Naturschutz St. Peter-Ording

Für eine hohe biologische Vielfalt im Dünenwald: Bäume am Strandweg gefällt

Für eine hohe biologische Vielfalt im Dünenwald: Bäume am Strandweg gefällt

Für hohe biologische Vielfalt: Bäume am Strandweg gefällt

Hans Jörg Rickert/shz.de
St. Peter-Ording
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Ein Blick vom Entwässerungsgraben in Richtung Strandweg in St. Peter-Ording. Foto: Hans Jörg Rickert

In den Dünenwald am Strandweg wurde für Pflegemaßnahmen eine Schneise geschlagen.

Die Dünenwälder prägen das Ortsbild von St. Peter-Ording auf weite Strecken. Förster und Einwohner haben vor gut 100 Jahren Kiefern gepflanzt, um die Sandmassen festzuhalten. Denn der Sandflug hatte insbesondere Ording zum „Armenhaus“ von Eiderstedt gemacht.

Der Wald an sich bleibt bei der Entkusselung auch heute noch wegen des Sandflugs unangetastet. Diese Arbeiten werden seit einigen Jahren hauptsächlich in den vor circa 30 bis 40 Jahren noch offenen und mit Heide und Dünengräsern bewachsenen Dünenbereichen vorgenommen. Dabei werden niedrige Gehölze und fremde Pflanzenarten entfernt.

Nach zwei Wochen Arbeit sind die Entkusselungsmaßnahmen nun beendet. Etwas arbeitsintensiver war diesmal der Bereich am Strandweg im Ortsteil Ording. Zum Erstaunen vieler Spaziergänger und Entsetzen mancher sind in dem Kiefernwäldchen gegenüber dem Areal des ehemaligen Mutter-Kind-Heims Köhlbrand  Bäume gefällt worden, um eine Lücke  für die weiteren Entkusselungsmaßnahmen zu schaffen. Ein Schild klärt über diese Küstenschutz- und Dünenpflegemaßnahme auf.

Förster Patras Scheffler vom Deich- und Hauptsielverband (DHSV) erklärt die Hintergründe. Ein vorhandener Dünenkorridor mit überalterten und zugewachsenen Heidebeständen wurde vom Strandweg bis zum Spielplatz „Ponderosa“ wieder freigestellt, damit sich diese auf den in Teilen offenen Sandflächen verjüngen können. Einige Gruppen von Kiefernbäumen in der offenen Fläche wurden als Habitatbäume und zur Strukturierung der Landschaft belassen.

Sie bieten vielen Tierarten Unterschlupf und Lebensraum. Im Zuge der Arbeiten wurde zusätzlich eine Gasse geschaffen. Sie führt schlangenlinienförmig in das dahinterliegende Wald- und Küstendünengebiet und dient zur Bewirtschaftung der Waldfläche und zu deren Schutz vor Brandgefahr, wie Scheffler weiter erklärt.

Brandschutz und Artenschutz

Gleichzeitig verbindet die Gasse nun auch die offenen Lebensräume bei Maleens Knoll mit denen am Strandweg. Neben anderen Arten wird dadurch der hier vorkommenden seltenen Zauneidechse die Wanderung und der genetische Austausch ermöglicht. Hier hat man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Waldbrandschutz, Artenschutz durch Biotopverbund und Vorbereitung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung, so Scheffler.

Neben anderen Arten wird dadurch der hier vorkommenden seltenen Zauneidechse die Wanderung und der genetische Austausch ermöglicht. Hier konnte man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Waldbrandschutz, Artenschutz durch Biotopverbund und Vorbereitung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung.

Pflanzenwelt erobert sich Fläche zurück

Die in die Dünen gerissene Lücke werde nach Beendigung der Maßnahmen einschließlich des Abräumens des Holzes mit Sand so verschlossen, dass eine Möglichkeit des Überfahrens gegeben ist, so Scheffler. Die Spuren im Gelände wird die Pflanzenwelt zurückerobern. Wie positiv sich die bisherigen Dünenpflegemaßnahmen ausgewirkt haben, ist besonders um Maleens Knoll wie auch in den Dünen von der Reha-Klinik Goldene Schlüssel bis nach Böhl erkennbar.

Die Maßnahmen zum Waldbrandschutz werden auch in Zukunft intensiver verfolgt. Überall im Wald- und Dünengebiet finden sich Hinweisschilder auf Brandgefahr. Durch weggeworfene Zigaretten und Ignoranz gegenüber dem Rauchverbot sind in der Vergangenheit einige Brände entstanden. Die Freiwillige Feuerwehr St. Peter-Ording musste jährlich mehrfach ausrücken.

Der Entwässerungsgraben im Dünenwald mit entkusselter Fläche. Foto: Hans Jörg Rickert

Im Grunde sind diese Arbeiten generell eine Bewirtschaftungsmaßnahme. Das Ziel: Der Erhalt einer hohen biologischen Vielfalt sowie von Natur und Landschaft. Zugleich ist es aber auch eine Pflege, die diese lockeren Dünen- und Waldgebiete aufwerten soll, indem der ursprünglichen Vegetation und der damit verbundenen Artenvielfalt Raum gegeben werden. Auch der Wald will für nachkommende Generationen gepflegt werden.

Waldumbau soll gefördert werden

Langfristig sind klimastabile Mischwälder mit Laub- und Nadelbäumen und hohem Totholzanteil als Lebensraum erforderlich. Derzeit dominieren die Nadelgehölze. Das macht den Wald für Schäden anfällig. Hier sollen mit Hilfe von Eichelhähern auf natürliche Weise Eichen gesät werden. Die Eichen würden die Küstenwälder prägen. Mit ihren Wurzeln sorgen die Eichen für eine Sicherung der ansonsten weichen Dünen.

Entkusselter ehemals zum Teil zugewachsener Dünenkorridor zwischen Strandweg und Maleens Knoll. Foto: Hans Jörg Rickert

Die Maßnahmen zum Waldumbau von Nadelholzmonokulturen zu standortangepassten Mischwäldern werden zukünftig auch über das Projekt Sandküste St. Peter-Ording mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz gefördert. Die Waldpflege gehört satzungsgemäß zu den Aufgaben des Deich- und Hauptsielverband Eiderstedt (DHSV) im Rahmen des Küstenschutzes und der generationengerechten Waldbewirtschaftung.

245 Hektar Wald

In seinem Besitz sind in St. Peter-Ording circa 245 Hektar Wald- und Dünenflächen, die er zu pflegen und zu bewirtschaften hat. 153 Hektar davon sind Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH). Mit dem DHSV beteiligt sind an diesen Vor-Ort-Maßnahmen das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland, die Gemeinde St. Peter-Ording, die Naturschutzorganisation WWF und die Schutzstation Wattenmeer.

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