Corona-Einschränkungen

Frust in Gastronomie und Hotellerie

Frust in Gastronomie und Hotellerie

Frust in Gastronomie und Hotellerie

Anja Werner/shz.de
Südtondern
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Geschäfte, Gastronomie und touristische Übernachtungsangebote bleiben in Dagebüll weiter geschlossen. Foto: Anja Werner

Touristische Vermieter und Gastwirte aus Südtondern mahnen Öffnungs-Perpektiven an.

„Lockdown-Verlängerung bis Mitte März – das bedeutet von zwölf Monaten sechs Monate Berufsverbot. Und eine echte Perspektive gibt es immer noch nicht – das ist frustrierend“, sagt Wiebke Volquardsen, Inhaberin der Agentur „Ferien an der Nordsee“, die auch etliche Ferienhäuser in Dagebüll betreut. Heute morgen sitzt die Vermieterin bereits um 6.30 Uhr am Schreibtisch, um 40 Mietverträge bis zum 7. März zu stornieren.

„Enttäuschend und frustrierend“, lautet heute auch der Kommentar von Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Schleswig-Holstein, zu den Corona-Beschlüssen, die am Mittwoch bei dem jüngsten Pandemie-Gipfel von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten gefasst wurden.

Demnach gibt für die Gastronomie und das touristische Beherbergungsgewerbe derzeit keine konkreten Kriterien für eine Wiedereröffnung. Das sah im Perspektiv-Stufenplan des Landes noch anders aus. Die Diskussion über die so arg gebeutelte Gastronomie und Hotellerie wurde auf den 3. März vertagt. Ob zum zweiten Mal in Folge das Ostergeschäft komplett ausfällt, ist damit völlig unklar.

„Nach 102 Tagen im Lockdown muss man sagen, realistisch ist ein Start nach Ostern – alles andere wäre Euphorie“, sagt Hans-Jörg Windheuser, Inhaber und Gastgeber in den Achtruper Stuben in Achtrup. Die Enttäuschung wegen einer fehlenden, konkreten Perspektive sei da.

Man müsse dennoch Ruhe bewahren, „auch wenn die wirtschaftliche Existenz vieler Kollegen mittlerweile am seidenen Faden hängt“. Besonders für die müsse die Überbrückungshilfe drei schnell fließen. „Die Homepage ist ja bereits frei geschaltet. Bleibt zu hoffen, dass die Leitung bei einer Antragsflut nicht zusammen bricht“, sagt Hans-Jörg Windheuser, der mit einem Außer-Haus-Service zumindest gewisse Einnahmen generiert.

Unser Motto in der Pandemie lautet: Wir für euch, ihr für uns!

Hans-Jörg Windheuser

Dieser werde sehr gut angenommen, auch zum Valentinstag hat er sich ein besonderes Menü ausgedacht. „Wir haben schon tolle Stammgäste, unser Motto in der Pandemie lautet daher: Wir für euch, ihr für uns!“, sagt der kreative Gastronom.

„Frühestens nach Ostern“ – so lautete schon vor dem Gipfel die Prognose von Bernd Jannsen, Inhaber und Direktor des Strandhotels in Dagebüll. Das sieht dort auch Nils-Peter Richardsen so, Betreiber von Peter’s Pub und Vermieter von 128 Ferienhäusern. „Jetzt öffnen demnächst wieder die Schulen und die Friseure - schon dadurch werden die Infektionszahlen wieder ansteigen.

Dritte Welle

Dann gibt es noch die Mutationen als weitere Unbekannte“, sagt der Gastronom, der befürchtet, dass durch die genannten Faktoren eine dritte Infektions-Welle den touristischen Neustart noch deutlich weiter ins Jahr hinein schieben könnte.

Dennoch bleibt man in Peter‘s Pub optimistisch – sucht sogar Personal. „Man muss optimistisch bleiben. Und wir möchten gerne jetzt in der ruhigen Zeit jemanden einarbeiten. Wenn es wieder los geht, werden viele Personal suchen“, sagt Nils-Peter Richardsen.

Fixkosten laufen weiter

Gerne wieder richtig loslegen möchte auch das Team von Sprengel‘s Eisbar, die erst im vergangenen Mai in der Hauptstraße von Niebüll eröffnet hat. „Die Fixkosten laufen weiter. An sich wollten wir auch im Winter geöffnet haben, heiße Getränke und auch Kuchen anbieten – doch dafür brauchen wir die Sitzplätze.

Nur Eis außer Haus in einer Stadt mit geschlossenen Geschäften, rechnet sich nicht“, sagt Bettina Sprengel. Auch sie vermisst eine klare Perspektive. Im Stufenplan des Landes sei die Gastronomie zumindest vorgekommen, ab einer gewissen Inzidenz hätten die Gastronomie mit eingeschränkter Platzzahl wieder öffnen können. „Doch beim Kanzlergipfel waren wir gar kein Thema.“

„Übernachtung und Gastronomie kommen als Letztes dran. Wirklich verstehen kann man das nicht“, findet auch Wiebke Volquardsen. Ein Lichtblick seien für sie und ihr Team die positiven Reaktionen vieler Urlauber. „Es gibt viel Verständnis. Einige buchen von Lockdown zu Lockdown um. Die Nachfrage ist riesengroß.“

Deshalb sei klar: „Egal, wann der Startschuss für den Tourismus fällt, es wird eine ziemlich große Welle an Urlaubern sein, die dann auf uns zukommt“, sagt die Ferienhaus-Vermieterin.

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