Corona-Maßnahmen

Selbsttests gehören fest in den Unterricht

Selbsttests gehören fest in den Unterricht

Selbsttests gehören fest in den Unterricht

Frank Jung/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Corona-Test an der Grundschule in Bredstedt. Foto: Thekla Dyck

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Nicht allein Tests sollen Präsenzunterricht sichern. Familien sind aufgefordert, dazu auch mit Kontaktvermeidung in den Ferien beizutragen.

Mit dem Wechsel von Freiwilligkeit auf Pflicht folgt eine weitere klare Regel: Nicht zu irgendeiner Uhrzeit, sondern zu Beginn ihrer ersten Stunde am ersten Schultag nach den Osterferien müssen sich alle Schüler und Lehrkräfte in Schleswig-Holstein selbst testen. „Das soll künftig ausdrücklich im Unterricht stattfinden und kann auch zu gestaffelten Anfangszeiten führen“, hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) entschieden. Sicher werde das weitere Einbußen an Lernzeit kosten. Der Probelauf in der vergangenen Woche habe aber gezeigt: Man könne das Absolvieren der Tests nicht schon vor dem Läuten der Schulglocke verlangen. Dazu seien zu viele Schüler von Buszeiten abhängig.

Eltern-Erklärung zur Einhaltung der Reiserückkehrer-Regeln

Es wird nicht die einzige Besonderheit sein, wenn die Ranzen am 19. April wieder gepackt werden: Sofern Familien entgegen aller politischen Appelle verreist sein sollten, müssen sie ihren Kindern eine unterschriebene Erklärung mitgeben. Darin sollen sie versichern, dass sämtliche Pandemie-Vorschriften für Reiserückkehrer eingehalten worden sind. Eindringlich ruft Prien die Schleswig-Holsteiner auf, die Ferien zu Hause zu verbringen – „und bleiben Sie auch dort möglichst unter sich!“ Es gelte zu bedenken: „Die zweieinhalb Wochen Osterferien sind für uns eine Chance, das Infektionsgeschehen der dritten Welle zurückzudrängen. Helfen Sie mit, Schule weiter möglich sein zu lassen.“

Es besteht kein Anspruch, im Rahmen des digitalen Angebots besonders beschult zu werden.

Bildungsministerin Karin Prien

Wer an zwei Selbsttests pro Woche nicht teilnimmt, wird Schulgebäude nicht betreten dürfen. Das gilt außer für Kinder und Jugendliche für jegliches dort tätige Personal. Die Ministerin betonte: Schüler, die sich weigern, bekämen zwar die ein oder andere Aufgabe für zu Hause. „Es besteht für sie aber kein Anspruch, im Rahmen des digitalen Angebots besonders beschult zu werden.“

Vorbild Sachsen gerichtlich abgenickt

Die neuen Regeln sind an keine bestimmte Inzidenz geknüpft. Prien beruft sich auf eine Studie der Technischen Universität Berlin, nach der „sogar bei Inzidenzen über 100 regelmäßige Tests einen verhältnismäßig sicheren Schulbetrieb gewährleisten“. Als eine Art Vorbild für den künftigen Weg im Norden nannte sie Sachsen. Die Methode, Tests zur Zugangsvoraussetzung zum Gebäude zu erheben, sei dort gerichtlich abgesegnet.

Der Landeselternbeirat für Gemeinschaftsschulen unterstützt die Testpflicht. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine reine Freiwilligkeit für Selbsttests nicht ausreichend ist, da sich aufgrund einer schlechten Kommunikation und Vorbereitung dem zu viele verweigert haben“, bilanziert Vorsitzender Torsten Muschinski. Er verlangt sogar tägliche Selbsttests. Zugleich pocht Muschinski auf Homeschooling-Angebote für Schüler, die Tests verweigern.

Schüler mit einem größeren Unterstützungsbedarf wie etwa an Grundschulen sollten zu Hause von den Eltern getestet werden.

Astrid Henke, Vorsitzende Gewerkschaft & Wissenschaft

Astrid Henke, Chefin der Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft, bemängelt: „Außer Ankündigungen und Erwartungen wird nichts seitens des Ministeriums organisiert. Aus Schulen kommen Rückmeldungen, dass die Selbsttestung durch Schüler vielerorts nicht gut funktioniert oder sie zumindest sehr aufwändig betreut werden müssen. Solange es keine externe Unterstützung gibt, sollten Schüler mit einem größeren Unterstützungsbedarf wie etwa an Grundschulen zu Hause von den Eltern getestet werden.“ Das fordert auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Habersaat. .Zugleich moniert er, dass die Selbsttests nicht schon zum Start in der vergangenen Woche verbindlicher waren.

Tests zu Hause lehnt Prien ab mit den Worten: „Will man den größtmöglichen Schutz durch viele Tests gewährleisten, müssen sie unter Anleitung in der Schule stattfinden.“

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