DAMPF RUNDUM 2017

Dampfzug kommt nicht: G20-Gipfel verhindert freie Fahrt nach Flensburg

Dampfzug kommt nicht: G20-Gipfel verhindert freie Fahrt nach Flensburg

Dampfzug kommt nicht: G20-Gipfel verhindert freie Fahrt nach Flensburg

shz.de/Gerhard Nowc
Flensburg
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Foto: shz.de/Dewanger

Traurige Nachricht für Technik-Fans: Der Sonderzug zum Dampf Rundum ist abgesagt. Sicherheitskräfte in Hamburg wollen kein Risiko eingehen.

Traurige Nachricht für Technik-Fans: Der Sonderzug zum Dampf Rundum ist abgesagt. Sicherheitskräfte in Hamburg wollen kein Risiko eingehen.

Alte Technik will gepflegt sein – doch selbst dann gibt es keine Garantie, dass sie jederzeit rund läuft. Auch die große Politik kann ein Störfaktor für alte Technik sein. Das zeigt sich beim Dampf Rundum, das am Freitag beginnt. Wegen des G20-Gipfels darf der für Sonnabend angekündigte Dampfzug nicht kommen.

Zum Technik-Festival wollte der Verein „Eisenbahn Nostalgiefahrten Bebra“ einen stilechten Sonderzug an die Förde anbieten. Dafür war eine alte preußische Dampflokomotive der Baureihe 78 gechartert worden, die von anderen Liebhabern gepflegt wird. Passend dazu hätte der Zug mit alten Personenwagen ausgestattet werden sollen.

Die Idee: Dieser Zug sollte Eisenbahn- und Dampf-Fans aus ganz Norddeutschland einsammeln und nach Flensburg bringen. Nicht zur Schiffbrücke, das geht nicht mehr, seit die Hafenbahn stillgelegt wurde. Aber zumindest bis in den Bahnhof. Doch Pustekuchen! Der Zug mit der Dampflok hätte durch Hamburg-Hauptbahnhof und damit am Congress Center vorbei fahren müssen, in dem die Mächtigen dieser Welt beim G20-Gipfel tagen. Ist es nun eine gewisse Skepsis der Sicherheitskräfte gegenüber der alten Dampftechnik oder die Befürchtung, Chaoten und Störer könnten den Zug entern und dem Gipfel zu nahe kommen – jedenfalls wurde die Fahrt durch den Hauptbahnhof abgesagt. Und auch ein Ausweichen auf andere Strecken war nicht möglich. Diese brauche die Deutsche Bahn alle für ihre Züge, hieß es. Also, aus der Traum.

Vielleicht auch für die Crew des niederländischen Dampfers George Stephenson. Noch bis zur letzten Minute wollte sie an ihrem Baby schrauben, um die Tour nach Flensburg zu schaffen. Aber alte Technik kann mal ihre Macken haben, und das ist jetzt passiert. Im Bereich des Antriebes wurden zu hohe Temperaturen festgestellt. So regieren jetzt die Mechaniker an Bord. Die Dampferfans aus Amsterdam haben tapfer nach Flensburg signalisiert; „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“

Leichter zu handhaben ist die Technik, die das Schifffahrtsmuseum zum Dampf Rundum zeigt: Hier stellen die Mitglieder der beiden Modellbauclubs ihre filigranen Kostbarkeiten aus. Das Museum zeigt Modelle und Motoren aus dem eigenen Bestand.

Außerdem kann das Schifffahrtsmuseum einen absoluten Knaller bieten: die große Hafenanlage der Interessengemeinschaft Kaiserliche Marine. Gebäude und Hafenanlagen sind wie eine Modellbahn in der Größe HO gestaltet. Das große Hafenbecken ist mit etlichen Kubikmetern Wasser gefüllt. Darauf kreuzen – ferngesteuert – die Schiffe aus Kaisers Flotte. Liebevoll sind Szenen nachgestaltet; etwa die Verladung von Kohlen per Flechtkörbe in den Bunker eines Kriegsschiffes, mit dem sich einst Matrosen quälen mussten.

Ein Höhepunkt der moderierten Vorführung: der Stapellauf eines Kriegsschiffes, zu dem die hoheitlichen Festgäste in stilvollen Sonderzügen anrollen. Es braucht schon Adleraugen, um den Wurf der winzigen Sektflasche an den Schiffsrumpf erkennen zu können. Für Liebhaber lohnt sich heute schon der Bummel an die Hafenkante: Nach und nach laufen die historischen Schiffe ein. Am Donnerstag um 19 Uhr macht bereits der Eisbrecher „Wal“ fest.

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