Inseln und Halligen

Extreme Wetterlage wirbelt Schiffsverkehr durcheinander

Extreme Wetterlage wirbelt Schiffsverkehr durcheinander

Extreme Wetterlage wirbelt Schiffsverkehr durcheinander

Gerd Arnold/shz.de
Amrum/Föhr/Halligen
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Die „Schleswig-Holstein“ vor Amrum. Foto: Gerd Arnold

Extreme Wetterphänomene erschweren zurzeit den Schiffsverkehr auf die Inseln und die Halligen.

Seit Dezember fahren die Schiffe der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) pandemiebedingt nach einem Sonderfahrplan. Dieser wird gerade überarbeitet und voraussichtlich bis zum 7. März in Kraft bleiben. Neben den Auswirkungen der Pandemie wirbelt dieser Tage auch immer mehr das Wetter den geregelten Schiffsverkehr durcheinander.

Seit mehr als einer Woche kommt der Wind aus östlichen Richtungen. Das bedeutet zwar für die Ostsee einen erhöhten Wasserstand, für die Nordsee jedoch das genaue Gegenteil. Dort fehlt das Wasser. Auf bis zu 1,5 Meter unter dem normalen Niedrigwasser fiel der Pegelstand zuletzt.

Extreme Niedrigwasserstände

Der Brückenkopf der Wyker Mittelbrücke ist bei normalem Niedrigwasser noch im Wasser. Das war am vorletzten Wochenende nicht mehr der Fall. Das Wasser war 50 bis 75 Meter weiter zurückgegangen und „man sah dort viele Seesterne liegen, die bekommt man sonst in dieser Anzahl nicht zu sehen“, erinnert sich Nick Obert, Leiter Be- und Vertrieb bei der W.D.R.

Auf Amrum lag der Schwimmsteg des Amrumer Yachtclub im Seezeichenhafen Wittdün auf dem Trockenen. Auch der Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ verlegte seinen Liegeplatz – zu Niedrigwasser – an den Fähranleger Wittdün.

Sonderfahrplan muss Niedrigwasserzeiten angepasst werden

Diese äußerst extremem Niedrigwasserstände führten in der vergangenen Woche dazu, dass die Fähren der W.D.R. an ihren Liegeplätzen in Schräglage – einseitig auf dem Trockenen – lagen. Durch jede Tide kommt es vor allen an den Anlegebrücken immer wieder zu Sedimentablagerungen, die dann ein An- und Ablegen bei extrem niedrigen Wasserständen dort nicht mehr zulassen. Kostenaufwendige Ausbaggerungen müssen dort laufend vorgenommen werden. Derzeit muss der Sonderfahrplan den Niedrigwasserzeiten angepasst werden.

Der gültige Sonderfahrplan wurde dann auch noch im wahrsten Sinne durch Sturm und eisige Witterung stark durcheinandergewirbelt. Zum „eisigen“ Ostwind gesellte sich am Anfang der letzten Woche stürmisches Wetter hinzu. Dauerfrost setzte ein und bei Temperaturen um ca. -10°C gefriert auch die Nordsee, es hat sich bisher aber nur eine dünne Eisschicht gebildet, die sich allerdings bei Ostwind und auflaufend Wasser in der Hafeneinfahrt von Wittdün auf Amrum übereinander schiebt. Bei Westwind schiebt sich das ganze vor Dagebüll auf. Die leistungsstarken Fähren mit einer Power von 2.774 bis 3.073 PS auf der Insellinie haben damit derzeit noch keine Probleme, doch wird die Schifffahrt unter solch extremen Bedingungen um Einiges schwieriger.

Mehrere Fahrten auf die Halligen gestrichen

Kapitän Heinrich von Holdt, der derzeit mit seiner MS „Seeadler“ auf der Halliglinie Schlüttsiel-Langeneß-Hooge die Versorgung der Halligen sicherstellt, sprach von schwierigen Bedingungen, aber bisher habe alles geklappt. „Zunächst mussten wir unseren Fahrplan den extremen Niedrigwasserständen anpassen und dann kam der Frost mit der Eisbildung“, so von Holdt.

Über das Deichsiel Schlüttsiel wird Süßwasser aus den Speicherbecken Nord und Süd des Hauke-Haien-Koog in die Nordsee gepumpt, dadurch verringert sich der Salzgehalt des Nordseewassers im Fährhafen Schlüttsiel und gefriert dort schneller als auf der offenen See. Das gefrorene Wasser schiebt sich dann mit dem Ebbstrom von der Küste hinaus aufs Meer und schichtet sich dann unter anderem am Anleger der Hallig Langeneß auf. Das bereitet dem „kleinen“ Fahrgastschiff beim Anlegen Probleme und so musste am Sonntag aufgrund des vorhergesagten Niedrigwasserstandes und der aktuellen Eislage der Ersatzfahrplan ersetzt werden.

Die für Sonntag vorgesehene Fahrt vom Festlandhafen in Schlüttsiel zur Hallig Hooge und zurück musste am Sonntagvormittag gestrichen werden. Die nächste geplante Möglichkeit, die Halligen zu erreichen, ist für Dienstag vorgesehen. Die Bewohner der Hallig Langeneß sind aber nicht ganz vom Festland abgeschnitten, gibt es doch den Lorendamm über Oland nach Dagebüll – derzeit allerdings eine frostige Angelegenheit.

Sonderfahrplan nach Plan

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gibt täglich eine Wasserstandsvorhersage für die Häfen bekannt, daraufhin entscheidet die W.D.R., wie gefahren werden kann und welche Verschiebungen es geben muss. Die Fährschiffe sind bei solchen Wetterextremen nicht einfach zu fahren, aber die Besatzungen haben bislang alles gut im Griff. Das Ende des Ostwindes ist vorhergesagt und auch die Temperaturen sollen sich der Jahreszeit wieder anpassen. Das lässt darauf hoffen, den Sonderfahrplan bald wieder nach Plan ablaufen lassen zu können.

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