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Flugplatz Leck als Testfeld für Drohnen

Flugplatz Leck als Testfeld für Drohnen

Flugplatz Leck als Testfeld für Drohnen

Dorthe Arendt/SHZ.de
Leck
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Mutet futuristisch an: Eine „Volocopter“ genannte Passagier-Drohne der Firma E-Volo. Fluggeräte dieser Art könnten zukünftig vermehrt den nordfriesischen Himmel bevölkern. Foto: Uli Deck/dpa

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Von Impfstofftransport bis Flugtaxi: Was in naher und ferner Zukunft möglich ist, könnte in Leck erforscht werden.

Die hochfliegenden Pläne reifen weiter heran: Auf dem ehemaligen Nato-Flugplatz in Leck soll ein Innovationszentrum für Drohnen entstehen.  Ob Seenotrettung, Versorgung der Inseln und Halligen mit Impfstoffen und anderen medizinischen Gütern, Offshore-Windkraft, Landwirtschaft, Gesundheitswesen oder Tourismus – in all diesen Bereichen können Drohnen zum Einsatz kommen.

Die unbemannte Luftfahrt sauberer, sicherer und effektiver zu machen – das ist Ziel eines Konzeptes, das derzeit rund um den Flugplatz Leck erstellt wird. „Ein derartiges Drohnen-Testfeld am Meer in Deutschland wäre einzigartig“, sagt Andrea Jäger,  die das Projekt für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland betreut.

Forschungsförderung in Millionenhöhe

„Unmanned Air Mobility Innovations-Center“ ist der internationale Name für das, was regional Arbeitsplätze schaffen und überregional Furore machen soll. Dafür gibt es Unterstützung vom Bund: Wenn das Projekt auch in der nächsten Runde überzeugt, besteht die Aussicht auf eine weitere Forschungs-Förderung von bis zu 15 Millionen Euro.

Doch der Reihe nach: Vor acht Jahren wurde der Flugplatz von der Bundeswehr freigegeben. Seitdem stemmen die drei Anreiner-Gemeinden Leck, Klixbüll und Tinningstedt die Mammutaufgabe der Bauleitplanung, auch die WFG Nordfriesland ist von Anfang an mit im Boot.

Auf dem Areal des ehemaligen Militärflugplatzes in Leck soll so bald wie möglich Wirtschaftskraft für die ganze Region gedeihen. Foto: Müller

Flugplatz bietet beste Voraussetzungen

Die vom Bundesverkehrministerium geförderte Machbarkeitsstudie Airconnect-NF hatte zum Ergebnis, dass der Flugplatz Leck beste Voraussetzungen für die Entwicklung autonomer Luftfahrttechniken im Wattenmeer oder auch über die Grenze nach Dänemark bietet.

Grund genug für die Beteiligten, sich für ein weiteres Förderprogamm zu bewerben, die Initiative „WIR!“ des Bundesforschungsministeriums, die für „Wandel durch Innovation in der Region“ steht.

Hochschulen als Forschungspartner

Und weil klar war, dass für eine erfolgreiche Bewerbung bei einem Programm des Forschungsministeriums auch Forschung geboten werden muss, wurden die Hochschulen in Flensburg und Heide als Bündnispartner gewonnen.

Genügend Gebäude gibt es auf dem Flugplatz Leck – es muss nur noch Forschergeist einziehen. Foto: GKU Standortentwicklung

Anknüpfungspunkte fanden sich nicht nur durch die regionale Nähe, sondern auch thematisch: So gibt es an der Hochschule Flensburg zum Beispiel eine Spezialistin für den Einsatz von Drohnen im Veranstaltungsbereich, zum Beispiel Drohnenballett als Feuerwerk-Alternative.

Mehr als 20 Bündnispartner

Die Fachhochschule Westküste in Heide forscht unter anderem im Bereich künstliche Intelligenz und Digitalisierung in der Landwirtschaft. Zum Bündnis gehören zudem mehr als zwanzig unterstützende Unternehmen und  Forschungseinrichtungen.

Auch die drei Gemeinden Klixbüll, Tinningstedt und Leck  sowie die Eura AG mit Sitz in Enge-Sande gehören zum Bündnis; hierzu läuft parallel auch ein 5G-Projekt mit dem Schwerpunkt autonomes Fliegen und Fahren für den Flugplatz Leck, für das erst kürzlich knapp vier Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium geflossen sind.

Projekt in Leck unter den besten 44

Zurück zur Drohnenforschung: In wenigen Monaten entwickelten die Partner eine  Strategie-Skizze rund um verschiedene Szenarien auf dem Flugplatz. 130 Bündnisse bewarben sich beim „WIR!“-Programm, in die nächste Förderrunde kamen 44. Darunter das Projekt in Leck, das inzwischen den Namen „UAM Inno-Region SH“ trägt. UAM steht für unmanned air mobility, unbemannte Luftfahrt.

Das Bundesforschungsministerium hat bis Sommer 2021 250.000 Euro für das Flugplatz-Bündnis zur Verfügung gestellt. Das Geld fließe zunächst in erste Studien, in welchen Bereichen Drohnen zum Einsatz kommen könnten, berichtet Andrea Jäger.

Umsetzungsphase startet im Herbst

Ende Mai muss das Innovationskonzept fertig sein. „Dann wird es begutachtet und – wenn die Begutachtung positiv ausfällt – startet es im Herbst in die sechsjährige Umsetzungsphase.“

Die Hoffnung, dass das „Unmanned Air Mobility Innovations-Center“ unter den 25 Projekten ist, die mit Unterstützung vom Bund auch umgesetzt werden, ist groß.

Auch Verteilung von Impfstoffen wäre möglich

Auch wenn viel Zeit und Energie für eine überzeugende Konzept investiert wird, bleibt das Gewinnen von Kooperationspartnern eine wichtige Aufgabe. Beispiel gefällig? „Die Firma Wingcopter möchte medizinisches Material von dem Festland auf die Inseln und Halligen ausliefern“, erläutet die Projektsprecherin.

Feilen an einer möglichen Zusammenarbeit: Andrea Jaeger (Wirtschaftsförderung NF), Leif-Ole Harders (Fachhochschule Westküste), Ansgar Kadura (Mitgründer von Wingcopter) und Hanna Steinebach (Projektmanagerin bei Wingcopter). Foto: Ina Kruse/WfG NF

Tatsächlich hat die Firma bereits im vergangenen Jahr mit ihren Drohnen Corona-Tests auf eine schottische Insel geliefert. Auch in afrikanischen Ländern seien bereits Impfungen in entlegene Gebiete transportiert worden, so Andrea Jäger weiter. „ Wir sind jetzt gerade mit Wingcopter im Gespräch, wie wir dieses Vorhaben in unserem Projekt unterbringen können.“

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