Atommüll-Endlager

Bürgerinitiative „Angeliter bohren nach“ verärgert über BGE-Studie

Bürgerinitiative „Angeliter bohren nach“ verärgert über BGE-Studie

Bürgerinitiative verärgert über BGE-Studie

Birger Bahlo/shz.de
Sterup
Zuletzt aktualisiert um:
Um sie dreht sich alles: Fässer mit hochradioaktivem Atommüll sollen auf Dauer unter die Erde. Foto: dpa

Die BI-Sprecherin Ingrid Lohstöter wollte in einer bundesweiten Videokonferenz das Verfahren in neue Bahnen lenken.

Salzstöcke bei Sterup und am Langsee bleiben im Fokus der Gesellschaft für Endlagersuche (BGE), die dort weiter prüfen will, ob sie geeignet sind, den in den vergangenen Jahrzehnten angefallenen hochradioaktiven Atommüll aufnehmen zu können. Zum Zwischenbericht der BGE, die im September des Vorjahres 90 solcher Teilgebiete bundesweit benannt hatte, gab es jetzt eine dreitägige Fachkonferenz.

Organisiert wurde die Tagung vom Nationalen Begleitgremium (NBG), das sich für ein faires und transparentes Verfahren einsetzt. An der nahmen per Video 1600 Interessierte teil, darunter Ingrid Lohstöter aus Ahneby als Vertreterin der Steruper Bürgerinitiative „Angeliter bohren nach“. „Das war sehr spannend, vielseitig und nützlich“, lobt sie den Ablauf.

Lohstöter hält am Ende der Tagung an ihrer Kritik an dem Zwischenbericht der BGE vom Spätsommer fest. Das Papier entspreche nicht den verbindlichen Anforderungen, die das Standortauswahlgesetz vorschreibe. Die tatsächlichen Daten der geologischen Landesdienste seien zugrunde zu legen und auszuwerten, verlangt die Juristin. Erst nach deren Prüfung seien Teilgebiete überhaupt zu benennen. „Diese Prüfung hat nicht oder nur in geringem Umfang stattgefunden.“ Oft seien somit keine realen ortsspezifischen Daten, sondern lediglich Daten aus zweiter Hand verwendet worden.

„Gefährliche“ Referenzdaten

Sie hält die Verwendung solcher sogenannten Referenzdaten für gefährlich und macht das an einem Beispiel aus einem der Gutachten deutlich. Der Geologe Dr. Florian Fusseis habe am 8. Dezember des Vorjahres gegenüber dem NBG über die Oberflächlichkeit dieser Referenzdaten gestaunt und festgestellt, „dass teilweise Anfängerliteratur verwendet wurde, die er schon im zweiten Semester aus der Hand gelegt hat, noch dazu in veralteter Ausgabe.“

Drei Tage reichten nicht aus

Ausführliche Kritik der Steruper BI Angeliter bohren nach kam aber in der jüngsten Konferenz gar nicht recht zur Sprache, weil die Moderatoren den Bemerkungen aus den verschiedenen Regionen nicht hinreichend Raum gegeben habe und Vorträge sowie Berichte aus Arbeitsgemeinschaften viel Zeit beanspruchten. Das bemängelten auch andere Initiativen, wie „Ausgestrahlt“, die in Ostholstein eine Regionalgruppe unterhält.

Gründlichkeit vor Schnelligkeit

Aus Sicht von Ingrid Lohstöter gibt es jetzt nur einen Weg. Als erstes müsse ein dem Gesetz genügender Zwischenbericht vorgelegt werden, der tatsächlich verfügbare geologische Daten enthält. Erst durch die bundesweiten Recherchen aus den Reihen der Zivilgesellschaft seien die Mängel deutlich gemacht worden. Die weiteren Beratungstermine zu dem Zwischenbericht der BGE und den dort genannten Teilgebieten müsse ausgesetzt werden, bis die geschilderten Mängel geheilt seien, fordert die Juristin.

Wenn hier am Ende der sicherste Standort ist, dann ist es eben so.

Ingrid Lohstöter, Bürgerinitiative Angeliter bohren nach

Der jetzt gestartete Auswahlprozess für ein Endlager gilt wegen der vorgesehenen transparenten Bürgerbeteiligung bei der Suche als weltweit einmaliges demokratisches Experiment. „Ob es gelingt, werden wir erleben“, sagt Ingrid Lohstöter von der Bürgerinitiative. Sie trete nach wie vor für ein faires und sachliches Verfahren ein. Und sie steht hinter dem obersten Ziel der bundesweiten Suche nach einem Endlager. „Wenn hier am Ende der sicherste Standort ist, dann ist es eben so.“

Mehr lesen