Mobilität

Bundesverkehrsminister befürwortet grenzüberschreitendes Deutschlandticket

Bundesverkehrsminister befürwortet grenzüberschreitendes Deutschlandticket

Daumen hoch für grenzüberschreitendes Deutschlandticket

Berlin/Flensburg
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Damit Menschen ein Angebot wie das Deutschlandticket auch nutzen, müssten Bahn und Bus erstmal fahren, meint SSW-Politiker Stefan Seidler. Foto: Sven Windmann/shz.de

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Deutschland bekommt ab dem 1. Mai das 49-Euro-Ticket für den ÖPNV. Bundeswirtschaftsminister Volker Wissing begrüßt die Diskussion darüber, dass solche Monatskarten in Zukunft auch grenzüberschreitend gelten könnten und greift damit eine Forderung des Abgeordneten Stefan Seidler vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) auf.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sieht das neue 49-Euro-Ticket in Deutschland als Vorreiter in Europa. Dies hätte man ihm bereits bei Besuchen unter anderem im Baltikum bestätigt, sagte er in einer Bundestagsrede am Donnerstag. „Viele diskutieren schon die Frage, wenn es nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Staaten solche Tickets gibt, könnte man sie dann vielleicht auch europaweit grenzüberschreitend anerkennen?“, so Wissing.

Unser Leben im hohen Norden ist eng verwoben mit unseren Nachbarn in Dänemark, mit täglichen ÖPNV-Verbindungen über die Grenze.

Stefan Seidler, SSW-Bundestagsabgeordneter

Der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler freute sich über die Äußerungen des Bundesverkehrsministers: „Dass sich Verkehrsminister Wissing in der Bundestagsdebatte nun offen für grenzüberschreitende Lösungen beim 49-Euro-Ticket zeigt, begrüße ich ausdrücklich. Ich hatte das in meiner Rede in der ersten Lesung im Februar explizit gefordert. In einem vereinten und vernetzten Europa müssen wir Mobilitätslösungen über Grenzen hinweg entwickeln. Tarif-Hemmnisse sind da der völlig falsche Weg.“

Als Repräsentant der dänischen Minderheit in Südschlswig betont er die Bedeutung solcher Initiativen für die Grenzregion. „Unser Leben im hohen Norden ist eng verwoben mit unseren Nachbarn in Dänemark, mit täglichen ÖPNV-Verbindungen über die Grenze.“ Und so sei es nicht nur an der deutsch-dänischen Grenze. „Wir leben in einem vereinten und vernetzten Europa. Auch für Menschen, die über Grenzen hinweg leben und arbeiten, braucht es beim ÖPNV attraktive Lösungen. Wir sollten Grenzregionen ermutigen und unterstützen, solche Lösungen zu finden. Grenzüberschreitende Mobilität darf keinen Tarif-Hemmnissen unterliegen“, so Seidler. Darüber müsse in Berlin mehr gesprochen werden.

Viele diskutieren schon die Frage, wenn es nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen Staaten solche Tickets gibt, könnte man sie dann vielleicht auch europaweit grenzüberschreitend anerkennen?

Volker Wissing, Bundesverkehrsminister

Wissing befürwortet europäische Lösung

Bei Volker Wissing hat das Thema offenbar Gehör gefunden, wenn auch eine Umsetzung noch in weiter Ferne scheint. „Ich finde solche Gedanken wunderbar. Das sind die nächsten Schritte. Nicht diejenigen, die wir heute gehen können, aber das man heute schon so ein Ticket als europäische Lösung denkt, freut mich jedenfalls sehr.“

Der Bundestag hatte am Donnerstag die Einführung des 49-Euro-Tickets beschlossen. Ein den Abgeordneten dazu vorgelegter Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP wurde mit der Mehrheit von SPD, Grünen und FDP gegen die Stimmen von CDU/CSU und AfD bei Stimmenthaltung der Fraktion Die Linke angenommen.

Jedes Ticket, sei es noch so billig, wird nichts bringen, wenn die Bahn oder der Bus nicht fährt.

Stefan Seidler, SSW

Das 49-Euro-Ticket – auch Deutschlandticket genannt – soll ab dem 1. Mai gültig sein. Es ist ein digitales, deutschlandweit gültiges Nahverkehrsticket zu einem Einführungspreis von 49 Euro pro Monat, das in einem monatlich kündbaren Abonnement angeboten wird.

Von 2023 bis 2025 beteiligt sich der Bund mit 1,5 Milliarden Euro pro Jahr an dem Vorhaben. Die Finanzierung des 49-Euro-Tickets über 2025 hinaus wird auf Grundlage einer Auswertung in zwei Jahren erneut geprüft.

Großer Sanierungsbedarf in Schleswig-Holstein

Seidler kritisierte in seiner Rede am Donnerstag allerdings auch den großen Sanierungsstau in Schleswig-Holstein. Es gebe enorme Herausforderungen im Verkehrsbereich und auch 49 Euro seien für viele Menschen weiterhin sehr viel Geld. „Jedes Ticket, sei es noch so billig, wird nichts bringen, wenn die Bahn oder der Bus nicht fährt.“

Er als Schleswig-Holsteiner fühle sich veräppelt. „Das Bahnnetz in Schleswig-Holstein ist in so einem schlechten Zustand, dass ich derzeit von meiner Heimat Flensburg mit dem Zug weder nach Kiel noch nach Hamburg komme“, so Seidler. Egal, ob man in Westerland, in Flensburg oder Kiel losfahre, die Endstation sei im Augenblick Pinneberg.

Das Netz müsse resilienter werden. Der Ausbau zusätzlicher Alternativstrecken sei nötig, um den „Knoten Hamburg“ zu entzerren. Hier seien höhere Investitionen erforderlich. Ein günstiges Ticket allein mache immer noch keine Verkehrswende.

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