UMSTRITTENES BAUVORHABEN

Brunsbütteler Flüssiggas-Terminal kommt voran

Brunsbütteler Flüssiggas-Terminal kommt voran

Brunsbütteler Flüssiggas-Terminal kommt voran

Henning Baethge/shz.de
Brunsbüttel
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Blick in die Zukunft: So soll das LNG-Terminal an der Elbe in Brunsbüttel einmal aussehen. Foto: German LNG Terminal

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Investoren stellen Bauantrag für das 500-Millionen-Euro-Projekt – Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister ist zufrieden, Umweltschützer und Grüne sind alarmiert.

Eines der größten und umstrittensten Bauvorhaben in Schleswig-Holstein ist einen Schritt vorangekommen: Die Investoren des in Brunsbüttel geplanten ersten deutschen Import-Terminals für Flüssig-Erdgas, kurz LNG, haben beim Land den Bauantrag für wesentliche Teile des Projekts gestellt. „Am 30. Juni wurde der Antrag auf Planfeststellung für die Errichtung eines Hafens zum Umschlag von LNG in Kiel eingereicht“, teilte ein Sprecher des deutsch-holländischen Betreiberkonsortiums German LNG Terminal gestern mit. 

Schiffsanleger mit Platz für zwei Tanker von 345 Metern Länge 

Unter anderem sollen an der Elbe ein Schiffsanleger mit zwei Plätzen für Flüssiggastanker von bis zu 345 Meter Länge und 54 Meter Breite entstehen sowie Anlagen zur Verteilung von LNG per Tanklastern, Kesselwaggons und kleineren Schiffen. 

 

Damit sind die am Wasser liegenden Anlagen des 500 Millionen Euro schweren Projekts auf den Weg gebracht. Für die außerdem an Land geplanten LNG-Tanks mit je 165000 Kubikmeter Fassungsvermögen und die Regasifizierungsanlage zur Rückverwandlung des flüssigen in echtes Gas sowie die Anbindung ans Gasnetz ist ein weiterer, immissionsschutzrechtlicher Antrag nötig, der in den kommenden Wochen folgen soll. Am Ende soll das fertige Terminal jährlich acht Milliarden Kubikmeter Erdgas ins Netz einspeisen können. 

 

Wir hatten schon Ende 2020 damit gerechnet und freuen uns, dass es nun endlich voran geht

Thilo Rohlfs, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium

 

Im Ressort von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz, dessen Amt für Planfeststellung Verkehr über den gestellten Antrag entscheidet, begrüßt man den Fortschritt bei der Planung des Terminals. „Wir hatten schon Ende 2020 damit gerechnet und freuen uns, dass es nun endlich voran geht“, sagte Buchholz‘ Staatssekretär und FDP-Parteifreund Thilo Rohlfs. 

LNG soll klimafreundlichere Alternative zu Schiffsdiesel werden 

Im Ministerium hält man LNG in den nächsten Jahrzehnten für eine gute Übergangslösung, um vor allem Schiffe mit klimafreundlicherem Treibstoff fahren lassen zu können als dem bisherigen Diesel. Zudem hofft Buchholz, dass über das Terminal mittelfristig auch grüner, also mit Ökostrom erzeugter Wasserstoff importiert werden kann. 

Bei der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein ist man ebenfalls zufrieden. „Das Terminal wird entscheidend zur Weiterentwicklung des Industrie- und Hafenstandorts Brunsbüttel und zur energiewirtschaftlichen Stärkung Schleswig-Holsteins beitragen“, sagte Hauptgeschäftsführer Björn Ipsen. 

Wir werden uns aktiv an den Genehmigungsprozessen beteiligen und bei Bedarf rechtliche Schritte einleiten, um das Projekt endgültig zu stoppen.

Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe

 

Dagegen lehnen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und inzwischen auch Schleswig-Holsteins Grüne das Terminal ab. Sie haben zum einen Sicherheitsbedenken und fürchten zum anderen, dass vor allem umweltschädlich erzeugtes Fracking-Gas aus den USA importiert werden soll. „Wir werden uns aktiv an den Genehmigungsprozessen beteiligen und bei Bedarf rechtliche Schritte einleiten, um das Projekt endgültig zu stoppen“, verkündete DUH-Chef Sascha Müller-Kraenner. Laut Kieler Wirtschaftsressort wird es eine mehrtägige öffentliche Anhörung geben. 

Schleswig-Holsteins Grüne wollen Zuschuss vom Land streichen 

Die Grünen hatten schon auf einem Landesparteitag im Oktober ihre Landtagsfraktion aufgefordert, von dem im Koalitionsvertrag mit der CDU und FDP noch befürworteten Projekt abzurücken und die im Landesetat für die Projektplanung vorgesehenen 50 Millionen Euro „zu löschen“. Passiert ist beides aber bisher nicht.

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