Corona-Virus

Danish Crown Husum: Fast jeder dritte Schlachter infiziert

Danish Crown Husum: Fast jeder dritte Schlachter infiziert

Danish Crown Husum: Fast jeder dritte Schlachter infiziert

Carlo Jolly/shz.de
Husum
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Wann darf er wieder öffnen? Danish-Crown-Sprecher Jens Hansen musste das Werktor schließen. Foto: Carlo Jolly

Schon 99 Corona-positive Mitarbeiter bei Danish Crown: Klettert die 7-Tage-Inzidenz über 100, können Schulen nicht öffnen.

Nun wird der Husumer Schlachthof  zum Treiber der Corona-Pandemie in Nordfriesland: Insgesamt 99 positive Covid-19-Fälle zählt das  Schlachtzentrum von Danish Crown,  nachdem 272 der 332 PCR-Tests seit Freitagvormittag vorliegen – noch einmal 40 mehr als am Donnerstag. Quote: 36 Prozent. Mutationen wurden unter den Schlachthof-PCR-Tests nicht gefunden. Damit ruht der Betrieb im Schlachtzentrum zunächst weiter. Sonnabendmittag will der Kreis Nordfriesland entscheiden, wie lange.

Wiederaufnahme des Schulbetriebs in Gefahr

Wenig spricht dafür, dass kommende Woche wieder Rinder in Husum geschlachtet werden. Klettern die Corona-Fälle im Kreis nun wieder über die 100er-Inzidenz, wäre zum Beispiel die Wiederaufnahme des Schulbetriebes am 22. Februar in Nordfriesland in Gefahr, bestätigt Kreis-Sprecherin Dagmar Schulze.

Aus welchen Gruppen die rund 100 neuen Fälle kommen, weiß das Schlachtunternehmen noch nicht:  Unter den 332 Getesteten sind 207 Beschäftigte aus der Stammbelegschaft, 20 Veterinäre sowie 105 von externen Dienstleistern, darunter das komplette Reinigungspersonal. Konzernsprecher Jens Hansen hat für die hohe Zahl der Positivtests auch keine Erklärungen: „Es ist fast merkwürdig, dass wir nach den Tests gar keine Leute mit Symptomen hatten“.  Die komplette Stammbelegschaft sei im Fleischzentrum getestet worden.  „Wir tun alles, was möglich“, versprach er: „Wir haben schon mehr als 50 Schlafplätze in und um Husum organisiert.“

"Diejenigen, die nicht positiv getestet sind, sollen aber nicht mit Infizierten zusammenwohnen.“

Jens Hansen, Konzernsprecher

Das Problem: Es gibt auch nach dem Aus für das  Prinzip Werkvertragsarbeiter zum Jahreswechsel immer noch zahlreiche angemietete Wohnungen und Zimmer, in denen Beschäftigte aus Schlachthof und Reinigung zusammen wohnen: "Diejenigen, die nicht positiv getestet sind, sollen aber nicht mit Infizierten zusammenwohnen“, verspricht Hansen, der Donnerstag und Freitag mit einem rund zehnköpfigen kleine Krisenstab im vorübergehend stillgelegten Husumer Werk tagte. 

Danish-Crown-Sprecher Jens Hansen musste das Werktor in Husum schließen. Foto: Carlo Jolly

Auch über das kommende Wochenende soll das Hygienekonzept verbessert werden, erklärt der Mann aus der Firmenzentrale im dänischen Randers: „Unsere Erfahrung ist, wenn wir alle zwei Tage testen, können wir die Kontrolle über die Situation gewinnen.“ Ob die Mitarbeiter sich eher im Betrieb oder eher in ihren Wohnungen angesteckt haben, ist noch unklar: „Wir können nicht sagen, dass es nicht die Produktion ist.“ Das Management prüft gerade alle Stationen des Schlacht- und Zerlegeprozesses.

Ansteckung im Wohnumfeld möglich

Denkbar ist nach der Praxis der Branche aber auch, dass es Ansteckungen im Wohnumfeld oder beim Transport zum Betrieb gegeben haben könnte. Schon in Flensburg gab es nach Silvester einen großen Ausbruch rund um Beschäftigte einer Fischfabrik in Handewitt sowie der fleischverarbeitenden Betriebe in Angeln. Fakt ist: Werks- und Leiharbeiter von Danish Crown in Husum wurden in Teilen von den gleichen Subunternehmen mit Personal beliefert. Das bestätigen Gewerkschafter des DGB Schleswig-Holstein Nordwest und die Stadt Flensburg: „Die gleiche Leiharbeitsfirma stellt Leute für drei Betriebe“, sagt Flensburgs Stadtsprecher Christian Reimer.

Unterdessen kündigt die Tierschutzorganisation Peta für Dienstag von 10.30 bis 11 Uhr vor dem Husumer Schlachthof einen Protestaktion an. Deren Motto: „Schlachthöfe: Tödlich für Menschen und Tiere“.

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