Bildungspolitik
Wer soll medizinische Masken für Schüler zahlen?
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Der Landeselternbeirat für Grundschulen ruft zu zivilem Ungehorsam auf, damit Schüler kostenlose Masken bekommen.
Volker Nötzold ist auf Zinne. „Es kann nicht sein, dass der, der die Musik bestellt, nicht dafür zahlt“, sagt der Landeselternbeirat Grundschulen und Förderzentren. Er kritisiert, dass das Land jedem Schüler in der Schule das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes vorschreibt, aber kaum Masken bereitstellt.
In der Praxis bekommt laut Bildungsministerium jeder eine Maske, der seinen Mund-Nasen-Schutz nicht dabei hat. „Deswegen fordere ich alle Eltern zum zivilen Ungehorsam auf: Schickt Eure Kinder mit Stoffmasken in die Schulen“, sagt Nötzold. Denn dann müsste das Ministerium dafür sorgen, dass alle Kinder den richtigen Mund-Nasen-Schutz bekommen – und zwar so viele wie nötig sind. Die Schule dürfe die Kinder nicht nach Hause schicken. Nötzold: „Denn es gibt eine Beschulungspflicht.“
Der Verweis auf die Schulpflicht sei an dieser Stelle nicht zutreffend, sagt Ministeriumssprecher David Ermes. „Nach dieser Logik müsste ja jegliche Ausstattung von Kindern durch den Staat finanziert werden.“
Ministerium: Eltern sollen Masken bezahlen
Es sei Aufgabe der Eltern, ihre Kinder mit Masken auszustatten. „Für Grundsicherungsempfänger stellt zudem der Bund Masken und weitere finanzielle Mittel in der Pandemie zur Verfügung“, so Ermes.
Nötzold reicht das nicht, er hält das Problem für dringend. Bei ihm häuften sich Beschwerden von Eltern, die sich die Masken nicht leisten könnten. „Wenn man davon ausgeht, dass eine einfache OP-Maske für Kinder 50 Cent kostet, und ein Kind pro Tag zwei davon braucht, sind wir schon für die Schultage bei 20 Euro pro Kind und Monat. Das geht schnell ins Geld – gerade bei Familien, die durch die Pandemie gebeutelt sind“, so Nötzold.
Eltern haben ohnehin viele Zusatzkosten, wie Papier, Druckerpatronen oder Endgeräte. Da kann nicht noch etwas drauf kommen.
Claudia Pick, Landeselternbeirätin
Seine Kollegin Claudia Pick vom Landeselternbeirat an Gymnasien verlangt eine Maske pro Kind und Tag. „Ich vermute, dass sonst manche die Masken länger tragen als es medizinisch sinnvoll ist.“ Das könne nicht Sinn der Pandemiebekämpfung sein. Für viele Eltern seien 30 bis 50 Cent pro Maske nicht viel, für andere aber schon. Pick betont: „Eltern haben ohnehin viele Zusatzkosten, wie Papier, Druckerpatronen oder Endgeräte. Da kann nicht noch etwas drauf kommen.“
Ähnlich sieht das die Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Irene Johns. „Jedes Kind, das finanziell benachteiligt ist, sollte zumindest eine kostenlose Maske pro Tag bekommen.“ Das betreffe nicht nur Hartz IV-Empfänger, sondern alle Menschen, die in irgendeine Form von staatlicher Unterstützung bekämen.
Die Schutzausrüstung sollte an den Schulen verteilt werden, verlangt Johns. Das Land habe ja genug Masken gelagert, die bei Bedarf an Schüler ausgegeben würden, die ihren Schutz vergessen haben. „Ich bin dafür, dass diese Masken alle ausgegeben werden und zusätzliche beschafft werden“, fordert Johns. Im Oktober hatte das Bildungsministerium vom Bund die Zusage für die Lieferung von 35.000 FFP2- und 4,5 Millionen OP-Masken erhalten.
Grundsätzlich ist es Aufgabe der Eltern, ihre Kinder mit Masken auszustatten.
David Ermes, Sprecher des Bildungsministeriums
„Die Schulen halten einen gewissen Bestand an Masken vor für den Fall, dass einmal eine Maske kaputt geht oder ein Kind eine neue Maske benötigt. Grundsätzlich ist es aber Aufgabe der Eltern, ihre Kinder mit Masken auszustatten“, sagt der Sprecher des Bildungsministeriums, David Ermes. Die Masken gehörten für Schüler zur notwendigen Grundausstattung, die sie derzeit brauchen, ob zum Beispiel im Nahverkehr, in der Schule oder auch in Geschäften.
An Masken-Beschaffung scheiden sich die Geister
Wir Eltern können auch mal etwas selbst bezahlen und müssen nicht immer nach dem Staat rufen.
Thorsten Muschinski, Landeselternbeirat
Christian Schultz vom Sozialverband Deutschland in Schleswig-Holstein unterstützt die Forderung der Kinderschutzbundvorsitzenden. „Bedürftige müssen so viele Masken bekommen, wie sie brauchen.“ Das betreffe nicht nur, aber auch Kinder. Das müssten nicht nur OP-, sondern könnten auch FFP 2-Masken sein, so Schultz.
Thorsten Muschinski, Landeselternbeirat an Gemeinschaftsschulen hält das Problem hingegen für nicht so gravierend: „Wir Eltern können auch mal etwas selbst bezahlen und müssen nicht immer nach dem Staat rufen.“