Naturpark

Nicht angeleinte Hunde gefährden das Wild im Wald

Nicht angeleinte Hunde gefährden das Wild im Wald

Nicht angeleinte Hunde gefährden das Wild im Wald

Susanne Karkossa-Schwarz/shz.de
Brekendorf/Hütten
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Revierförsterin Annika Valentin (r.) und Praktikant Florian Knoke mit den Jagdhunden Karla (l.) und Alma. Die beiden Westfälischen Dachsbracken sind für den Spaziergang in den Wald angeleint. Foto: Susanne Karkossa-Schwarz

In Corona-Zeiten besuchen immer mehr Menschen die Wälder und bringen die Natur in Bedrängnis.

Was gibt es Schöneres als einen Ausflug in den Wald, wo einen die Natur, frische Luft und viel Platz erwarten. Endlich einmal frei durchatmen und sich frei bewegen können. In der Corona-Pandemie, in der seit vielen Monaten Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen gelten, ist der Wald ein äußerst beliebtes Ziel. Das gilt auch für die Wälder im Naturpark Hüttener Berge. Aber es gibt Probleme.

Viele Besucher nehmen keine Rücksicht

Immer mehr Menschen drängen in den Naturpark, verlassen die Wege, lassen ihre Hunde frei laufen, hinterlassen Müll und nehmen keine Rücksicht – weder auf andere Besucher noch auf das Wild. Die Folge: Das Ökosystem Wald nimmt zusehends Schaden.

  Hinweis auf der Homepage des Naturparks

Das Problem hat mittlerweile eine Dimension erreicht, dass Detlef Kroll, Vorsitzender des Naturparks Hüttener Berge, reagiert hat. In Zusammenarbeit mit der Eckernförde Touristik & Marketing GmbH wendet er sich auf der Homepage des Parks an die Besucher: „Der Besucherdruck im Naturpark Hüttener Berge ist aktuell sehr, sehr hoch (Spaziergänger – mit und ohne Hund, Schlittenfahrer, Mountainbiker, Radfahrer, Reiter). Auch wenn wir uns sehr darüber freuen, dass die Menschen in dieser schwierigen Zeit zunehmend die heimische Natur und insbesondere die Wälder als Erholungsort entdecken, so führt die große Anzahl an Besuchern aber immer wieder zu Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzergruppen.“

Revierförster Rainer Merten mit Jagdhund Elvis erwartet auch an diesem Wochenende wieder sehr viele Besucher im Brekendorfer Forst. Foto: Susanne Karkossa-Schwarz

Brekendorfer Forst ist ein Hot Spot

Ein Hot Spot ist der Brekendorfer Forst. Am Wochenende sind alle Parkplätze voll belegt, auch Straßen- und Wegränder werden als Parkfläche genutzt. „Das ist gewaltig, was hier am Wochenende los ist“, sagt Revierförster Rainer Merten, „solange die Besucher auf den Wegen bleiben, ist das für das Wild in Ordnung.“

Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, dass der Hund allein durch seine Witterung das Wild aufschreckt.

Rainer Merten, Revierleiter Försterei Brekendorf

Das ist aber nicht immer der Fall. Da wird auf sogenannten Rückwegen (Betriebswege für die Forstarbeit) gelaufen, ein Hang hoch geklettert. Der Hund darf ohne Leine nach Herzenslust unterwegs sein. Und genau da liegt das größte Problem: „Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, dass der Hund allein durch seine Witterung das Wild aufschreckt“, so Merten.

Das Wild befindet sich jetzt im Winterzustand, es hat sich ins Dickicht zurückgezogen, der Stoffwechsel ist herunter gefahren, jede Bewegung verbraucht Energie. Allein die Witterung eines Hundes bringt das Wild zur Flucht.

Annika Valentin, Revierförsterin in Hütten

Annika Valentin, Revierförsterin in Hütten, bestätigt seine Aussage. „Das Wild befindet sich jetzt im Winterzustand, es hat sich ins Dickicht zurückgezogen, der Stoffwechsel ist herunter gefahren, jede Bewegung verbraucht Energie. Allein die Witterung eines Hundes bringt das Wild zur Flucht.“

Die Folge: Es verbraucht Energie – der Energiespeicher muss durch Nahrung wieder aufgefüllt werden. „Im Winter verbeißt das Wild dann vermehrt die Knospen“, so Rainer Merten. Ein Ärgernis für Förster: Der Wildverbiss an den Knospen sorgt für Schäden an den Bäumen.

Appell an Hundebesitzer

Sowohl Annika Valentin als auch Rainer Merten appellieren an die Hundebesitzer, die Leinenpflicht unbedingt zu beachten – nicht nur zum Schutz der Wildtiere, sondern auch zum Schutz des eigenen Hundes. Denn immer wieder gibt es nach Aussage von Merten auch Probleme zwischen den Vierbeinern.

Das Gefühl für die Natur fehlt teilweise. Landschaft wird als Kulisse angesehen. Aber dass es sich um ein Ökosystem handelt, in dem Wild lebt, vergessen einige.

Annika Valentin

Seine Kollegin und er beobachten bei den Besuchern zunehmend eine veränderte Wahrnehmung des Waldes: „Das Gefühl für die Natur fehlt teilweise. Landschaft wird als Kulisse angesehen. Aber dass es sich um ein Ökosystem handelt, in dem Wild lebt, vergessen einige“, so Annika Valentin. In ihrem Revier sind es vor allem der Holtsee mit dem angrenzenden Wald, der Fresensee und Sehestedt, die stark besucht werden.

Der Wald wird als Sportraum gesehen, vom Grundsatz her ist das völlig in Ordnung, wenn man sich an die Regeln hält.

Rainer Merten

Spazierengehen, Joggen, Mountainbikefahren – „der Wald wird als Sportraum gesehen“, sagt auch Merten, „vom Grundsatz her ist das völlig in Ordnung, wenn man sich an die Regeln hält.“ Aber der Förster bemerkt auch, dass einige der Besucher nur ihre Interessen sehen und den Blick für den anderen verlieren.

Mountainbiker verhalten sich teilweise rücksichtslos

Ein Paradebeispiel sind die Mountainbiker. Obwohl der Hütti-Trail seit Wochen gesperrt ist, sind einige Fahrer im Brekendorfer Forst auf anderen Wegen unterwegs. „Die meisten verhalten sich gut. Aber es gibt auch diejenigen, die mit ihrer Fahrweise Spaziergänger oder Reiter gefährden und keinerlei Rücksicht nehmen.“ Fällt ein Fahrer häufiger durch ungebührliches Verhalten auf, wird er angezeigt. „Als Hausherr der Landesforsten könnte ich auch ein Platzverbot aussprechen und ihn des Waldes verweisen“, erklärt Rainer Merten.

Wir freuen uns doch, wenn die Leute sich im Wald aufhalten.

Annika Valentin

Aber der drohende Zeigefinger ist nicht das Mittel der Wahl, weder von beiden Förstern noch vom Vorsitzenden des Naturparks Hüttener Berge. „Wir freuen uns doch, wenn die Leute sich im Wald aufhalten“, sagt Annika Valentin. „Lassen Sie uns alle aufeinander, auf die Natur und insbesondere die Wildtiere Rücksicht nehmen, damit wir uns noch lange in der schönen Natur im Naturpark Hüttener Berge erholen und uns an ihr erfreuen können!“, so Detelf Kroll auf der Homepage des Naturparks Hüttener Berge.

Thomas Hirsch, Betriebsführer des Naturerlebnisraumes Kolonistenhof, appelliert auf seiner Homepage ebenfalls an die Vernunft der Besucher, Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Von ihm stammt die Anregung, den Appell auch auf der Internetseite des Naturparks zu veröffentlichen.

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