Der groß gewachsene Mann mit Mannheimer Dialekt ist der Neue auf der Insel Pellworm: Ralf Siegelmann (46), preisgekrönter Journalist und Kameramann sowie langjähriger Fernsehmoderator des Existenzgründermagazins „UP!“, startet seit April mit seinem eigenen Inseleis durch.

Aus Liebe zum Eis

Alles begann mit einer Weiterbildung seiner Frau Christine (44), die eines Tages die Eisfachschule besuchte. „Meine Frau ist immer neugierig und macht manchmal so verrückte Sachen“, erzählt Siegelmann schmunzelnd.

Mit dem Diplom in der Tasche wollte seine Frau mehr. Doch eigentlich war sie bei einem deutschen Konzern als internationale Leiterin für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz angestellt. Die Eisherstellung blieb so nur ein Hobby und ihre Passion.

Der Traum vom eigenen Eisbus spukte schnell im Kopf. „Und dann kam der Knaller. Ein Freund von uns schickte mir eine Adresse, bei der ich einen mobilen Eiswagen mitsamt den Geräten für die Eisproduktion kaufen konnte.“ Der 46-Jährige beriet sich mit seiner Frau und meldete sich schließlich bei dem Verkäufer in der Pfalz.

Aus dem Spessart nach Pellworm

Sie wurden sich einig und Siegelmann wurde der neue Besitzer des Eiswagens. Und das ganz ohne jegliche Erfahrungen in der Gastronomie.

Doch in seiner Heimatstadt wollte er die Idee nicht umsetzen. Schnell war klar, es soll Pellworm sein, die Insel, die er seit seiner Kindheit durch Ferienaufenthalte schätzen und lieben gelernt hatte. Hier habe er sich immer heimisch gefühlt und bereits 2018 einen Hof als Altersruhesitz gekauft.

„Aufgrund der insolvenzbedingten Schließung der Rhein-Neckar-Fernsehen GmbH im März 2020 machte ich mich als freier Journalist selbstständig.“ Doch Corona habe ihm die Aufträge wegbrechen lassen und so entschloss er sich zum Umzug.

Mit dem Eiswagen mitsamt der Maschinen für die Produktion und mehr als 300 Rezepturen im Gepäck machte er sich auf den Weg nach Nordfriesland.

Corona und Eisverkauf

Sein Gefährt baute der Süddeutsche erst einmal komplett um. Auch die aktuellen Corona-Richtlinien setzte der Neu-Pellwormer, so gut es geht, um. So habe er beispielsweise eine automatische Durchsage mit einer Ansage zum Einhalten der AHA-Regeln, die er per Knopfdruck abspielen kann.

Für seine eigene Gesundheit sorgt der 46-Jährige dadurch, dass durch das offene Fahrerfenster immer ein Windzug bläst. Auch hat er eine gläserne Trennwand über die Theke des mobilen Eiswagens montiert, trägt eine Mund-Nasen-Maske und lässt sich regelmäßig testen. Das gibt weiteren Schutz.

Angst vor fehlender Kundschaft und mögliche wirtschaftliche Einbußen durch die Pandemie habe er nicht. Denn auch wenn Gäste derzeit nicht auf die Insel kommen können, die Pellwormer lieben die frostige Süßigkeit und können scheinbar nicht genug davon bekommen.

Eisangebot kommt an

Insgesamt zwölf verschiedene Eissorten und Milchshakes bietet Siegelmann aus der eigenen Herstellung in seinem Pellwormer Inseleis-Bus an. „Natürlich habe ich als gebürtiger Mannheimer auch das in meiner Heimat erfundene Spaghetii-Eis im Angebot“, erzählt er schmunzelnd.

Und scheinbar hat er mit seinem Produkt genau den Nerv der Zeit getroffen: Selbst beim jüngsten Schneefall habe es einen Ansturm auf das Inseleis gegeben. „Wer Interesse hat, registriert sich in unserer Whats-App-Gruppe. Dort werden alle Angebote und Standorte aktuell verraten.“ Derzeit sind dort 257 Interessierte registriert.

Natürlich läutet der Inseleismann mit einer Handglocke bei jedem Stopp und macht so auf seine Köstlichkeit aufmerksam. Doch wer dennoch mal den Halt verpasst, für den bremst der Mannheimer auch auf der Strecke – denn manch einer sei schon hinter ihm hergefahren und habe ihn mit Lichthupe zum Halt aufgefordert.