SG FLENSBURG-HANDEWITT

Johannes Golla hat ein turbulentes Jahr hinter sich

Johannes Golla hat ein turbulentes Jahr hinter sich

Johannes Golla hat ein turbulentes Jahr hinter sich

Holger Petersen/shz
Flensburg
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Lust auf mehr: Johannes Golla ist stolz auf die vergangene Saison, aber nicht zufrieden. Foto: Imago Images/Beautiful Sports

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Für den 23-jährigen Musterprofi war die vergangene Siason sportlich wie privat aufregend und anstrengend zugleich. Nun geht's nach Tokio.

Er hat sich gegen die kräftigsten „Abwehrbullen“ durchgesetzt, hat den besten Torhütern die Bälle um die Ohren geworfen und die stärksten Rückraumkanoniere an die Kette gelegt. Johannes Golla ist ein Mann für alle Fälle – und bei der SG praktisch unersetzlich. 

Und doch gibt es einen Menschen, gegen den der Kreisläufer den Kürzeren zieht: Tochter Juna Liv. Und zwar beim Thema „sportlicher Vater-Tochter-TV-Abend“. „Sie lässt mir keine Ruhe, da hab’ ich keine Chance. Sie mag nicht gerne Handball gucken.“ 

 

Prädikat „Musterprofi“ 

Das ist aber fast das einzige, was in Sachen Handball (noch) nicht klappt. Ansonsten läuft es fast perfekt für den 23-Jährigen, dem das Prädikat „Musterprofi“ anhaftet. „Über Johannes’ Leistung braucht man keine Worte zu verlieren“, lautet eine häufig gemachte Aussage von Trainer Maik Machulla über das Krafpaket am Kreis.

 

Flensburg und Golla – das passt. „Die SG ist ein riesiger Glücksgriff für mich“, erklärt der Nationalspieler, der kurz vor seiner ersten Olympia-Teilnahme steht. 

Wie bereits in den vorherigen Spielzeiten hat der 1,95 Meter große Modellathlet auch in dieser Saison wieder einen Schritt nach vorn gemacht – obwohl die letzten Monate seinem Empfinden nach „sehr anstrengend, turbulent und von Rückschlägen geprägt“ waren. Sein Fazit: 

 

Ich wollte mich weiterentwickeln, ich wollte viele Erfahrungen sammeln – das habe ich geschafft.

Johannes Golla, SG-Kreisläufer

 

Verletzung, Geburt, Corona, WM 

Wohl wahr, wohl wahr. Denn: Während dieser Saison ist viel passiert im Leben der Flensburger Nummer vier: die bittere Fußverletzung in der Vorbereitung, die alles in den Hintergrund stellende Vaterrolle, die sorgenreiche Corona-Erkrankung samt Quarantäne, der unaufhaltsame Aufstieg zum Leistungsträger in der Nationalmannschaft samt erster WM-Teilnahme – und die vielen Höhen und wenigen Tiefen mit seinem Club. 

Selbst er, der Sportjunkie, den man beim Krafttraining bremsen muss, ist froh, dass der letzte Vorhang gefallen ist. Golla gesteht: „Wir sind ganz schön auf dem Zahnfleisch gegangen.“ Und was bleibt nach dieser grandiosen Saison ohne Titel? „Stolz ja, zufrieden nein“, beschreibt er seine Gefühle nach dem Herzschlagfinale ohne Happy End.

 

Jetzt ist erst mal Urlaub angesagt. Besser gesagt: Kurzurlaub. Mit seiner kleinen Familie geht es für eine Woche zu den Großeltern in die hessische Heimat. Danach steht die Vorbereitung auf die Sommerspiele in Tokio – der Traum eines jeden Sportlers – an. Bundestrainer Alfred Gislason nominierte Golla für den 17er-Kader. Im August geht es dann wieder bei seiner SG los.   

Vorfreude auf Handball mit Zuschauern 

„Wir sind wieder in der Champions League vertreten, wir werden auch in der Meisterschaft wieder ganz oben angreifen. Ich habe Lust auf mehr.“ Und das aus gutem Grund, wie Golla erklärt: 

Handball ohne Zuschauer – das ist ein ganz anderer Sport. Es fehlten ein paar Prozente, die normalerweise die Fans bei uns Spielern herauskitzeln. Deshalb freue ich mich sehr auf die neue Spielzeit.

Johannes Golla, SG-Kreisläufer

 

Es wird das vierte Jahr im Flensburger Dress für den gebürtigen Rüdesheimer werden. Sein Vertrag bei der SG läuft noch bis Mitte 2023. Sollte er dann „auf dem Markt“ sein, so dürfte es an Interessenten nicht mangeln. Das weiß auch Dierk Schmäschke, der hinter vorgehaltener Hand schon mal verlauten ließ: „Wenn ich könnte, würde ich mit Johannes sofort bis 2030 verlängern.“

Vertragsverlängerung noch kein Thema 

Allerdings muss der SG-Geschäftsführer noch etwas Geduld aufbringen, denn dieses Thema ist im Hause Golla aktuell keins. Nur so viel sagt der Wahl-Flensburger dazu: „Es ist kein Geheimnis, dass meine Frau und ich uns hier in der Region sehr wohlfühlen. Jetzt gucke ich erst mal auf die nächste Saison.“ Es bleibe genügend Zeit, sich in Ruhe Gedanken über seine sportliche Zukunft zu machen.   

Und vielleicht hat bis dahin ja auch Tochter Juna Liv ihre Liebe zum Handball entdeckt.

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