Unterricht in der Pandemie

Eltern rufen nach mehr Schulbussen

Eltern rufen nach mehr Schulbussen

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Frank Jung/shz.de
Kiel
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Foto: Liesel Hoevermann

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Anlässlich der Ausweitung des Schulbetriebs nächste Woche sehen Eltern Sicherheitslücken durch zu wenige Schulbusse.

Angesichts des Wiederbeginns von Präsenzunterricht für die Schuljahrgänge ab Klasse 7 in der nächsten Woche sieht der Landeselternbeirat für Gemeinschaftsschulen Versäumnisse bei einer Entzerrung der Schülerbeförderung. „Die Zeit drängt“, mahnt Vorsitzender Torsten Muschinski. „Um die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten, darf hier nicht länger getrödelt werden.“ In weiten Teilen des Landes sei die Versorgung mit Schülerverkehren immer noch nicht ausreichend verbessert worden.

Insbesondere die Anpassung des Unterrichtsbeginns kann nur mit ausreichendem Vorlauf vorgenommen werden.

Torsten Muschinski, Landeselternbeirat Gemeinschaftsschulen

Muschinski gibt zu bedenken: „Insbesondere die Anpassung des Unterrichtsbeginns, was für eine Entzerrung ein gutes Mittel ist, kann nur mit ausreichendem Vorlauf und unter Absprache vieler Beteiligter vorgenommen werden.“

Vergaberichtlinie für Fördermittel aus dem Dezember erst Ende Februar fertig

Zwar hat die Landesregierung bereits im Dezember zusätzlich 4,4 Millionen Euro lockergemacht, damit die Kreise zusätzliche Busse für die Schülerbeförderung bezahlen können. Jedoch ist die für eine Vergabe an Busbetriebe nötige Richtlinie des Landes erst am 25. Februar in Kraft getreten. Insbesondere darüber äußert der Elternvertreter sein Unverständnis.

Das Land hat für die Richtlinie sehr lange gebraucht.

Joachim Schack, Omnibusverband Nord

Die Kritik teilt der Geschäftsführer des Omnibusverbands Nord, Joachim Schack. Er vermisst auch Engagement des Bildungsministeriums für einen gestaffelten Start des Unterrichts, um Busse zeitversetzt fahren zu lassen. Landesweit einheitlich müsse das organisiert sein, weil ein Teil der Busse kreisübergreifend fahre. „Und das Land hat für die Richtlinie sehr lange gebraucht. Dadurch konnten Verstärkerverkehre noch nicht in dem Maße vorbereitet werden, wie es mit dem Geld möglich wäre“, so Schack. Fahrzeuge, insbesondere stillstehende Reisebusse, gebe es mehr als genug. „Die Unternehmen brauchen trotzdem Vorlaufzeiten, sagt der Geschäftsführer. Unter anderem könnten mehrere Wochen vergehen, bevor eine Zulassungsstelle Busse wieder das Go zum Fahren erteile.

Als „schwer nachvollziehbar“ bezeichnet Schack, warum Schleswig-Holstein nicht wie Niedersachsen oder Hessen einen festen Zuschuss pro zusätzlichem Bus und Tag festgelegt hat. In Hessen seien es 500 Euro. 350 bis 450 Euro hielte der Verband im Norden für ausreichend. Jetzt gebe es einen Unterbietungswettbewerb. Von teils nur 150 Euro pro Bus und Tag sei zu hören. Manche fragen, ob das mit Sicherheitsanforderungen und angemessener Bezahlung für Fahrer vereinbar sei.

Bildungsministerium sieht sich für praktische Fragen nicht zuständig

Das Bildungsministerium begründet das Inkrafttreten der Vergaberichtlinie erst in der letzten Februar-Woche mit „außerordentlich hohem Abstimmungsbedarf mit den Kreisen“. Unter anderem habe sichergestellt werden müssen, dass aus den 4,4 Millionen wirklich nur Schülerverkehre bezuschusst werden. Auch seien die Interessen der Kreise verschieden, etwa habe der Kreis Pinneberg mit seinem guten Schienen-Angebot gar keinen Bedarf an zusätzlichen Bussen für Schüler signalisiert. Anlass für weitere Aktivitäten sieht ein Ministeriumssprecher nicht: „Schülerbeförderung ist nicht unsere Baustelle, sondern die der Kreise.“

Allerdings waren und sind diese Planungen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.

Carsten Schreiber, Landkreistag

Der Landkreistag versucht zu beruhigen: „In allen Kreisen laufen jetzt engagierte Planungen für zusätzliche Schülerverkehre“, betont der stellvertretende Geschäftsführer Carsten Schreiber. Der Kreis Plön etwa habe zusätzlich zu130 regulär vorgesehenen Schülerbussen zwölf zusätzliche bestellt. „Allerdings waren und sind diese Planungen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.“ Die Einschränkung des Präsenzunterrichtes und die unklare Öffnungsperspektive seien die Haupt-Hindernisse. Dafür sei es zweitrangig, ob zusätzliche Busse aus dem 4,4-Millionen-Programm finanziert würden oder vorab aus Eigen-Mitteln der Kreise. Auch das hätten einige angeschoben, etwa der Kreis Rendsburg-Eckernförde.

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