen als Verein und auch als Einzelpersonen hinter unserem ehemaligen Mitglied und seiner Familie. Nach dieser abscheulichen Tat fehlen uns die Worte“, heißt es auf der Vereins-Webseite. Mit dem Ruderclub war Jonas Jugend-Landesmeister im Doppel-Vierer und nahm auch an den Deutschen Meisterschaften in Brandenburg teil.

Vor dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr Klues wehte zu Ostern die Fahne auf Halbmast. Ein Großteil der Familie von Jonas ist hier in der Feuerwehr aktiv.

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