Gemeinde Munkbrarup

Anwohner protestieren gegen geplantes Gewerbegebiet

Anwohner protestieren gegen geplantes Gewerbegebiet

Anwohner protestieren gegen geplantes Gewerbegebiet

Wilhelm van de Loo/shz.de
Munkbrarup
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Sprecherin Sandra Hollesen (links) mit einigen der protestierenden Anwohner. Foto: Wilhelm van de Loo

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Befürchtet wird eine verstärkte Lärmbelästigung und eine erhöhte Unfallgefahr auf dem Schulweg.

Seit einiger Zeit rumort es heftig in Teilen von Munkbrarup. Auslöser ist die Absicht der Gemeindevertretung, nördlich der Straße „Harkmoor“ unmittelbar im Anschluss an die vorhandene Bebauung ein kleines Gewerbegebiet einzurichten.

Dagegen wendet sich wachsender Widerstand von Bewohnern aus etwa 30 betroffenen Haushalten im näheren Umfeld. Als deren Sprachrohr führt Sandra Hollesen eine Reihe von aus ihrer Sicht dem Vorhaben entgegenstehenden Argumenten an.

Zunächst gesteht sie allerdings der Gemeinde zu, eine Standortalternative für einen seit langem ortsansässigen Kfz-Betrieb in der Dorfmitte zu suchen, der dort 2023 wegen Pachtende weichen muss. Auch ein anderer örtlicher Handwerksbetrieb könnte in ein neues kleines Gewerbegebiet umziehen. Für zusätzliche Ansiedlungen durch von außerhalb kommende Unternehmen sei es jedoch kein Platz.

Zunächst verweist die Berufsschullehrerin mit den Fächern Wirtschaft und Geographie auf das zentralörtliche System. Darin sei Munkbrarup ganz unten in der Hierachie als Stadtrandkern zweiter Ordnung ausgewiesen. Im Dorf gebe es keinerlei Nahversorgung wie Lebensmitteleinzelhandel, Arzt oder Apotheke. Folglich fragt sie: „Warum sollte dann eine riesige Kühlhalle mit Verpackungsstraße und hohen Lärmbelastungen durch technische Anlagen und Belieferungsverkehr zum Ärgernis der Anlieger hier angesiedelt werden?“

Lkw-Lärm auch in der Nacht?

Damit meint sie ein gegenwärtig in Dollerup ansässiges Unternehmen, das Kunden in Form eines Lieferservice regelmäßig mit Bio-Lebensmitteln versorgt. Befürchtet werden massive Lärmbelästigungen durch auch nachts anliefernde 40-Tonnen-Kühl-Lkw und tagsüber ausliefernde Kleinlaster.

Ein „weiteres riesiges Problem“ ist aus Sicht der protestierenden Anwohner die Zufahrt zum neuen Gewerbegebiet. Sie führt von der Nordstraße (B 199) über die Straße „Toft“ mit Tempo-30-Zone und sei für gegenwärtig 52 in den unmittelbar betroffenen Straßen „Findlingsbogen“ und „An der Obstwiese“ wohnende Kinder der Weg zu Schulbus, Grundschule und Kindergarten. Zudem liege die Werkstatt „Harkmoor“ der Mürwiker Werkstätten in direkter Nachbarschaft. Dort gingen täglich mehrfach zum Teil schwerstbehinderte Menschen zwischen Unterkunft und Arbeitsstelle hin und her oder führen mit dem Rollstuhl vorbei.

Zum Schluss verweist Hollesen auf ein Vorkommen von Rotmilanen. Sie habe diese höchst seltenen Greifvögel früher häufig im strittigen Bereich beim Jagen gesehen. Die dort durchgeführten Vermessungen und Ortstermine hätten die Tiere allerdings vergrämt. Wenn die Gemeinde nicht umhinkomme, ein neues Gewerbegebiet auszuweisen, sollte dieses, so Hollesens Forderung, weiter östlich liegen. Dort weise der Flächennutzungsplan bereits ein solches Gebiet aus. Auch die verkehrliche Erschließung könne von Osten erfolgen.

Stellungnahme von Bürgermeister Iversen

Auf Nachfrage bestätigte die Leiterin des Bauamtes in der Amtsverwaltung Langballig, dass weiter östlich eine Fläche seit 1998 tatsächlich als mögliches Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan dargestellt ist. Das Vorhaben mit direktem Anschluss an die Nordstraße sei jedoch nie verwirklicht worden. Mittlerweile werde eine solche Zufahrt nicht mehr genehmigt.

Um Stellungnahme gebeten, weist Bürgermeister Heiner Iversen darauf hin, dass der unter großer Bürgerbeteiligung erarbeitete Ortsentwicklungsplan das neue Gewerbegebiet bereits enthält. Neben einer landwirtschaftlichen Hofanlage gelegen, sei die Erschließung dieses Gebietes wegen kürzerer Anschlussleitungen an Wasser, Abwasser und Elektrizität deutlich kostengünstiger.

Die Gesamtproblematik um das Gebiet wird am Montag, 3. Mai, um 18 Uhr bei einem öffentlichen Erörterungstermin in der großen Sporthalle der Grundschule Munkbrarup sicherlich kontrovers zur Sprache kommen.

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