WELTBLUTSPENDETAG

Mehr als 30 Liter Blut retteten Gerhard Schulz' Sohn

Mehr als 30 Liter Blut retteten Gerhard Schulz' Sohn

Mehr als 30 Liter Blut retteten Gerhard Schulz' Sohn

Lea Pook/shz.de
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Gerhard Schulz mit seinem Sohn Andreas vor dessen Unfall. Foto: Privat

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Für ein paar Tage sah es so aus, als würde Andreas, 26, einen schlimmen Unfall nicht überleben. Auf shz.de erzählt sein Vater, warum Blutspenden so wichtig ist und appelliert an den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Gerhard Schulz, 58, gebürtiger Flensburger und nun aus Handewitt, durchlitt im April dieses Jahres einen wahren Albtraum: Sein Sohn hatte einen Unfall, lag mehrere Tage im Koma – und es war nicht klar, ob er überleben würde. Auf shz.de erzählt er, wie er gerettet werden konnte. 

Am 14. Juni ist Weltblutspendetag. Sie haben sich bei uns gemeldet, weil in ihrem Leben eine Blutspende eine große Rolle gespielt hat. Was genau ist passiert?

Mein Sohn hatte Mitte April einen sehr schweren Unfall und wurde lebensgefährlich verletzt. Er hatte schwere innere Verletzungen – wenn da nicht genug Blut vorhanden gewesen wäre… Was ich aus dem Krankenhaus gehört habe: Er hat innerhalb von zwei Tagen – er ist wirklich sehr oft operiert worden, weil ganz viele Arterien und Adern geplatzt waren – weit über 30 Liter Vollblut gekriegt – und Plasma. 

 

Ich habe mittlerweile auch über 100 Blutspenden hinter mir. Das, was ich in 40 Jahren gespendet habe, hat eine Person innerhalb von zwei Tagen aufgebraucht. 

Wie geht es ihrem Sohn jetzt?

Mein Sohn liegt noch im Krankenhaus, in der neunten oder zehnten Woche. Es geht ihm – nach mittlerweile über 20 Operationen – soweit wieder ganz gut. Natürlich ist es noch ein weiter Weg zur Normalität, aber er wird irgendwann annähernd wieder der Alte sein. Ob er irgendwelche Sachen nachbehält durch den Unfall, können wir heute noch nicht sagen. 

 

Ist er noch auf Blutspenden angewiesen?

Nein. Die haben jetzt alles wieder zusammengenäht. Morgen ist die 21. Operation, aber nur eine oberflächliche. Er hat ein paar Nägel, Platten und Schrauben drin. Und er macht die ersten Gehversuche auf Krücken – er hatte sehr viele Brüche vom Becken an, das Gehen fällt noch schwer. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf, dafür, dass er anfangs eigentlich fast keine Chance hatte. Er lag fünf oder sechs Tage im künstlichen Koma. In diesem Zeitraum wurde er alle naselang operiert – das sah zehn, zwölf Tage gar nicht gut aus. 

Warum denken Sie, dass viele Menschen nicht regelmäßig zum Aderlass gehen, obwohl es eine gute Sache ist?

Ich glaube, wir leben heute in einer schnelllebigen Zeit, sodass viele Menschen gar nicht dran denken, das zu machen, obwohl sie könnten. Und die Aufklärung dazu ist viel zu wenig. Es gibt bestimmt viele Menschen, die zuhause sitzen und denken: Eigentlich müsste ich mal Blut spenden gehen und ihnen der letzte Tritt dafür fehlt.

Was würden Sie diesen Personen gerne sagen?

Man hilft jungen Menschen zu überleben. Mein Sohn ist 26. Ohne den Aderlass hätte er es nicht geschafft. Jeder Mensch, egal ob jung oder alt, hat doch verdient, so lange zu leben, wie es geht. Alle Menschen brauchen irgendwann mal eine Blutkonserve oder kennen irgendeinen Menschen, der mal eine braucht. Ich finde es wichtig, dass wir Deutschen wieder zusammenrücken und füreinander da sind und jeder, der das kann, sein Blut zur Verfügung stellt. 

Und es hat auch für einen selber gesundheitliche Vorteile: Das Blut wird untersucht, bevor es weitergegeben wird. Mich selbst hat man vor vielen Jahren nach zwei, drei Tagen angerufen und gesagt: „Pass mal auf, mit deinem Blut stimmt was nicht“. Dadurch, dass ich Blutspender bin, hat man rechtzeitig entdeckt, dass ich eine Krankheit habe. 

 

Zudem kriegt man eine Aufwandsentschädigung und das Parkgeld bei der Diako in Flensburg erstattet: Wenn man das in die Spardose tut, wie meine Frau und ich – vier Mal im Jahr – dann geht man schön essen davon. Das ist dann so ein kleiner Bonus. 

Und man kann das Leben von einem jungen Menschen retten, der noch viel vor sich hat.

Der hat noch ganz viel vor sich. Außerdem ist es auch für einen selbst. Man hat Menschen geholfen, wieder auf die Beine zu bekommen. 

Es fängt bei den Blutspendern an, ohne die geht es gar nicht erst los. Das sind die ganz stillen Helden auf der Rückbank. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass es sie gibt. Und dafür, dass wir so gute Chirurgen haben, so gute Unfallintensivstationen, die ganzen Schwestern, Ärzte, das Pflegepersonal – alle, die geholfen haben. Die sind unterbesetzt und haben trotzdem noch ein Lächeln für einen oder können einen noch mal streicheln. Das Personal in der Flensburger Diako, hat sich – darf ich das jetzt mal so sagen – echt den Arsch aufgerissen, um meinen Sohn zu retten. 

Deswegen fordere ich jeden Menschen auf, zwei, drei oder vier Mal im Jahr Blut zu spenden. Das ist die Ausgangsposition für Chirurgen und Ärzte, um Leben zu retten.

 

Orte und Termine in Flensburg

  1. In der Diako kann im Institut im Bertha-Brix-Haus zu folgenden Termine ohne Anmeldung Blut gespendet werden:

    Montag 10 bis 15 Uhr
    Dienstag / Donnerstag 12 bis 18 Uhr
    Mittwoch nur auf Bestellung
    Freitag 7.30 bis 15 Uhr

    Neuspender sollten spätestens eine Stunde vor Ablauf der Zeiten kommen, bei den nächsten Terminen geht es meist schneller. Nähere Informationen gibt es online oder unter: 0461 812 -16 55 oder -16 51
     
  2. Beim Deutschen Roten Kreuz kann an wechselnden Orten Blut gespendet werden.

    So finden zum Beispiel 

    am Dienstag, den 15. Juni in der Gemeinschaftsschule in der Friesischen Lücke 7 von 16:00 – 19:30 Uhr,
    am Donnerstag, den 15. Juli im Deutsches Haus von 16:00 – 19:30 Uhr 
    und am Donnerstag, den 5. August in der UNESCO Schule (Bahnstr. 20) von 15:30 – 19:00 Uhr 

    Blutspendeaktionen statt. 

    Um Voranmeldung wird gebeten. Mehr Informationen zu Orten und Terminen erhalten Sie online.

 

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