WM-Qualifikation

Drei Tore nach Corona-Schreck: Erstes Geschenk für Löw

Drei Tore nach Corona-Schreck: Erstes Geschenk für Löw

Drei Tore nach Corona-Schreck: Erstes Geschenk für Löw

dpa
Duisburg
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In der zweiten Halbzeit durfte Jamal Musiala (M.) seine Nationalmannschaftspremiere feiern. Foto: Federico Gambarini/dpa

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Der Start in die Abschiedstournee von Joachim Löw ist geglückt. Hofmanns positiver Corona-Test hat keine Auswirkungen. Goretzka, Havertz und Gündogan sorgen gegen Island für klare Verhältnisse.

Entspannt klatschte Joachim Löw jeden seiner Spieler ab - und trug dabei demonstrativ einen Mund-Nasen-Schutz. Nach dem Corona-Schreck am Morgen konnte sich der Bundestrainer zum Auftakt seiner letzten DFB-Mission über einen problemlosen Sieg freuen.

Mit geballter Bayern-Power setzte sich das hoch überlegene DFB-Team im ersten Qualifikationsspiel zur Fußball-WM 2022 in Duisburg gegen Island mit 3:0 (2:0) durch. Der Münchner Leon Goretzka (3. Minute) und England-Legionär Kai Havertz (7.) sorgten schnell für die Führung. Der formstarke Ilkay Gündogan (56.) legte nach der Pause mit seinem Treffer nach. Damit machte das DFB-Team nach dem jüngsten Debakel in Spanien dem Bundestrainer ein erstes kleines Geschenk - das größere soll bei der EM im Sommer folgen.

Löw, der nach der Europameisterschaft sein Amt nach 15 Jahren aufgeben wird, musste seine Elf nach dem ersten Corona-Fall in der Nationalmannschaft noch kurzfristig umbauen. Denn neben dem Mönchengladbacher Jonas Hofmann, der positiv auf Corona getestet wurde, musste auch der als Linksverteidiger vorgesehene Marcel Halstenberg in Quarantäne. Der Leipziger wurde vom zuständigen Gesundheitsamt als Kontaktperson der Kategorie 1 eingeordnet und ebenfalls isoliert.

«Größtenteils bin ich zufrieden. Wir haben schwungvoll und dynamisch begonnen. Wir wollten gleich ein Zeichen setzen. Die Mannschaft ist mit der richtigen Einstellung ins Spiel gegangen. Deswegen war der Sieg insgesamt souverän. Wir haben wenige Torchancen zugelassen», lobte Löw, der aber mit den zweiten 45 Minuten nicht ganz zufrieden war: «In der zweiten Halbzeit haben wir zu viele Pässe nach hinten gespielt, manche Momente verpasst, Dynamik auszulösen, Tempo aufzunehmen.»

Es überwog aber deutlich die Freude, auch bei den Spielern. «Es hat uns in die Karten gespielt, dass wir früh zwei Tore gemacht haben. Was in den letzten Spielen gefehlt hat und was wir uns fest vorgenommen haben, dass man das heute auf dem Platz sieht, dass wir diese Leidenschaft auf den Platz bringen, für unser Land spielen zu dürfen. Dass elf Jungs auf dem Platz stehen, die richtig Bock haben», sagte Torschütze Goretzka und Gündogan betonte: «Reaktion, ja. Wir sollten aber grundsätzlich einen Maßstab an uns selber haben, dementsprechend sind wir ins Spiel gegangen.»

Im leeren Duisburger Stadion bekam Löw die früheste Zwei-Tore-Führung in einem Länderspiel seit dem 4:2 gegen Ecuador auf der USA-Reise im Mai 2013 serviert. Joshua Kimmich leitete mit zwei starken Pässen die beiden ersten Treffer ein. Erst hob er den Ball geschickt auf seinen Münchner Kollegen Serge Gnabry, der zu Goretzka zurückpasste. Der 26-Jährige traf in seinem 30. Länderspiel schon zum 13. Mal. Dann spielte Kimmich Leroy Sané frei, dessen Hereingabe verwertete Havertz zum 2:0. Löw hatte den 21-Jährigen vom FC Chelsea statt dessen Vereinskollegen Timo Werner in die Startelf gestellt. «Von der ersten Minute an wurde Vollgas gespielt. Das macht Spaß zuzuschauen», lobte auch RTL-Experte Uli Hoeneß.

Mit so einem Blitz-Start war nach dem ganzen Wirbel am Vormittag nicht zu rechnen, als das Coronavirus mit dem Positivtest von Hofmann in die zuvor sichere Blase der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eingedrungen war. Halstenberg wurde indes ein Backgammon-Spiel mit Hofmann zum Verhängnis. «Die Beiden haben längere Zeit zusammen gesessen. Dann mussten wir das nachverfolgen. Das ist dabei rausgekommen. Das war leider ein blödes Backgammon-Spiel», sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Das Spiel stand aber nicht auf der Kippe, weil das Hygienekonzept des DFB funktionierte.

So konnte die DFB-Auswahl in ihren neuen schwarzen EM-Auswärtstrikots ein anderes Gesicht als bei der 0:6-Blamage vor 128 Tagen präsentieren, wenngleich der Gegner bei Weitem nicht das Format von Ex-Weltmeister Spanien hatte. Dominant und konzentriert, so wie Löw es gefordert hatte, trat die DFB-Elf von Beginn an auf. Kimmich, Goretzka und Ilkay Gündogan - laut Hoeneß «das Prunkstück» im deutschen Team - besetzten konsequent die Räume im Mittelfeld und trieben das Spiel immer wieder an. Auf den Außenbahnen wechselten Gnabry und Sané häufig ihre Positionen und eroberten einige Bälle sofort zurück.

So machte sich der Ausfall der Stammspieler Toni Kroos (Adduktoren) und Niklas Süle (Zerrung) kaum bemerkbar, auch wenn nach dem Traumstart nicht alles gelang. In vorderster Linie fehlte gegen die eng stehenden Gäste die Zielstrebigkeit. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam der viermalige Weltmeister durch Kimmich (42.) und Antonio Rüdiger (43.) zu weiteren Großchancen.

Die neu zusammengestellte Defensive mit dem Dortmunder Emre Can als Linksverteidiger wurde kaum gefordert. Rüdiger griff bei der in der ersten Hälfte einzigen Chance der Isländer durch Runar Sigurjonsson noch im letzten Moment ein (27.) und gab wie von Löw gefordert lautstark Kommandos.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs agierte der EM-Viertelfinalist von 2016 ein wenig mutiger, während die deutsche Mannschaft in den Verwaltungsmodus schaltete. Doch schließlich war es der seit Wochen überragende Gündogan, der mit einem Distanzschuss für klare Verhältnisse sorgte. Damit dokumentierte der 30-Jährige auch im DFB-Dress seine neue Torgefahr. Im Trikot von Manchester City war Gündogan in dieser Saison in 34 Pflichtspielen schon 16 Mal erfolgreich. Kurz darauf scheiterte noch Gnabry am Pfosten (70.).

In der Schlussphase konnte Löw seine Viel-Spieler ein wenig schonen. Stattdessen gab das erst 18 Jahre alte Bayern-Juwel Jamal Musiala, das zuletzt noch für Englands U21 aufgelaufen war und sich dann für das DFB-Team entschieden hatte, sein Nationalmannschafts-Debüt.

So kann es weitergehen nach dem ersten von maximal zwölf Spielen unter Löw bis zum Abschied im Sommer. Am Samstag bricht der DFB-Tross zum zweiten Qualifikationsspiel nach Rumänien auf, ehe am Mittwoch zum Abschluss des Dreierpacks Nordmazedonien erneut in Duisburg zu Gast ist.

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