Schäferwagen-Manufaktur

„Kleine Finka“ wartet auf Abtransport nach Mallorca

„Kleine Finka“ wartet auf Abtransport nach Mallorca

„Kleine Finka“ wartet auf Abtransport nach Mallorca

Ursel Köhler/shz.de
Oersberg
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„Die kleine Finka“ für einen Schäferwagen-Fan auf der spanischen Insel Mallorca steht zum Abtransport bereit. Foto: Ursel Köhler

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„Made in Oersberg“: Die traditionellen Schäferwagen mit Tonnendach baut Familie Kraack individuell um.

Sobald Corona es erlaubt, kann's losgehen: In Oersberg wartet „Die kleine Finka“ auf ihren Abtransport nach Mallorca. Doch das gestaltet sich angesichts der gegenwärtigen Situation als außerordentlich schwierig. Denn zunächst müsste das mobile Häuschen auf dem Landweg nach Spanien gebracht, im Hafen auf ein Schiff verladen und dann zur Insel transportiert werden. Da bleibt der Familie Kraack hier und den künftigen „Finka“-Eigentümern dort nur, sich bis auf weiteres in Geduld zu üben.

In der „Schäferwagen-Manufaktur“ geht indes die Handarbeit weiter. Diese gibt es seit 2013, doch Wagen dieser besonderen Art werden bereits seit einem Jahrzehnt ganz individuell – den Wünschen der Auftraggeber entsprechend – hergestellt. Und das sind bislang rund zwölf Dutzend an der Zahl.

Arbeit in der Alten Schmiede

Aufgebaut haben die Manufaktur Landmaschinenmechanikermeister Anton Kraack und seine Frau Tanja. Sohn Sverre, seines Zeichens Tischler und Zimmermann, ist längst mit im Manufaktur-Boot. In der ehemaligen Schmiede von Oersberg sind es die Kraacks sowie insgesamt drei Tischler und ein Elektriker als Aushilfskraft, die das umsetzen, was die Kunden sich wünschen.

Das hat sich in ganz Deutschland und auch europaweit herumgesprochen. Wer sich ein mobiles Häuschen wünscht, kann seiner Fantasie freien Lauf lassen – ihre oftmals nostalgischen Wünsche werden in Oersberg erfüllt. Es war Tanja Kraack, eine Zugezogene aus Nordrhein-Westfalen, die nicht nur Gartenliebhaberin ist und ein Faible für sogenannte „Schäferwagen“ hat, die zusammen mit ihrer Familie auf bodenständige Art das umsetzte, wofür ihr Herz schlägt. Nachdem die Idee geboren war, wurde zur Tat geschritten und hat sich peu a peu zu dem entwickelt, was heute die Oersberger Manufaktur ausmacht.

Längst sind die Schäferwagen zu einer „Wohnraumerweiterung“ im Garten geworden. Doch damit nicht genug: „Made in Oersberg“ sind längst auch Badewagen, wie die DLRG sie als Umkleideräume in Strandbädern nutzt, sogar mobile Kirchen für Trauungen, als Ticketshop in Kühlungsborn, als Malatelier oder ganz einfach nur als privater Rückzugsraum im Garten – den Wünschen entsprechend mit einem Hauch Nostalgie.

Zwei bis drei Wagen gleichzeitig

Eigentlich, erzählt Tanja Kraack, war das mit den Schäferwagen nur als winterlicher „Lückenfüller“ im familiären Baugewerbe gedacht. Doch die Idee setzte sich durch, so dass von „Lückenfüller“ längst keine Rede mehr ist.

Dass die insgesamt sechsköpfige Manufaktur-Mannschaft die ehemalige Schmiede, in der einst die Eltern von Anton Kraack tätig waren, für ihr Zwecke nutzen kann, ist für sie ein großes Plus. In der Werkstatt werden zwei bis drei Wagen gleichzeitig er- und bearbeitet. Bei dieser Größe, versichert Tanja Kraack, die einst Verwaltungsangestellte war, soll es bleiben.

Die Ideen und Skizzen für die Schäferwagen liefern die Kunden - „Wir setzen sie um.“ Allen Wagen gemeinsam ist das Tonnendach. Wichtig ist, dass die Proportionen stimmen. Und natürlich ist die Grundlage für die Wagen Holz – vor allem Fichte, Kiefer und Lärche. Die Räder werden aus Eschenholz gefertigt und erhalten als Kutschenräder Stahleinbindungen.

„Tradition in neuem Gewand“

Ob „Himmelreich“, „Antischnarcher“ oder „Ostseelied“ - alle Schäferwagen aus der Oersberger Manufaktur erhalten Namen und alle verlassen nach vier- bis sechswöchiger Fertigungszeit die Manufaktur. Für die Kraacks sind ihre Wagen nicht nur hochwertig, sie sind auch heimelig, sind „Tradition in neuem Gewand“. Die Rückmeldungen der Wagen-Bewohner sind durchweg positiv. Wenn die Kraacks bei Messen ihre handgemachten Wagen präsentieren, kommen sie schnell mit den Besuchern ins Gespräch. Beim Betrachten der Wagen legt sich schnell ein Lächeln in die Gesichter der Besucher und sie lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Sie fragen, wollen wissen und sind begeistert. Das gilt, so die Beobachtung von Tanja Kraack, für Alt und Jung gleichermaßen.

 

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