Nachhaltiger Tourismus

Auf der Milchstraße von Pellworm nach Namibia und zurück

Auf der Milchstraße von Pellworm nach Namibia und zurück

Auf der Milchstraße von Pellworm nach Namibia und zurück

Carlo Jolly/shz.de
Pellworm
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Wenn es Nacht wird über Pellworm. Foto: Sören Lang

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Warum klare blauschwarze Nächte über dem Wattenmeer gut zu nachhaltigem Tourismus passen.

Es war bestimmt nicht so geplant. Aber die Winklmoosalm, das Westhavelland, der schroffe Nationalpark Eifel, Spiekeroog und Pellworm teilen eine Gemeinsamkeit. Ja, es sind allesamt eher ruhige, wenig belebte Orte – tendenziell Ballermann-frei, und zum Glück auch nicht durch größere Corona-Ausbrüche aufgefallen.

Aber sie alle verbindet vor allem eine blauschwarze Sehnsucht. Sie mögen die klare, ungetrübte Dunkelheit.

Der Kaydeich, die Winklmoosalm und die Eifel

Auf Pellworm haben sie dafür schon 71 Laternen sternenfreund-kompatibel umgerüstet und kurzerhand auch 69 Leuchtmittel ausgetauscht. Auf dass die internationale Dark Sky Association recht bald den Daumen heben möge. Dann winkt der Titel „Sterneninsel“. Die Sternenguckerbank am Kaydeich und die Badestelle Hörn sind jedenfalls schon als Premium-Kieker-Plätze auserkoren. Und Pellworm ist dann da, wo es hingehört: nicht nur in einer Liga mit der Rhön und der Winklmoosalm, sondern in internationaler Gesellschaft – zum Beispiel mit den Wüsten Namibias. Dunkle sternenklare Nächte und ungetrübte Natur kennen keine Grenzen. Das wird dann auch schon mal im Journal für Astronomie erwähnt.

Wenn Festland-Städter eine halbwegs klare Nacht auf einer Hallig oder Insel im Wattenmeer erleben, ist das Staunen zuweilen groß, was so ein Firmament alles zu bieten hat. Jedenfalls: Wer lange die Autobahnen 7 und 23 und ab Heide-Nord vor allem gestresst die Bundesstraße 5 befahren hat, wird den freien Blick auf die Milchstraße umso mehr genießen.

Eine Bewegung, die zu nachhaltigem Tourismus passt

So könnte die Insel Pellworm mal wieder zum Vorreiter einer Bewegung werden, die zu nachhaltigem Tourismus eigentlich sehr schön passt. Und nachhaltigen Tourismus wollen eigentlich sowieso alle an der Westküste und auf den nordfriesischen Inseln und Halligen.

Ohnehin ist es ja nicht der erste naturnahe Impuls, der von Pellworm aus dem nordfriesischen Wattenmeer kam. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass eine Bauernfamilie von der Insel mutig die Bundesregierung verklagt hat, weil sie ihrer Meinung nach zu wenig dagegen unternimmt, dass die Klimakrise der Insel langfristig Landunter bescheren könnte.

Abstand halten mit Teleskop und Fernglas

Das war allerdings lange vor Corona. Doch auch Abstand halten und im Geiste zusammenstehen kann man mit Teleskop oder Fernglas ganz trefflich. Und vielleicht wird man am nachtklaren Pellwormer Firmament neben ein paar Sternschnuppen auch den einen oder anderen Alu-Hut verglimmen sehen.

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