Schule und Corona

Inhalt für die „Lern-Milliarde“

Inhalt für die „Lern-Milliarde“

Inhalt für die „Lern-Milliarde“

Frank Jung/shz.de
Kiel
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Foto: Marijan Murat

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Die Opposition legt Ideen vor, wie ein Schlagwort der Bildungsministerin in die Praxis übersetzt werden könnte.

Die Opposition im Landtag macht konkrete Vorschläge, wie Schüler Lernrückstände durch die Pandemie aufholen könnten. Das Bildungsministerium solle ein Programm auflegen, das Unterstützungsangebote mit Volkshochschul-Dozenten, Studenten und pensionierten Lehrkräften ermöglicht. Das fordern die bildungspolitischen Sprecher von SPD und SSW, Martin Habersaat und Jette Waldinger-Thiering. Sie haben für die kommende Landtagssitzung einen entsprechenden Antrag vorgelegt.

Damit wollen die Oppositionspolitiker das Schlagwort „Lern-Milliarde“ mit Inhalt füllen, das CDU-Bildungsministerin Karin Prien am Anfang der Woche in die Diskussion gebracht hatte. Einen solchen Betrag hält Prien deutschlandweit und überwiegend finanziert vom Bund für notwendig, um die Folgen des pandemiebedingten Unterrichtsausfalls aufzufangen.

Vor diesem Hintergrund zeigen sich Habersaat und Waldinger-Thiering irritiert, dass die Jamaika-Koalition einen ersten Anlauf von SPD und SSW für zusätzliche Schüler-Unterstützung in der letzten Landtagssitzung noch ignoriert hatte. „Grundsätzlich ist es ja gut, wenn die Bildungsministerin ihre Haltung in unsere Richtung korrigiert“, betont Waldinger-Thiering. „Unseren ersten Antrag im Landtag abzulehnen und nicht einmal zur Sache zu sprechen ist aber nicht sehr souverän. In der Haushalts-Debatte im Februar hätten wir doch gerade über zusätzliches Geld reden können. Wir brauchen nicht nur eine Lern-Milliarde, wir brauchen auch eine Bildungsministerin, die sich kontinuierlich um die Schulen kümmert.“

Einig sind sich SPD und SSW mit Prien zwar darin, dass die meisten Euros vom Bund kommen sollen. „Das kann aber eigenes Handeln im Land nie ersetzen“, so Habersaat – zumal das Land wegen seiner originären Zuständigkeit für die Schulen auch einen Beitrag werde leisten müssen.

SPD und SSW möchten jeder Schule einen Verfügungsfonds verschaffen, aus dem diese mit den genannten externen Kräften passende Nachhilfe in Präsenz oder auch per Video-Schalte organisiert. Förderunterricht, Tutorien oder Online-Sprechstunden kämen zum Beispiel in Betracht. Mindestens zehn Millionen Euro müsse das Budget für den Rest des Schuljahrs landesweit umfassen. Das wären 30 Euro pro Schüler. Eine weitere Idee: Mit den dann schon eingespielten Kräften könnten die Schulen auch gleich Lernangebote während der Sommerferien organisieren.

Darüber hinaus schlägt Habersaat vor, das Land solle den Schülern gratis Zugang zu eigentlich kostenpflichtigen Online-Lernangeboten verschaffen. Als Vorbild nennt er Bremen. Dort sind Lernvideos, Arbeitsblätter und Beratungs-Chats des Anbieters „Sofatutor“ über die Lern-Managementsysteme der Schulen zugänglich. Auch Gutscheine des Landes für private Nachhilfeinstitute könnten ein Baustein der Förderung sein, ergänzte Habersaat.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tobias von der Heide, wies darauf hin, dass das Land bereits zusätzliches Geld bewilligt habe, um Unterstützungskräfte in die Schulen zu holen. Dafür sei der Vertretungsfonds für das laufende Halbjahr um 7,8 Millionen Euro aufgestockt worden.

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