Naturschutz Amrum

Freilaufende Hunde gefährden Wildtiere

Freilaufende Hunde gefährden Wildtiere

Freilaufende Hunde gefährden Wildtiere

Ralf Hoffmann/shz.de
Amrum
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Seehunde, die sich am Kniepsand ausruhen, dürfen durch HUnde nicht gestört werden. Foto: Naturzentrum Amrum

Jäger und Naturschützer appellieren an Insulaner und Gäste, Hunde in der Inselnatur nicht von der Leine zu lassen.

Ein Spaziergang in der schönen und schützenswerten Natur der Insel Amrum ist zu jeder Jahreszeit ein tolles Erlebnis, nicht nur für Menschen, sondern auch für Hunde. Dabei sollte es für jeden Hundebesitzer selbstverständlich sein, dass sein Tier angeleint ist. Doch man sieht mehr und mehr freilaufende Hunde. Es wird an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, dass insbesondere während der Brutzeit auf Vögel Rücksicht genommen werden muss. Aber auch außerhalb der Brutzeit können freilaufende Hunde die Tierwelt erheblich stören.

Wildlebende Tiere nehmen einen Hund schon aus großer Entfernung wahr und wenn der Hund ihre Fluchtdistanz unterschreitet, ergreifen sie instinktiv die Flucht. „In den Wintermonaten ist die Nahrungssuche für die Tiere schwierig und eine Störung bedeutet eine zusätzliche Schwächung. Zurzeit sieht man viele Schnepfen auf Amrum, die im Unterholz nach Nahrung suchen. Sie sind sehr scheu und fliegen bei der kleinsten Störung davon. Flucht kostet Energie, die Fettreserven verringern sich“, so Knut Dethlefsen, der Jagdpächter des Nebeler Waldes.

Eine Amrumerin aus Nebel, die selbst schon von freilaufenden Hunden am Strand erheblich verletzt wurde, schildert ein Erlebnis am menschenleeren Kniepsand zwischen Wittdün und Süddorf. Dort habe ein junger Seehund gelegen. „Wir passierten den ruhenden Seehund mit großem Abstand, um ihn nicht zu stören“, berichtet die Amrumerin. „Aus Richtung Wittdün kamen zwei Spaziergänger mit einem freilaufenden Hund, der sich neugierig sofort dem Seehund näherte. Wir forderten die Hundebesitzer auf, doch bitte ihren Hund anzuleinen und entsprechenden Abstand zu halten, leider vergebens.“ Die Hundebesitzer hätten nicht einmal eine Leine dabeigehabt und seien mit dem Kommentar „Einheimische dürfen das“ weitergegangen.

Wo immer nötig, spreche ich Hundebesitzer an, die in den Schutzgebieten ihre Hunde nicht angeleint haben.

Jan Dettmering, Mitarbeiter im Naturschutzdienst

„Eine Störung wild lebender Tiere durch nicht angeleinte Hunde verstößt gegen mehrere Gesetze“, erklärt Jan Dettmering, Amrumer Mitarbeiter im Naturschutzdienst des Kreises Nordfriesland. „Wo immer nötig, spreche ich Hundebesitzer an, die in den Schutzgebieten ihre Hunde nicht angeleint haben und erkläre ihnen, warum es wichtig ist, dass die Hunde in diesen Gebieten angeleint sind“, berichtet er. 

Große Teile der Insel Amrum stehen unter Schutz. Foto: Ralf Hoffmann

Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) hat einen umfangreichen Flyer herausgegeben, der die Rahmenbedingen beschreibt, wie man sich am sinnvollsten mit Hund in der Natur bewegt: www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/bis_faltblaetter/mit_hunden…. Auch das Amt Föhr Amrum gibt in seinen „Tipps für Hunde und Hundehalterinnen“ zahlreiche Anregungen.

Der Nationalpark Wattenmeer grenzt direkt an Amrums Küsten. Zum Schutzgebiet gehören auch das Vorland und die Deiche.

Charlotte von Komorski, Leiterin des Naturzentrums

Der Nationalpark Wattenmeer grenzt direkt an Amrums Küsten. Zum Schutzgebiet gehören auch das Vorland und die Deiche.

„Die Amrumer Dünen, die Nordspitze und die Ostküste sind offizielle Naturschutzgebiete“ erläutert Charlotte von Komorski, die Leiterin des Amrumer Naturzentrums, „der Rest der Insel ist – bis auf die Ortschaften – Landschaftsschutzgebiet.“ Auch der Wittdüner Kniephaken sei als Rast-‐ und Ruheplatz für die Vögel besonders wichtig und schützenswert, betont von Komorski weiter. „Der Nationalpark Wattenmeer grenzt direkt an Amrums Küsten. Zum Schutzgebiet gehören auch das Vorland und die Deiche.“

Gesetze regeln die Leinenpflicht

Es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen, die Hunde in der Landschaft betreffen und auch die Grundlage für die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten darstellen. Auf Amrum besteht zwar kein genereller Leinenzwang, doch im Wald, in den Naturschutzgebieten, im Bereich des Nationalparks und an einigen Strandabschnitten müssen Hunde angeleint werden. In den Naturschutzgebieten und im Wald dürfen die Wege nicht verlassen werden und Hunde auch nicht an sogenannten Schleppleinen geführt werden. Die Amrum-Touristik bittet in ihrem Flyer „Amrum mit Hund“ darum, dass Hunde auf der ganzen Insel immer angeleint geführt werden sollten.

Die Vierbeiner von Kinka Tadsen sind immer angeleint. Foto: Ralf Hoffmann

„Lässt man seinen Hund in Gebieten ohne Leinenzwang frei herumlaufen, sollte man zu jeder Zeit sicher sein, dass weder andere Tiere noch Menschen belästigt werden“, so Hundebesitzerin Kinka Tadsen, „auch wenn man seinen eigenen Hund gut kennt und weiß, dass er niemandem etwas tut, gibt es Menschen, die Angst vor Hunden haben, besonders wenn sie frei herumlaufen“.

„Ein nicht angeleinter Hund sollte sich nicht zu weit vom Besitzer entfernen, jederzeit zu sehen sein und immer auf Anruf zurückkommen, egal ob gerade ein Kaninchen kreuzt oder Vögel am Wegesrand sitzen“, sagt Ulrike Bock, die auf Amrum eine Hundeschule betreibt. „Ich weise meine Klienten immer darauf hin, dass es auf Amrum zahlreiche Schutzgebiete gibt, in denen die Hunde immer angeleint sein müssen.“

Aus Sicht von Hundebesitzern und Naturschützern gleichermaßen wäre es wünschenswert, wenn Gebiete festgelegt würden, in denen Hunde ohne Leine frei herumlaufen können, aber auch alle Schutzgebiete deutlich benannt werden, in denen Leinenzwang gilt. Erste Ansätze sind vorhanden, die neue Strandkonzession von Norddorf sieht auch einen Hundefreilauf vor.

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