Pandemie-Auswirkungen

In der Pandemie sind Menschen in SH immer länger online

In der Pandemie sind Menschen in SH immer länger online

In der Pandemie sind Menschen in SH immer länger online

Raissa Waskow/shz.de
Kiel
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Eine neue Studie zeigt: Die sozialen Medien sind echte Zeitfresser im Leben vieler Schleswig-Holsteiner. Foto: Christoph Dernbach/dpa

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Viele Norddeutsche nutzen das Internet laut einer Studie der TK vor allem für die Kontaktaufnahme mit Angehörigen.

Nur mal eben die Nachrichten auf dem Handy checken, ein Bild in die Familiengruppe posten und durch den Social-Media-Feed scrollen: All das gehört fest zum privaten Alltag von Erwachsenen dazu. Doch wir verbringen viel mehr Zeit mit den digitalen Medien, als wir es eigentlich wollen.

Das ergab die Studie "Schalt mal ab, Deutschland!", die am Mittwoch von der Techniker Krankenkasse (TK) vorgestellt wurde. Demnach sind mehr als 60 Prozent der Menschen in Norddeutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren viel länger online, als sie es eigentlich geplant haben.

Die neue Studie zeigt: Drei Viertel der befragten Nordlichter sind in ihrer Freizeit mehrmals täglich oder sogar fast immer online (77 Prozent). Dabei sind sie nicht nur häufig, sondern auch lange im Netz privat unterwegs.

30 Prozent gaben an, jeden Tag zwischen ein und zwei Stunden online zu verbringen. Ebenso viele sagten, es seien zwei bis fünf Stunden. Bei neun Prozent gehe es sogar täglich über die Fünf-Stunden-Marke hinaus.

Kommunikation auf Platz eins der Top-Beschäftigungen im Netz

Auf Platz eins der Top-Beschäftigungen im Netz landet die private Kommunikation via Messengerdienst, gefolgt von der Informationsbeschaffung. Im länderweiten Vergleich sticht der Norden hier besonders hervor. 73 Prozent gaben an, sich mindestens einmal täglich online Informationen – beispielsweise auf verschiedenen Nachrichtenkanälen – zu holen. In Berlin und Brandenburg waren es nur 52 Prozent.

Emails checken und schreiben, Social-Media-Beiträge ansehen und die Nutzung von Unterhaltungsangeboten wie Videos anschauen oder Musik-Streaming folgen auf den Rängen drei bis sechs.

Durch Corona häufiger online

Es verwundert nicht, dass die Nutzung digitaler Medien durch die Pandemie einen Schub erfahren hat. Jeder vierte der Befragten gab an, seit Beginn der Corona-Krise digitale Kommunikationsmöglichkeiten privat häufiger zu nutzen. Beruflich sind die Zahlen noch höher. Mehr als die Hälfte kann eine deutliche Zunahme von Videokonferenzen, Mailverkehr und Co. feststellen.

Pausen und feste Regeln können helfen

„Das Internet bietet zweifellos etliche Vorteile und erleichtert uns den Alltag – beruflich sowie privat. Besonders in der aktuellen Situation können dank Videocalls und Co. Freunde und Familie Kontakt halten“, sagt Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein.

Dennoch: Der kritische Blick auf das eigene Medien-Konsumverhalten sollte seiner Ansicht nach immer wieder geschärft werden. „Feste Pausen einplanen und Regeln festlegen – wie beispielsweise kein Handy beim Essen: Es sind häufig schon kleinen Veränderungen, die uns dabei helfen können, die Online-Zeiten regelmäßig zu unterbrechen“, sagt er.

Bei den meisten Smartphones und Tablets könne man sich auch selber ein Zeitlimit für bestimmte Anwendungen setzen. Wird dieses überschritten, warnt das Gerät den Nutzer.

Für mich persönlich ist das eine tolle Funktion, um die Zeiten besser im Blick zu behalten.

Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein

Auch die gesundheitlichen Folgen von zu viel Zeit im Netz dürften laut Schmidt-Bodenstein nicht außer Acht gelassen werden. Die Studienergebnisse zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Internetkonsum und körperlichen und vor allem psychischen Problemen. Dabei gibt es große Unterschiede bei den einzelnen Nutzergruppen.

Depressionen und Nervosität

So leiden Viel-Surfer (fünf Stunden am Tag und mehr) deutlich häufiger unter Nervosität (38 Prozent) oder sogar Depressionen (40 Prozent). Bei den Wenig-Nutzern (unter einer Stunde am Tag) sind die Zahlen wesentlich niedriger (Nervosität: 19 Prozent; Depressionen 16 Prozent).

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