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Mehr als ein Hafenfest: Wenn Borussia Dortmund am Samstag die Schale holt

Mehr als ein Hafenfest: Wenn Borussia Dortmund am Samstag die Schale holt

Wenn Borussia Dortmund am Samstag die Schale holt

Stefan Hans Kläsener
Flensburg/Dortmund
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Mats Hummels (oben rechts) war noch ein Jungspund, als 2012 die letzte Meisterschaft glückte. Der Jubel der Fans dürfte diesmal sogar noch ausgelassener ausfallen. Foto: imago images/Cord/shz.de

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Ein Sieg für Dortmund am Samstag gegen Mainz 05 und die Schale geht erstmals seit 2012 in den Pott. Stefan Hans Kläsener erklärt, was dann los wäre: für Schleswig-Holsteiner kaum vorstellbare Dimensionen.

Die Hansestadt Dortmund wird einen Sonnabend der Superlative erleben. In der neuntgrößten Stadt der Republik sind es kraft Melderegister fast 600.000 Menschen, die eigentlich ihre Fanzugehörigkeit im Personalausweis stehen haben.

Hinzu kommen Exil-Dortmunder, die in den Krankenhäusern unweit des Westfalenstadions geboren wurden und deren Fanorientierung sogar in der Geburtsurkunde steht. Denn anders als in den meisten anderen zehn größten Städten Deutschlands, anders als in Berlin, Hamburg, München und sogar Köln und Düsseldorf, gibt es in Dortmund keinen Stadtrivalen. Alles Schwatt-Gelb, genauer Schwatz-Gelb.

Ein singendes Stadion, fast so groß wie Flensburg

Im Westfalenstadion allein werden über 80.000 Menschen sein – einmal Norderstedt oder Neumünster und fast einmal Flensburg. Allein 25.000 Menschen werden in der „Gelben Wand“ stehen und ihre komplexe Choreograpfie vorführen. Eine Riesenunterstützung für die Heimmannschaft und einschüchternd für gegnerische Spieler, auch solche mit viel internationaler Erfahrung. Eine solche Wand aus singenden Menschen gibt es nirgends.

Krönung wäre der Meisterkorso am Sonntag rund um den Borsigplatz im Dortmunder Nordosten. Dort wurde am 4. Advent 1909 der Ballspielverein Borussia gegründet, gegen den Widerstand der katholischen Kirche, die zuvor die fußballspielende Jünglingssodalität „Dreifaltigkeit“ unter ihrer Kontrolle hatte. Dem 1909 vorsitzenden Kaplan ging das „wilde Treiben“ und Kicken auf den Straßen aber zu weit.

Sollte der Sonnabend aus Dortmunder Sicht gelingen, werden nochmals Fanströme von BVB-Anhängern die Stadt fluten. Fremde Menschen werden sich küssen und Frauen Männern derbe auf die Schulter hauen: „Kea, is dat schön.“ 

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