Umstrittener Slogan

Aufschrei und Schmunzeln: „Der Beste Fick im Norden“

Aufschrei und Schmunzeln: „Der Beste Fick im Norden“

Aufschrei und Schmunzeln: „Der Beste Fick im Norden“

Sven Windmann/ shz.de
Busdorf
Zuletzt aktualisiert um:
Der Busdorfer Edeka-Markt und „Der Beste Fick im Norden“ sorgen gerade in den sozialen Netzwerken für Aufsehen. Foto: Screenshot Twitter/Sven Windmann

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Im Internet haben Fotos von Mitarbeiter-T-Shirts des Busdorfer Edeka-Marktes aktuell heftige Diskussionen ausgelöst. Inhaber Hans Wilhelm Fick und seine Frau Nicole nehmen das gelassen. Schließlich komme die Kritik nicht zum ersten Mal auf.

Es gibt sicherlich Nachnamen, mit denen man leichter durchs Leben kommt. Aber wenn man Fick heißt – was dann? Dann gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder man duckt sich und wird damit aufgezogen, oder man geht in die Offensive und dreht den Spieß um. Hans-Wilhelm Fick hat sich für die zweite Variante entschieden. „Klar wurde ich als Kind auch mal geärgert. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es besser ist, wenn man selbst immer noch einen drauf setzt und so den Leuten den Wind aus den Segeln nimmt.“ 

Ein Werbeslogan, der provoziert 

Ähnlich selbstbewusst reagiert er nun auch darauf, dass es gerade in den sozialen Netzwerken im Internet, auf Facebook, Twitter und Co., Diskussionen um ihn, seinen Namen und das, was er damit macht, gibt. Mal wieder, muss man sagen. „Denn“, so erzählt Fick, „das ploppt alle paar Jahre mal wieder auf.“ Das: Damit ist die Kritik an den T-Shirts und Pullovern gemeint, die der Busdorfer Edeka-Händler und seine Mitarbeiter seit vielen Jahren während ihrer Arbeit im Laden tragen, als sei es das Normalste der Welt. Obwohl auf deren Rückseite gut leserlich die Aufschrift: „Der Beste Fick im Norden“ prangt. 

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mitarbeiterinnen davon nicht begeistert sind.

Kommentar einer Facebook-Userin

 

 

 

Das also meint Hans Wilhelm Fick, den in Busdorf alle nur Hansi nennen, wenn er von „immer noch einen drauf setzen“ spricht. Und während er damit in seiner Heimatgemeinde und vielen Stammkunden offenbar gut ankommt, erntet er im Internet – neben viel Zuspruch – auch deutliche Kritik. Insbesondere deshalb, weil auf dem Foto, das dort nun viele Male geteilt und so weiterverbreitet wurde, eine junge Frau mit besagtem Pulli-Aufdruck zu sehen ist. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mitarbeiterinnen davon nicht begeistert sind“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Eine andere fragt sich „wie viele Anzüglichkeiten“ sich die weiblichen Angestellten wohl den ganzen Tag über anhören müssten und fügt an: „Es gibt Sachen, die macht man nicht.“ Weitere Kommentare lauten „mehr als grenzwertig“ oder „geht gar nicht“. 

 

Hans Wilhelm Fick und seine Frau Nicole, die den Nachnamen nach der Hochzeit bewusst angenommen hat, verstehen die Kritik. Sie sind aber überzeugt davon, dass sie in erster Linie von Menschen kommt, die nicht in Busdorf und der näheren Umgebung leben. „Tatsächlich gibt es seit 1894 einen Kaufmann namens Fick hier im Ort. Wir machen das jetzt in vierter Generation. Man kennt uns – und auch unsere Klamotten und Sprüche.“ Kritik, so betont Nicole Fick, die selbst die T-Shirts und Pullover trägt, habe sie im Laden noch nie gehört. Auch habe sie keine anzüglichen Sprüche oder Kommentare, die unter die Gürtellinie gingen, einstecken müssen. „Und das haben wir auch noch nie von unseren Mitarbeiterinnen gehört. Im Gegenteil: Wir alle können drüber lachen, egal ob Mann oder Frau.“

Stehen zu ihrem provokanten Werbe-Spruch: Nicole und Hans Wilhelm Fick in ihrem Edeka-Laden. Foto: Sven Windmann

Von den Stammkunden kommt Zuspruch 

Das gilt auch für einige Kundinnen, die gestern Nachmittag in dem Laden ihren Einkauf erledigen. „Wir kennen das ja gar nicht anders“, sagt eine ältere Dame und fragt, was daran denn schlimm sein solle. Eine jüngere Frau kann sich zumindest vorstellen, „dass Kunden, die von außerhalb kommen, sicherlich erstmal irritiert sein könnten, wenn sie die Aufschrift lesen. Aber wir Busdorfer? Nein, wir finden das gut.“ Und eine dritte Frau, die das Gespräch mitbekommt, sagt nur beiläufig: „Man muss doch nicht immer alles auf die Goldwaage legen.“ 

Finde ich gut, wenn man zu dem Namen steht.

Kommentar eines männlichen Facebook-Users

 

Tatsächlich ist es offenbar so, dass Kunden oder auch Lieferanten in den vergangenen Jahren gezielt nach den bedruckten T-Shirts gefragt haben. Das kam so oft vor, dass man sie inzwischen tatsächlich kaufen kann. Noch gefragter seien laut Fick allerdings die entsprechenden Einkaufstüten, die gerade bei Touristen der Renner seien. 

Und so finden sich dann auch in der aktuellen Diskussion viele positive Kommentare in den verschiedenen Foren im Internet. „Finde ich gut, wenn man zu dem Namen steht“, ist dort von einem männlichen Nutzer zu lesen. Insgesamt handelt es sich bei den Befürwortern in der Mehrzahl – wie zu erwarten – um Männer.

Hans Wilhelm Fick zieht mit seinem Laden im Sommer vom Busdorfer Ortszentrum an einen neuen Standort an der B76 um. Foto: Sven Windmann

Für die Busdorfer Edeka-Händler spielt indes bei der ganzen Geschichte auch der Werbeaspekt eine wichtiger Rolle. „Es ist doch toll, wenn sich so viele Leute damit auseinandersetzen und über das Thema diskutieren“, sagt Hans Wilhelm Fick. Das sei ja das Schöne an Deutschland, „dass hier jeder frei seine Meinung sagen darf.“ Er wolle mit seinem Werbespruch niemanden verletzen oder gar Sexismus fördern.

Dass dieser aber durchaus polarisiere, sei ihm bewusst. Deshalb müssten weder seine Mitarbeiter noch seine Mitarbeiterinnen die „Der Beste Fick im Norden“-Kleidung tragen. Ob diese das vielleicht nur täten, weil sie Angst hätten Nein zu sagen? Dem widersprechen die beiden vehement. Aber: Er und seine Frau hätten Anfragen von einer Frauenfußball-Mannschaft und mehreren Jugendteams, die den Spruch gerne als Werbung auf ihren Trikots haben wollten, abgelehnt. „Da haben auch wir gesagt, dass wir das lieber nicht machen“, waren sie sich einig. 

Mehr lesen